FC Bayern Basketball:Hoeneß umarmt die Zwei-Meter-Riesen

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Nihad Djedovic (rechts) und Uli Hoeneß umarmen sich nach dem Gewinn der Meisterschaft (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • In einem dramatischen dritten Finalspiel drehen die Basketballer des FC Bayern eine fast verloren geglaubte Partie und sichern sich ihren fünften deutschen Meistertitel.
  • Gegner Alba Berlin bleibt fürs Erste nur der Trost, ein ebenbürtiger Widersacher gewesen zu sein.

Aus der Halle von Ralf Tögel, München

Ein Blick auf den ausgelassenen Jubel der Münchner Basketballer genügte, um zu verstehen, welch hartes Stück Arbeit der FC Bayern gerade für den entscheidenden dritten Sieg zum Gewinn der deutschen Meisterschaft hinter sich gebracht hatte. 93:88 (32:46, 76:76) nach Verlängerung rangen die Münchner leidenschaftlich kämpfende Gäste aus Berlin nieder, die über drei Viertel hinweg das Spiel bestimmt und noch fünf Minuten vor dem Ende wie der Sieger ausgesehen hatten. Doch der Titelverteidiger drehte die Partie in einer nervenaufreibenden Schlussphase und gewann seinen fünften deutschen Titel in der Vereinsgeschichte.

Neben den hüpfenden Zwei-Meter-Riesen lagen sich FCB-Präsident Uli Hoeneß und Trainer Dejan Radonjic in den Armen, sie hatten gerade "den nächsten Schritt auf unserem Weg" gemacht, wie Hoeneß fand. "Wenn ich das jetzt sehe, bin ich stolz, etwas beigetragen zu haben", sagte Hoeneß erkennbar bemüht, sich aus dem Fokus zu nehmen. Der Coach war einfach nur "stolz auf meine Spieler", die eine lange Saison zum erhofften Ende geführt hatten.

Alba Berlin war ein würdiger Endspielgegner, der dem Titelverteidiger alles abverlangt hatte. Seit der Spanier Alejandro "Aito" García Reneses vor zwei Jahren das Kommando übernommen hat, hat sich der achtmalige Meister nach zwei eher bescheidenen Spielzeiten wieder zur nationalen Topadresse entwickelt. Unter Aítos Regie erreichte Alba in den sechs gespielten Wettbewerben fünfmal das Finale, was Sportdirektor Marco Baldi ausdrücklich als großen Erfolg verstanden wissen will. Dass alle Endspiele oder Finalserien verloren wurden, sei weniger Makel als Beleg, "wie gut wir uns in den vergangenen beiden Jahren entwickelt haben".

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Das dritte Spiel ist ein Krimi: Lange führt Alba Berlin, doch dann dreht der FC Bayern die Partie - und wird deutscher Meister.

Aito unterstrich diese These: "Daran hätte ich nie geglaubt, als ich in Berlin angefangen habe, ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft." Zu seiner Zukunft - der Vertrag des 72-jährigen Spaniers läuft bekanntlich aus - werde er sich "nach einem Gespräch mit den Vereinsverantwortlichen äußern". Drei der fünf Finalunden (im Pokal unterlag Berlin Bamberg, im Eurocup Valencia) gingen gegen den großen Rivalen von der Isar verloren, doch Alba ist dem FC Bayern so eng auf den Fersen wie lange nicht. Das gab auch FCB-Geschäftsführer Marko Pesic zu: "Sie haben heute besser gespielt als wir", doch letztlich habe die Erfahrung, die sich die Bayern auch in 30 Euroleague-Partien angeeignet hatten, den Unterschied gemacht. Nihad Djedovic, zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählt, hatte eine simplere Erklärung für den finalen Erfolg: "Wir haben immer daran geglaubt und als wir unter zehn Punkte rangekommen sind, wussten wir, dass wir es noch packen."

