FC Bayern:Barça streckt sich wegen Thiago

FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Bald wieder daheim in Katalonien? Thiago Alcantara vom FC Bayern hat Pläne.

(Foto: Bongarts/Getty Images,)
  • Mittelfeldspieler Thiago vom FC Bayern kann sich offenbar eine Rückkehr in seine Heimat Barcelona vorstellen.
  • Doch die Katalanen könnten den Transfer nur mit viel Geld realisieren - und indem sie klare Regeln ihrer ureigenen Vereinspolitik brechen.

Von Javier Cáceres

Thiago Alcántara, Mittelfeldspieler des FC Bayern München und bei der spanischen Nationalelf, war eigentlich schon weg. Doch dann hielt ihn ein Radioreporter des Senders Onda Cero doch noch am Ärmel fest. Man höre und lese in letzter Zeit so viel über seine berufliche Zukunft, sie sei so ungewiss, wollte der Mann nach dem 1:1 im Weltmeisterschaftstestspiel der Spanier gegen die Schweiz von Thiago in Villarreal wissen.

"Meine Zukunft ist sonnenklar", antwortete Thiago mit Bestimmtheit, "wir fahren jetzt nach Madrid zurück, ruhen uns aus und bereiten uns dann auf unser erstes WM-Spiel vor". Das steht am 15.6. in Sotschi an, der Gegner ist Europameister Portugal mit seinem Kapitän Cristiano Ronaldo von Real Madrid. Da wird nachvollziehbar, dass der Bayern-Mittelfeldspieler nur mäßig Lust verspürt, die Spekulationen um seine Person zu nähren.

Zumal die Zeitungen sich auch so füllen. Die katalanische Zeitung Sport wartete mit der Meldung auf, dass sich mehrere Schwergewichte aus dem Kader des FC Barcelona bei der Vereinsführung für eine Verpflichtung Thiagos eingesetzt hätten. Er sei der perfekte Ersatz für Spaniens Nationalmannschaftskapitän Andrés Iniesta, 33, der dem FC Barcelona Lebewohl gesagt hat und nach der WM die Rente vergolden wird - in Japan.

Zwar hat der FC Barcelona gerade erst den 30-Millionen-Euro-Transfer des brasilianischen Mittelfeldspielers Arthur als perfekt vermeldet. Doch der Südamerikaner von Grêmio Porto Alegre ist jung und mit den Eigenheiten von Barcelonas Spielstil nicht vertraut; ob er als Iniesta-Ersatz sofort funktioniert, ist damit fraglich.

Thiago hingegen ist in Barcelonas Jugend großgeworden: Seinem Spiel wohnt daher die DNA des frischgekürten spanischen Meisters inne. Dass er zu Barça-Spielern wie Gerard Piqué, Jordi Alba oder Sergio Busquets passt - den Thiago am Sonntag gegen die Schweiz brillant als Sechser der spanischen Nationalelf ersetzte -, tut sein Übriges. Sie alle wissen, dass Thiago, 27, aus familiären Gründen gern nach Barcelona zurückkehren würde. Ihnen ist aber auch bewusst, dass Thiagos Rückkehr hohe Hürden im Weg stehen.

Einer der Gründe dafür ist, dass Thiago aus der Jugend des FC Barcelona stammt. Die offiziöse Klub-Doktrin lautet, dass kein Spieler zum Klub zurückkehren darf, der den Verein auf eigenen Wunsch (also: des Geldes wegen) verlässt. Das wäre nämlich ein fatales Signal an die Hochbegabten aus der Klub-Akademie, die schon im Jugendalter von europäischen Konkurrenten mit hohen Salären gelockt werden. Die Doktrin wurde zuletzt im Fall von Héctor Bellerín konsequent angewandt - obwohl Barça auf der rechten Abwehrseite dringenden Bedarf hat, den der heutige Profi des FC Arsenal gut decken könnte. Wird sich Barça im Falle Thiagos flexibler zeigen?

Schwierige Vereinspolitik

Ausgeschlossen ist das nicht. Barcelonas Manager Roberto Fernández gilt als ein großer Verehrer der Künste Thiagos und als guter Freund von Thiagos Vater und Berater Mazinho. Beide, Roberto und Mazinho, hatten in den neunziger Jahren gemeinsam beim FC Valencia in der ersten spanischen Liga gespielt. Dafür gilt Mazinhos Verhältnis zu Barcelonas Klubchef Josep María Bartomeu als angespannt, seit er den Wechsel von Thiagos Bruder Rafinha vom FC Barcelona zu Inter Mailand forcierte.

Robertos direkter Vorgesetzter wiederum, Josep Segura, plädiert angeblich ebenfalls aus vereinspolitischer Räson dafür, Thiago nicht zurückzuholen. Zumal sein Preis um Einiges höher liegen würde als die Ablösesumme, die 2013 bei seinem Wechsel zum FC Bayern fällig wurde. Nachdem der damals neue Bayern-Coach Pep Guardiola die Verpflichtung des Mittelfeldspielers ultimativ gefordert hatte ("Thiago oder nix!"), überwies der FC Bayern 25 Millionen Euro nach Katalonien. Mittlerweile wird als Verhandlungsbasis angeblich mehr als das Doppelte für Thiago aufgerufen. Der spanische Nationalspieler hatte erst im vergangenen Jahr seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2021 verlängert.

Ob Barcelona überhaupt das Geld dafür locker machen kann, hängt auch von Antoine Griezmann von Atlético Madrid ab, in dessen Vertrag eine Ablöse von 100 Millionen Euro festgeschrieben ist. Er galt vor kurzem als sicherer Neuzugang Barças, am Montag meldete aber die Zeitung ABC, der französische Offensivspieler habe seinen Kollegen bei Atlético gesagt, dass er es sich doch anders überlegt habe. Er wolle bei Atlético bleiben.

Das wiederum wurde vor dem Turnier von Griezmanns Management via L'Équipe dementiert. Griezmann, 27, habe sich noch nicht entschieden. Sollte Griezmann nicht nach Barcelona gehen, ist nicht gesagt, dass die Planstelle für Thiago frei würde. Denn auch der 26-jährige Däne Christian Eriksen (Tottenham Hotspur) gilt als Barça-Kandidat. Er dürfte zwar teurer sein - aber er hat anders als Thiago keine Barcelona-Vergangenheit.

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