Für alle, die nicht geschichtssicher sind: Ein kleiner Abstecher in die jüngere Geschichte war das, weil der Kombination Kimmich/Coman schon das Tor im Champions-League-Finale entsprungen war. Es war ein bisschen Lissabon in Fröttmaning.
Nun sah man den Bayern immer mehr an, was sie sind (= Titelverteidiger), sie hatten die Partie im Griff, und auch die Spanier bestätigten nun das über sie im Umlauf befindliche Klischee: jenes, wonach sie zäh verteidigen können, wobei sie dafür aber alle vorhandenen Spieler in die Pflicht nehmen müssen - auch jene, die wirklich gut kicken können, aber vor lauter Verdichten gar nicht mehr richtig dazu kommen. Das reichte nicht, um sich offensiv Respekt zu verschaffen, und unpraktischerweise blieben die Gäste auch hinten nicht fehlerfrei.
Nach einem Ballverlust ließ sich ausgerechnet das sonst so gerissene Atletico übertölpeln, Lewandowski startete einen schnellen Konter, fand Coman links im Strafraum, und dessen Querpass wuchtete Goretzka ins Tor (41.). Simeone hatte das am Spielfeldrand kommen sehen, er fuchtelte und schrie, aber auf ihn hörte ja keiner.
Zu Beginn der zweiten Hälfte musste die Bayern erst ein zu Recht aberkanntes Abseitstor überstehen (Suarez hatte Neuer die Sicht genommen), aber danach gelang ihnen das Kunststück, die Partie locker und trotzdem konzentriert zu Ende zu spielen. Tolisso (66., Fernschuss) und Coman (72., Solo nach Müller-Pass) erhöhten auf 4:0, und so dürfte die Botschaft in Europa schon wieder angekommen sein: Der Titelverteidiger hat leider gar keine Lust, in der neue Saison irgendwas herzuschenken.