FC Bayern:Alle sind ersetzbar - außer Costa

FC Bayern Munchen v GNK Dinamo Zagreb - UEFA Champions League

Hat sich nach wenigen Wochen schon etabliert: Bayern-Zugang Douglas Costa.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Für Douglas Costa muss sich der deutsche Herbst temperaturmäßig wie der Sommer in der Ukraine anfühlen. Als sich der Donezk-erprobte Brasilianer am Dienstagabend dem Ausgang näherte, zeigten die Temperaturen draußen vor der Fröttmaninger Arena nur noch einstellige Werte an. Doch der Profi des FC Bayern schlenderte lächelnd und leicht gekleidet durch die Katakomben, als würde er sich gleich zum Strand aufmachen und nicht in die kalte Nacht.

Er trug rote Turnschuhe ohne Socken, die lange Hose hatte er bis zu den Knien hochgezogen und um sein T-Shirt hatte er sich die lange Trainingsjacke geschnürt. Fünfeinhalb Jahre hatte Costa in Donezk verbracht, bevor er im Sommer nach München wechselte. In der Ukraine herrschen nicht nur bisweilen widrige klimatische Verhältnisse, es ist auch nicht gerade die erste Adresse für Fußballer, die sich nach großen europäischen Titeln sehnen.

Joshua Kimmich fügt sich wie selbstverständlich ein

Es hätte deshalb kaum einer geglaubt, dass Douglas Costa de Souza wenige Monate später der einzige Fixpunkt im System von Pep Guardiola sein würde. Der Spanier hat in dieser Saison die Rotation zu seinem neuem Prinzip erhoben, alle Feldspieler müssen mal auf der Bank Platz nehmen, alle sind ersetzbar, alle außer Costa. Der 25-Jährige spielt immer.

Auch beim lockeren 5:0 (4:0)-Sieg gegen Dinamo Zagreb in der Champions League stand der Hochgeschwindigkeitsfußballer in der Startformation und sorgte mit seinem trockenen und frechen Schuss ins kurze Eck für die 1:0-Führung (13.) Spätestens nach 24 Minuten, nach dem 3:0 von Mario Götze, war das Spiel gegen einen erschreckend schwachen Gegner entschieden. Die weiteren Tore erzielte Robert Lewandowski.

Für Guardiola taugte die Partie allerdings als weiterer Beweis dafür, dass er mit seinem neuen Bäumchen-rüttel-und-schüttel-dich-Prinzip richtig liegt. "Unser Sieg heute zeigt auch die Qualität der Mannschaft", sagte Jérôme Boateng: "Egal, ob Kimmich oder Coman spielen. Jeder im Kader hat Qualität und weiß, was zu tun ist."

In der Tat war es erstaunlich, wie selbstverständlich beispielsweise Joshua Kimmich sich in die Mannschaft eingefügt hat. Der 20-Jährige, der in der vergangenen Saison noch in der zweiten Liga für RB Leipzig gegen Mannschaften wie VfR Aalen oder den SV Sandhausen auflief, spielte für den Welt- und Europameister Xabi Alonso auf der Sechser-Position im zentralen Mittelfeld.

Er hat es in kurzer Zeit schon geschafft, ein Lieblingsspieler Guardiolas zu werden. Er ist passsicher, wendig und hat auch schon das taktische Foul von Xabi Alonso im Repertoire. "Es war sehr schön, von Anfang an zu spielen", sagte Kimmich. Er ist einer der Profiteure der Rotation und sagt selbstbewusst: "Wenn der Trainer mir nicht vertrauen würde, würde er mich in solchen Spielen nicht bringen."

"Die Mannschaft ist in Form"

Es kam ihm natürlich entgegen, dass seine Mannschaft das Spiel dominierte, den Ball durch alle Mannschaftsteile in Ruhe zirkulieren lassen konnte, ohne dass ein Zagreber sie groß daran gehindert hätte. In jedem Bayern-Training wird aggressiver verteidigt. "Wir haben heute aber von Anfang an zielstrebig Richtung Tor gespielt", sagte Thomas Müller. Im Vergleich zur Begegnung in Mainz (3:0) musste der Nationalspieler neben Xabi Alonso - der leicht angeschlagene Arturo Vidal war nicht im Kader - zunächst von draußen zuschauen, wie seine Mitspieler sich sehenswert durchs Mittelfeld kombinierten und diesmal auch schon in der ersten Hälfte die nötigen Tore schossen.

"Die Mannschaft ist in Form", lobte Guardiola hinterher: "Wir hatten eine gute Kontrolle über das Spiel und sind auf einem sehr guten Weg." Seine Aufstellung gegen Zagreb war schon als Zeichen für das Spiel am Sonntag gegen Borussia Dortmund zu deuten, er will den Verfolger mit einem Sieg unbedingt auf sieben Punkte distanzieren.

Zehn Lewandowski-Tore in sieben Tagen

Guardiolas muntere Wechsel irritieren seine Mannschaft nicht, im Gegenteil. Jeder, der reinkommt, will dem Trainer beweisen, dass er im vorigen Spiel zu Unrecht draußen saß. Der Konkurrenzkampf und die Breite des Münchner Kaders in dieser Saison sind erstaunlich, da Spieler wie Arjen Robben, Frank Ribéry oder Holger Badstuber im Moment verletzungsbedingt nicht einmal dabei sind. Ihr Fehlen macht sich kaum bemerkbar.

Die Bayern haben aus der schwierigen vergangenen Saison gelernt, als sie vor allem in der Champions League wegen der Verletzungen ihrer beiden Flügelstürmer haderten. Sie haben in Costa und Kingsley Coman die Außenpositionen schnell und dribbelstark perfekt ergänzt, Guardiola hat gleichzeitig erkannt, dass allen Spielern mehr Schonung guttut, damit sie auch bis ins letzte Saisondrittel von Verletzungen bewahrt bleiben, wenn es um die großen Titel geht. Diesmal will Guardiola unbedingt noch dabei sein, wenn die Trophäe in der Champions League vergeben wird. Deshalb gönnt er seinen Spitzenkräften immer häufiger Pausen.

Und wie man auch im Fall von Robert Lewandowski sieht, wirkt sich das nicht negativ auf den Rhythmus aus. Als Einwechselspieler schoss er fünf Tore gegen Wolfsburg, gegen Mainz kamen zwei weitere dazu, um diese Woche nun mit drei Treffern gegen Zagreb abzuschließen. "Nicht schlecht", findet Kapitän Philipp Lahm die zehn Tore in sieben Tagen. Aber beurteilen könne er diese Leistung des Polen beim besten Willen nicht, fügte er lächelnd hinzu: "Ich hatte noch nie einen Torlauf. Ich schieße ja nur alle paar Jahre ein Tor."

Gegen Dortmund wird Lahm die Chance bekommen, es Lewandowski gleichzutun. Guardiola wird gegen den engsten Verfolger mit Sicherheit in Bestbesetzung antreten. Mit Lahm - und auch wieder mit Douglas Costa, der auch draußen nicht daran dachte, seine Jacke anzuziehen.

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