Es war einmal mehr ein enger und intensiver Schlagabtausch der beiden derzeit besten deutschen Teams, doch im Gegensatz zu den ersten beiden Partien, die die Münchner trotz Fehlstarts 74:70 und 82:77 gewonnen hatten, fanden sie diesmal schnell ihren Rhythmus und führten 11:5. Die Berliner nahmen das allerdings reichlich unbeeindruckt zur Kenntnis, antworteten mit einer beeindruckenden Wurfquote und schlossen fast mühelos zum 12:13 auf. Im Gegensatz zu den Gästen zeigten die Bayern nun Wirkung, lediglich Djedovic, der 18 Punkte erzielte, traf verlässlich. Und das, obwohl er auch noch das Wirken von Berlins Spielgestalter Peyton Siva, der mit 21 Punkten überragender Akteur auf Seiten der Gäste war, lange und wirkungsvoll einzudämmen wusste. Aber das reichte nicht gegen starke Berliner, die das erste Viertel 22:15 auf ihre Seite zerrten. Auch nach den ersten zehn Spielminuten gelang den Bayern vor allem im Angriff herzlich wenig, Berlin baute den Vorsprung aus und zog mit 16 Punkten in Serie auf 28:15 davon. Erst Vladimir Lucic wusste den bisher größten Lauf in der Finalserie mit einem Dreier zu stoppen; der Serbe war es auch, der mit 23 Punkten den Münchner Bestwert des Abend erreichte und in der Schlussphase die wichtigen Akzente setzte.

Waren es in den ersten beiden Partien die Bayern, die dem Gegner mit bissiger Abwehrarbeit zusetzten, lief es nun andersherum: Berlin hielt den Meister dank einer rustikalen Defensive, aus der Albas mächtiger Center Landry Nnoko noch herausstach, in Schach - und auf Abstand. Zudem fand auf Seiten der Bayern kaum ein Akteur zu Normalform, offensichtlich drückte die Aussicht auf den fünften Meistertitel wie eine Tonnenlast auf die Schultern der Spieler: Zur Halbzeit führte der Gast verdient mit 46:32 Punkten. Es war jetzt wieder das Muster, mit dem die Münchner in den beiden vorherigen Spielen umzugehen gewusst hatten - Alba durfte sich austoben, die Bayern konterten. Doch dieses Mal hatte Berlin seine Lehren gezogen und hielt den Abstand weiter im zweistelligen Bereich. Ebenso konstant blieben die Fehlversuche der Gastgeber, egal wer sich versuchte. Dass Alba das Geschehen bestimmte, wurde auch durch einige Schiedsrichterentscheidungen erleichtert. Im Gegensatz zur ersten Final-Partie in München, in der sich die Gäste durch zwei strittige Pfiffe stark benachteiligt sahen, machten sich die Unparteiischen diesmal keine Freunde im Münchner Dome.

Berlin lag auch vor dem finalen Viertel noch recht komfortabel 62:51 in Front, doch der letzte Abschnitt geriet zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit. Weil die Gastgeber die Aufgabe verweigerten, leidenschaftlich kämpften und den Abstand sukzessive zum Schmelzen brachten. Beim 71:71 war erstmals der Ausgleich geschafft, der Rest war eine Sache des Willens - und etwas für die ausgebufften Profis in Reihen der Münchner. Spieler wie Lucic, Djedovic, Jovic (12 Punkte) und Danilo Barthel (15), die alle zweistellig trafen. "Und jetzt gibt es eine Feier, die sich gewaschen hat", stellte Hoeneß inmitten der Spieler in Aussicht, nachdem ihm Kapitän Barthel die Trophäe in die Hand gedrückt hatte. Und Derrick Williams, Münchens NBA-erprobter Amerikaner, taxierte in der allgemeinen Freude eine Rückkehr nach München zur kommenden Saison auf 50:50. Dann fügte er an: "Die Feier wird bis morgen früh dauern."

© SZ vom 24.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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