FC Basel in der Champions League:Populärer als das Chuchichäschtli

Power, Teamgeist, Draufgängertum: Mit diesen Mitteln will der FC Basel den Favoriten aus dem Nachbarland ärgern. Die Hoffnungen der Schweizer ruhen dabei auf Xherdan Shaqiri, der im kommenden Sommer zum Gegner nach München wechselt. Der kleine Flitzer scherzte deswegen bereits mit Bayern-Coach Heynckes am Telefon.

Jonas Beckenkamp

In der Politik gelten Schweizer als bedachte Diplomaten, die sich gerne aus kniffligen Angelegenheiten raushalten - nicht so im Fußball. Dort scheinen die Eidgenossen vor dem Achtelfinal-Hinspiel des FC Basel gegen den berühmten Gegner aus München regelrechte Hitzewallungen zu entwickeln.

FC Basel - Training & Press Conference

Zuversichtlich ins Hinspiel: Xherdan Shaqiri konzentriert sich ganz auf die Partie gegen die Bayern - im Sommer wird er selber Münchner. 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Obwohl sie sich ihrer Außenseiterrolle bewusst sind, geraten die Schweizer ins Schwärmen, als handle es sich bei den Rotblauen aus Basel gar um ihre geliebte "Nati". Freilich sind die großen Bayern der Favorit, gewiss verfügen sie auf allen Positionen über die besseren Einzelspieler - aber in Angst erstarren muss deswegen im Alpenland keiner, so der Medientenor.

Es sei das "vielleicht bedeutendste Spiel der Klubgeschichte", heißt es in der Neuen Zürcher Zeitung, wo der Klub aus der Stadt am Rhein wegen seiner vielen einheimischen Spieler als "Glücksfall für den Schweizer Fußball" besungen wird. Vorbei die Zeiten als in Basel Namen wie Chipperfield, Gimenez oder Petric zwar für Qualität standen, aber nicht für eigene, eigdenössische Fußballkunst.

Für die Basler ist es bereits etwas Besonderes, die Runde der letzten 16 in dieser Champions League überhaupt erreicht zu haben. "Die ganze Regierung, die ganze Stadt freut sich auf das Spiel", sagte Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri auf der abschließenden Pressekonferenz staatstragend. Er hatte wirklich "Regierung" gesagt.

Überhaupt, Shaqiri. Seit der Bekanntgabe seines Wechsels nach München im kommenden Sommer ist der 20-Jährige in seiner Heimat populärer als Roger Federer, Heidi und das berühmte "Chuchichäschtli" (zu deutsch: Küchenkästchen) zusammen - kaum eine Zeitung kam heute ohne den jungen Millionenmann als Aufmacher-Thema aus. "So könnte Shaqiri Heynckes den Job kosten", titelte beispielsweise die Berner Zeitung auf ihrer Homepage, um dann von den Problemen des berühmten Bundesligisten zu erzählen.

In einem Telefongespräch habe Shaqiri Heynckes ganz frech gefragt, ob es ihm etwas ausmache, wenn er gegen die Bayern ein Tor mache. "Da wird mir schon etwas einfallen, um das zu verhindern," soll der Bayern-Coach lachend geantwortet haben. Mutmaßungen über einen möglichen Gewissenskonflikt Shaqiris an diesem Abend versuchte dagegen die Basler Zeitung gleich zu entkräften. In einem Bericht zitiert das Blatt gleich eine Reihe an Experten, die dem Jungprofi höchste schweizerische Integrität attestieren.

"Er hat keine Hemmungen, die Bayern abzuschießen," sagt beispielsweise der frühere Stuttgarter und Lauterer Murat Yakin. Auf Schweizerdeutsch klingt solches Selbstbewusstsein dann so, wie es der ehemalige Nationalspieler Heinz Hermann formuliert: "Shaqiri wird Robben und Ribéry gleich den Tarif erklären." Der lag bekanntlich bei zwölf Millionen Euro Ablösesumme.

Hoffen auf "Shaq Attack"

Der im Kosovo geboren kleine Flitzer, den sie in der Schweiz liebevoll "Kraftwürfel" oder noch liebevoller "Shaq Attack" nennen, hofft auf ein "perfektes Spiel wie gegen Manchester". Wie schon gegen die Briten müsse der Schweizer Meister erneut über 90 Minuten als Mannschaft fest zusammenhalten, sagte der Nationalspieler am Dienstag in Basel. Power, Teamgeist, Draufgängertum - das sind die Vorzüge, derer sich die Eidgenossen durchaus bewusst sind. "Wir müssen schauen, dass wir unser Spiel aufziehen und mutig aufspielen und konzentriert bleiben. Der Rest wird sich zeigen", erklärte Basel-Torhüter Yann Sommer.

Das Duell der Nachbarn ist noch längst nicht entschieden und schon gar nicht wird man es den Deutschen leicht machen, so der Tenor in der Schweizer Öffentlichkeit. Zuversichtlich gab sich auch Basels Trainer Heiko Vogel, der sich für seine Mannschaft ein Quäntchen Bayern-Dusel wünscht: "Das notwendige Glück muss auf der Seite des Siegers sein - und das gilt nicht nur für uns, sondern auch für die Bayern."

Den Ausrutscher des deutschen Rekordmeisters mit dem 0:0 gegen Freiburg hält Vogel, der das Traineramt bei den Baslern von Thorsten Fink übernommen hat, keineswegs für ein beruhigendes Vorzeichen: "Das Spiel gegen Freiburg gibt uns keinen Anlass zu glauben, dass der FC Bayern nicht die erwartet starke Mannschaft sein wird."

Für den früheren Nachwuchstrainer der Münchner hat das Duell auch eine sentimentale Note. Vogel sagt: "Ich werde mit Stolz beobachten, wie sich Thomas Müller, Holger Badstuber und Philipp Lahm entwickelt haben, welche ich im Juniorenbereich bei den Bayern trainiert habe." Der Trainer wäre nicht böse, würde er bei ihnen noch die ein oder andere Schwäche entdecken.

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