FC Basel in der Schweizer Liga:Sich selbst der größte Gegner

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Die Spieler des FC Basel haben derzeit viel zu Jubeln.

(Foto: AFP)

Der FC Basel dominiert die Schweizer Liga, die Spannung ist abhanden gekommen. Nun beginnt die neue Saison - und der Konkurrenz bleibt immerhin die Hoffnung, dass es sich der FCB diesmal selbst schwer macht. Die Geschichte einer Herrschaft.

Von Andreas Babst

Was macht ein Fußballverein, wenn er fünf Meistertitel in Serie gewonnen hat und die Liga nach Belieben dominiert? Er gibt sich alle Mühe, dass die Gegner den Spaß nicht verlieren. Und so betont Georg Heitz, Sportdirektor des FC Basel, dass der Klub "dieses Jahr viel Zeit brauche". Zeit, um die Abgänge von wichtigen Spielern zu verdauen. Zeit, um den neuen Trainer in den Verein zu integrieren. Zeit, die der FC Basel eigentlich nicht hat; denn an diesem Samstag startet die Super League, die oberste Liga der Schweiz, in die neue Saison. Doch ist der Seriensieger aus Basel nun wirklich angreifbar geworden? Viele glauben nicht daran.

Der FC Basel spielt eigentlich in einer eigenen Schweizer Liga. Die Basler werden gerne mit Bayern München verglichen: Beide haben das Selbstverständnis, jede Spielzeit als Meister zu beenden. Beide leisteten sich während der vergangenen Spielzeit gerade einmal zwei Niederlagen in der Liga. Beide Klubs überragen mit ihren Budgets die Liga-Konkurrenz - der "kleine FCB" setzte im vergangenen Jahr 72 Millionen Euro um. Das ist mittleres Bundesliganiveau, in der Schweiz allerdings unangefochten.

Es gibt Vereine in der Schweiz, die lauern. Sie kommen aus Zürich und Bern. Doch mehr als einmal zwischendurch einen Pokalwettbewerb zu gewinnen, liegt in der Ära FC Basel einfach nicht drin. Und ein Ende dieser Ära ist nicht in Sicht. Die Gegner sind zu sehr mit Führungs- und Spielerwechseln beschäftigt, so sucht sich der FC Basel ernstzunehmende Gegner in Europa.

Zwei Siege gegen FC Chelsea gelangen im vergangenen Jahr in der Gruppenphase der Champions League, Wochen später verpassten die Schweizer gegen Valencia den Einzug ins Europa-League-Halbfinale erst in der Verlängerung. In diesem Jahr ist der Schweizer Meister - wegen des Uefa-Länder-Koeffizientens - direkt für die Champions-League qualifiziert, das verdanken die Basler vor allem sich selber.

In einer Liga ohne wirkliche Gegner wird die eigene Erwartungshaltung zum ärgsten Widersacher. "Es gab Spiele in dieser Saison, wo die kreative Performance nicht so war, wie wir sie auch selber erwarten", sagte Sportdirektor Heitz am Ende der vergangenen Saison in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung. Nur gewinnen reicht für den FCB nicht mehr - es soll ein Spektakel sein.

Schweizer Talente ziehen fort

Der FC Basel zog Konsequenzen: Ende Mai wurde Trainer Murat Yakin entlassen, kurz nachdem er den zweiten Meistertitel in Serie gewonnen hatte. Inoffizieller Grund: zu wenig attraktive Spiele - Yakins defensiver Resultatfußball wurde von Vorstand und Fans nicht goutiert, Erfolge hin oder her. Dass der ehemalige Verteidiger vom VfB Stuttgart bei den Spielern nicht gerade beliebt war, trug zum Abgang bei. "Es war eine einvernehmliche Trennung", sagte Heitz damals. Natürlich.

Nun soll ein anderer den Offensiv-Fußball an den Rhein zurückbringen. Der neue Trainer ist der portugiesische Schöngeist Paulo Sousa und der weiß, in was für einem Klub er gelandet ist: "Alle wollen am liebsten beim FC Basel spielen", sagt er.

Für die hohen Ansprüche des Serienmeisters reicht es jedoch nicht, einfach den anderen Schweizer Klubs die besten Fußballer wegzukaufen. Stattdessen ist der Kader ein wildes Gemisch von jungen Spielern aus aller Welt, die in Basel das europäische Schaufenster suchen und oft gewinnbringend wieder verkauft werden. Zuletzt wechselte der Ägypter Mohammed Salah von Basel zu Chelsea - für 13 Millionen Euro. Nächster Kandidat, der in ein paar Monaten vergoldet werden soll: der 24-jährige Japaner Yoichiro Kakitani, der gerade von Cerezo Osaka verpflichtet wurde und am Donnerstag am Flughafen Basel landete.

Der FC Basel wird nicht nur zu groß für die Schweiz, sondern auch zu groß für die Schweizer Talente. Die hoffnungsvollen Einheimischen treten in Basel in Konkurrenz mit hungrigen Spielern vom globalen Markt. Die Folge: Junge Schweizer bevorzugen mittlerweile den Schritt zu einem kleineren ausländischen Verein, um dort die Karriere zu lancieren. So gesehen bei Josip Drmic der von Zürich nach Nürnberg wechselte oder dem neuen Freiburg-Torwart Roman Bürki, der von den Grasshoppers kommt. Das Unvermögen der Vereine, ihre Talente zu halten, verstärkt die Dominanz der Basler noch weiter.

Bleibt den anderen Erstligisten also nur zu hoffen, dass der FC Basel mit seinem neuen Trainer wirklich Zeit braucht, um den Tritt zu finden. Viel Zeit.

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