FC Barcelona:Simple statt Triple

Das spanische Pokalendspiel beschert dem FC Barcelona die nächste große Enttäuschung. Beim 1:2 gegen Valencia wirkt das Team um Lionel Messi phasenweise wie gelähmt. Es soll rasch renoviert werden. Am besten noch in diesem Sommer.

Es sollte ein versöhnlicher Abschluss der Saison werden für den FC Barcelona und Lionel Messi. Der Posterboy des katalanischen Klubs wusste seit Freitagabend, dass er seiner beachtlichen Rekordliste einen weiteren Glanzpunkt hinzugefügt hatte: Weil Kylian Mbappé im letzten Saisonspiel nicht genug Tore für Paris gelungen waren, stand fest, dass Messi wieder einmal Europas bester Torschütze geworden war: zum dritten Mal in Serie, zum sechsten Mal insgesamt - was bisher noch keinem Kicker gelungen war. Am Samstagabend sollte dann der FC Valencia im Duell um die Copa del Rey bezwungen werden, vielleicht würde der fünfte Pokalsieg in Serie kurzzeitig den Schmerz betäuben, der seit dem unvergesslichen Aus im Halbfinale der Champions League (0:4 gegen den FC Liverpool) den ganzen Klub lähmt. Aber aus der Formsache wurde ein weiterer Niederschlag. Beim 1:2 (0:2) sah Barça wie ein Schatten seiner selbst aus, die Gesichter der Spieler waren aschfahl, Seele und Körper wirkten ausgezehrt.

Und Messi? Verließ wie so oft schweigend das Stadion.

Verteidiger Gerard Piqué sprach nach der nächsten Schmach dagegen deutliche Worte. "Es gibt keine Ausreden. Wir haben einen langen Sommer, um zu analysieren, was besser gemacht werden kann. Wir sind Barça, und wir sind verpflichtet, alle Wettbewerbe zu gewinnen", sagte der Abwehrchef, der unlängst die epochale Pleite von Liverpool als einen "Albtraum, der überdauern wird", bezeichnet hatte. Der verletzte Nationaltorwart Marc-André ter Stegen litt diesmal auf der Tribüne mit. Das Doppel-Debakel, das es anstelle des erhofften Triples gab, läutet beim spanischen Meister einen heißen Sommer ein.

Copa del Rey - Final - FC Barcelona v Valencia

Allein mit sich und vielen finsteren Gedanken: Lionel Messi konnte Barcelonas Finalniederlage nicht verhindern.

(Foto: Marcelo Del Pozo/Reuters)

Die katalanische Zeitung Sport sprach von einem "Begräbnis". Am Camp Nou stehe der "bewegteste Sommer der vergangenen zehn Jahre" bevor. Die Konkurrenzblatt El Mundo Deportivo schrieb, Barça brauche "dringend Veränderungen". Klubboss Josep María Bartomeu wurde ebenfalls deutlich. Nach einer Saison, "die sicher nicht hervorragend war", stärkte er Trainer Ernesto Valverde zwar erneut den Rücken. "Einige werden aber gehen müssen", kündigte er an.

Valencia, das vor der Pause phasenweise mit Passfolgen à la Barça erstaunte, feierte im Jahr des 100-jährigen Gründungsjubiläums den ersten Titel nach elf Jahren. In Barcelona spürt man derweil, dass das Ende einer Ära naht. Vor allem die Offensivabteilung muss viel Kritik über sich ergehen lassen. "Es mangelt in erster Linie an Toren. Alles hängt von Messi ab", stellte Mundo Deportivo indigniert fest. "Messi steht allein da", schrieb Sport genauso empört. Vor allem der Brasilianer Coutinho, der Barcelona bei seinem Wechsel vom FC Liverpool mehr als 160 Millionen Euro gekostet haben soll, steht am Pranger. Aber auch Klubidole wie Sergio Busquets und Jordi Alba, die jeweils an den Gegentoren von Kevin Gameiro (21.) und Rodrigo (33.) Schuld trugen, altbewährte Stützen wie Ivan Rakitic und junge Kräfte wie Sergi Roberto werden trotz des 26. Ligatitels den Erwartungen nicht (mehr) gerecht.

Barça achtmal im Finale

2010 FC Sevilla - Atlético Madrid 2:0

2011 Real Madrid - FC Barcelona n.V. 1:0

2012 FC Barcelona - Athletic Bilbao 3:0

2013 Atlético Madrid - Real Madrid n.V. 2:1

2014 Real Madrid - FC Barcelona 2:1

2015 FC Barcelona - Athletic Bilbao 3:1

2016 FC Barcelona - FC Sevilla n.V. 2:0

2017 FC Barcelona - Deportivo Alavés 3:1

2018 FC Barcelona - FC Sevilla 5:0

2019 FC Valencia - FC Barcelona 2:1

Nachdem der fünfte Pokal-Triumph in Serie verpasst war, räumte Valverde ein, man habe zu früh vom Triple geträumt. "Wir haben aber nicht wegen psychologischer Probleme verloren", sagte der 55-Jährige, der in der neuen Saison wieder angreifen will. Messi hatte sich auf einer Pressekonferenz - seiner ersten seit vier Jahren - lobend über seinen Coach geäußert: "Er hat die ganze Zeit einen tollen Job gemacht", sagte der Superstar. Das war allerdings vor der Partie.

Während des Spiels stemmten sich im Grunde nur Messi, der vor seinem Anschlusstreffer (73.) den Pfosten getroffen hatte, und Piqué, der Verteidiger und Stürmer in Personalunion war, gegen die drohende Schlappe. Selbst Überspieler Messi traf in den letzten Minuten, als sich die Spieler von Valencia vor lauter Schwäche kaum noch auf den Beinen halten konnten, erstaunlich oft die falschen Entscheidungen. Der Argentinier dürfte nun wohl froh sein, dass er seinen Urlaub gekürzt und anlässlich der Copa América in Brasilien (14. Juni bis 7. Juli) einer Rückkehr in die argentinische Auswahl zugestimmt hat. Diesmal kann er versuchen, in der Ferne Trost zu suchen.

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