FC Barcelona:Messi kommandiert Barça jetzt als Kapitän

Spanish Super Cup - Barcelona v Sevilla

Wieder im Zentrum des FC Barcelona: Lionel Messi mit dem spanischen Supercup.

(Foto: Jon Nazca/Reuters)
  • Der FC Barcelona zeigt sich beim 2:1 im Supercup gegen Sevilla schon gut eingespielt.
  • Lionel Messi ist vom WM-Desaster mit Argentinien erholt, er gewinnt seinen ersten Titel als Kapitän.

Von Javier Cáceres

Wer das Lächeln des Lionel Messi sah, als er den spanischen Supercup in den Himmel hob, der kam an einem Gedanken kaum vorbei: Dieser Titel bedeutete ihm doch etwas. Mit 2:1 hatte sein FC Barcelona den FC Sevilla geschlagen, in einer Neuauflage des Pokalfinales, das Barça im Mai gleich mit 5:0 gewonnen hatte. Dieser Titel wird zwar kaum vergessen machen, dass er mit der argentinischen Nationalelf in Russland mal wieder beim Versuch gescheitert war, den großen WM-Pokal zu gewinnen.

Dass der Erfolg für Messi ein besonderer war, hatte zum einen seinen Grund in Statistiken, die ihn über andere erheben. Auf offiziell 33 Titel kann der Argentinier zurückblicken, er gilt damit als der erfolgreichste Profi in der Geschichte des FC Barcelona, noch vor dem soeben nach Japan abgewanderten Andrés Iniesta, der 32 Pokale streicheln durfte. Zum anderen wird Messi der Titel vom Sonntag vor allem deshalb in Erinnerung bleiben, weil es der erste war, den er als Kapitän des FC Barcelona gewinnen konnte. "Ich hoffe, es kommen weitere dazu", sagte Barça-Trainer Ernesto Valverde.

Gemessen an den 90 Minuten von Tanger (der Supercup wurde aus Marketinggründen im nordafrikanischen Marokko ausgetragen) kann der FC Barcelona zumindest die begründete Hoffnung hegen, dass Messi weitere Pokale in die Vitrine des katalanischen Klubs trägt. Weil der FC Sevilla bereits in der Europa-League-Qualifikationsrunde gefordert und also eingespielter war, konnten die Andalusier als ein Gradmesser gewertet werden, der dann auch diverse Erkenntnisse zutage förderte.

Dazu zählte zwar nicht die Integration des bisherigen Bayern-Profis Arturo Vidal, der dafür zu spät eingewechselt wurde. Aber: Barcelona kommt wohl auch ohne Iniesta zurecht, der neue Mittelfeldspieler Arthur (vormals Grêmio Porto Alegre) entpuppte sich am Tag seines 22. Geburtstags als passender, spielfreudiger, kreativer Zugang, und dass Messi keinerlei Testspielminuten braucht, um das Team zu kommandieren, war für die Barça-Fans ebenfalls beruhigend.

Die wahre Nachricht des Abends kreiste aber um einen früheren Bundesligaprofi, der bislang im Dress des FC Barcelona weitgehend enttäuscht hatte: Ousmane Dembélé, der im Sommer 2017 für eine dreistellige Millionen-Euro-Summe bei Borussia Dortmund abgelöst worden war.

In den vergangenen Wochen hatte es Gerüchte gegeben, wonach Thomas Tuchel, der Trainer von Paris Saint-Germain, den frisch gekürten Weltmeister Dembélé in die französische Hauptstadt locken wollte. Am Sonntag aber lieferte Dembélé Argumente für einen Verbleib. Sie beschränkten sich beileibe nicht nur auf das formidable Siegtor, das er in der 79. Minute erzielte und es wahrlich in sich hatte. Nach einem Pass von Lionel Messi schoss Dembélé den Ball aus 18 Metern mit atemberaubender Gewalt unter den Querbalken.

Wie geht es weiter mit Dembélé?

Ob damit die Diskussionen über Dembélés Zukunft in Barcelona beseitigt sind? Gute Frage. In Barcelona wird vermutet, dass Dembélé die Türen bei einem entsprechenden Angebot weiterhin offen stehen - auch wenn sich Klubpräsident Josep Maria Bartomeu ausdrücklich für Dembélé freute, "es war ein Traumtor". Das Lob von Trainer Valverde war da schon ausufernder. "Wir setzen viele Hoffnungen in diesen Spieler, er hat eine unglaubliche Qualität, um Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wir wollen, dass er Fortschritte macht, er ist noch jung und hat noch einen weiten Weg vor sich", lobte der Coach.

Auch die lokale Presse freundet sich inzwischen mit Dembélé an. Als "Tigermoskito" bejubelte ihn die Zeitung El Mundo Deportivo, im Anspielung auf den Spitznamen ("Moskito") des 21-jährigen.

Tatsächlich hatte Dembélé nach dem frühen Führungstor des FC Sevilla durch Pablo Sarabia (9.) das Spiel an sich gerissen; je länger die Partie dauerte, desto einschneidender wurden seine Aktionen. Den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer erzielte allerdings Gerard Piqué, per Abstauber nach einem Freistoß, den Messi an den Pfosten getreten hatte (42.).

Die anderen Schlagzeilen gehörten aber dem deutschen Torwart Marc-André ter Stegen. Der WM-Spieler, der hinter Manuel Neuer in Russland nur die Nummer zwei gewesen war, hatte nach einer Glanztat aus der ersten Halbzeit erst in der Nachspielzeit einen großen Auftritt. Erst brachte er Aleix Vidal im Strafraum zu Fall, dann hielt er den Strafstoß von Sevillas Stürmer Wissam Ben Yeddar fest. "Ich bin sehr froh, dass wir gewinnen konnten und die Nacht nicht in die Länge ziehen mussten", sagte ter Stegen nach dem Sieg, der erst fest stand, als es in der Wahlheimat Katalonien schon auf Mitternacht zuging: "Es ist ja schon spät."

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