Fußball in Spanien:Bedenkliche Stimmung bei Barça

Fußball in Spanien: Für Jordi Alba und den FC Barcelona ist die Reise im Pokal beendet.

Für Jordi Alba und den FC Barcelona ist die Reise im Pokal beendet.

(Foto: AFP)
  • Erstmals seit 1955 scheiden Real Madrid und der FC Barcelona an einem Tag aus dem spanischen Pokal aus.
  • Besonders bei den Katalanen herrscht große Unruhe nach dem Rückschlag.

Von Tim Brack

Ein seltener Doppelschlag unterbrach den Status quo im spanischen Fußball. Die vergangenen zehn Jahre hatten nahegelegt, dass eine Regel im spanischen Pokal lautet: Der FC Barcelona und Real Madrid erreichen immer das Halbfinale. Die vermeintliche Regel ist widerlegt, die Zeiterfassung muss auf null gesetzt werden - weil die Madrilenen im Viertelfinale gegen Real Sociedad verloren und die Katalanen gegen Athletic Bilbao. Erstmals seit dem 29. Mai 1955 schieden beide Klubs an einem Tag aus. So groß die Überraschung über das jeweilige Scheitern der Favoriten ist, der Gemütszustand in beiden Vereinen dürfte höchst unterschiedlich sein.

Die 3:4-Niederlage von Real Madrid kann als klassische Pokal-Überraschung verzeichnet werden, die Trainer Zinedine Zidane durch eine muntere Rotation fast schon provoziert hatte. Sieben neue Spieler hatte der Franzose aufgestellt, eine alarmierend schwache erste Hälfte war das Resultat. Erst nach dem 2:4 in der 81. Minute durch Rodrygo kam noch mal der Glaube auf, die Madrilenen könnten sich vielleicht doch noch ins Halbfinale retten. Doch es kam anders.

Am Favoritensturz waren zwei ehemalige Dortmunder als Hauptdarsteller beteiligt. Stürmer Alexander Isak traf doppelt (54./56.) und Mikel Merino einmal (69.). Den Niedergang hatte Martin Ödegaard eingeleitet (22.), der gerade von den Königlichen nach Sociedad verliehen ist. Für Real schossen Marcelo (59.) und Nacho (90.+3) die weiten Tore. "Ich bin traurig, es tut weh", sagte Zidane über das Ausscheiden. Aber: "Die Botschaft lautet: weitermachen. Wir werden nichts von dem ändern, was wir tun wollen." Die Entspanntheit von Zidane lässt sich mit zuvor wettbewerbsübergreifend 21 Spielen ohne Niederlage erklären. Viel Grund zur Veränderungen hat er nicht.

Messi kritisiert seinen Sportdirektor

Beim Erzrivalen in Barcelona stellt sich die Situation anders dar. Zwar liegt Barça nur drei Punkte hinter den Königlichen in der Liga, doch das Pokal-Aus veranlasste die katalanischen Zeitungen zu harten Urteilen. "Grausam", titelte Sport, "Schande" schrieb L'Esportiu. Im Verein war schon vor dem Pokalspiel große Unruhe aufgekommen. Sportdirektor Eric Abidal hatte der Sport in dieser Woche die Gründe für die Ablösung von Trainer Ernesto Valverde durch Quique Setien erläutert: "Viele Spieler waren nicht zufrieden und arbeiteten auch nicht hart." Der Zorn des Lionel Messi erging anderthalb Stunde später über ihn.

Auf Instagram antwortete der Argentinier auf Abidals Interview. Jeder müsse für seine Aufgaben verantwortlich sein und die Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen. "Die Spieler sind sich bewusst, was auf dem Spielfeld passiert. Wir sind die Ersten", schrieb Messi, "die erkennen, wenn wir nicht gut sind." Er hätte Abidal genauso gut sagen können: Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten! Dabei ist Abidal als Sportdirektor Messis Vorgesetzter.

Doch der Argentinier nimmt beim FC Barcelona eine besondere Rolle ein, und steckte weitere Zuständigkeiten ab. Er erinnerte seine Klubführung, dass auch sie die Verantwortung für ihre Entscheidungen übernehmen müsse. Präsident Josep Maria Bartomeu sah sich in der Folge des öffentlichen Schlagabtauschs dazu gezwungen, seinen Sportdirektor öffentlich im Amt zu bestätigen.

In diese Gemengelage hinein kam die Niederlage in Bilbao, die auch mit einer Portion Pech zustande kam. Erstmals in 117 Jahren Copa del Rey schied Barca durch ein Tor in der Nachspielzeit aus. Sergio Busquets (90.+3) hatte eine Flanke ins eigene Tor verlängert. Antoine Griezmann (70.) und Messi (88.) waren zuvor mit besten Möglichkeiten zu fahrlässig umgegangen. Trainer Setien demonstrierte Geschlossenheit nach dem Aus, er verteidigte seine Mannschaft. "Alles war gut abgesehen vom Ergebnis", sagte er. Torwart Marc-André ter Stegen habe "keine einzige Parade zeigen" müssen. Unter dem neuen Trainer hatte Barca zuvor vier von fünf Spielen gewonnen.

Auch Jordi Alba war mit der Spielweise zufrieden, ihn ließ aber auch die Zerrissenheit des Vereins nicht unberührt. "Der Klub bekommt von außen genug Dreck ab, deshalb sollten wir uns nicht selbst mit Dreck bewerfen", sagte der Verteidiger. Er appellierte an Abidal: "Er war ein Spieler und weiß, wie es in der Kabine ist. Wir müssen uns gegenseitig helfen."

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