La Liga:Barça riecht plötzlich nach Zukunft

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Immer gut für Traumtore: Lionel Messi schießt in seinem Rekordspiel zwei Tore. (Foto: ZUMA Wire/imago)

Lionel Messi zieht als Barça-Rekordspieler mit Xavi gleich, schießt zur Feier des Tages zwei Traumtore - aber die Übernahme des Präsidiums durch Joan Laporta gerät zur Farce.

Von Javier Cáceres, Barcelona/Berlin

Der Montag war wieder einer dieser Tage, an denen man über den Wert von Lionel Messi für den FC Barcelona philosophieren konnte. Beziehungsweise darüber, ob es angemessen war, als die Zeitung El Mundo vor ein paar Wochen schrieb, Messi treibe seinen Klub in den Ruin. Nun: Messi verdient unbestritten formidabel, sein Bruttojahressalär liegt satt über der 100-Millionen-Euro-Marke. So obszön diese Zahl anmuten mag, am Montag stellte er beim 4:1-Sieg gegen die SD Huesca wieder einmal klar, dass zumindest eines außer Frage steht: Messi, 33, hat es verdient, der Bestverdienende der Stadt und der Fußballwelt zu sein.

Auf 767 Pflichtspiele summieren sich nun die Einsätze des argentinischen Kapitäns für den FC Barcelona, Messi zog damit gleich mit dem Rekordspieler des Vereins, Xavi Hernández. Hinterm Tor hatte die Propaganda-Abteilung des Vereins ein gigantisches Poster gespannt, das Xavi und Messi von hinten im Barcelona-Trikot zeigte, jeweils den Zeigefinger einer Hand in den Himmel gerichtet. Messi war dann auch beim 4:1 gegen den Tabellenletzten das Alpha und Omega der Partie. Er erzielte in der 13. Minute nicht bloß die frühe Führung, sondern fabrizierte dabei eine Hommage an sich selbst: Er drosch den Ball aus 20 Metern mal eben unter die Querlatte, und weil das allein nicht spektakulär genug war, prallte der Ball auf die Torlinie, von dort wieder gegen den Balken und erst dann erkennbar ins Netz. Nach einem ähnlich strukturierten Traumtor von Antoine Griezmann (35.) sowie einem Kopfballtreffer von Óscar Mingueza (53.) setzte Messi auch den Schlusspunkt (4:1/90.) - mit dem 661. Tor seiner Karriere.

Plakat als Botschaft der PR-Abteilung: der neue Rekordspieler des FC Barcelona, Lionel Messi, Arm in Arm mit dem abgelösten Rekordspieler Xavi. (Foto: Albert Gea/Reuters)

Da fiel kaum noch ins Gewicht, dass zwischendrin Torwart Marc-André ter Stegen Opfer eines Justizskandals wurde: Der Referee hatte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit auf den Elfmeterpunkt gezeigt; der Videoschiedsrichter blieb stumm, obwohl ter Stegen den Huesca-Angreifer Rafa Mir gewiss nicht elfmeterreif berührt hatte - wenn überhaupt. Das ändert aber nichts daran, dass Barcelona nun 17 Ligaspiele ohne Niederlage aneinandergereiht hat, 14 Siege und drei Unentschieden, davon nur eins im laufenden Kalenderjahr. In den letzten zehn Spielen hat Barcelona den Rückstand auf Tabellenführer Atlético Madrid um neun Punkte auf vier Zähler verkürzt. Weil Trainer Ronald Koeman auf Spieler wie Ronald Araújo, Pedri, Ilaix, Trincao, Ansu Fati, Riqui Puig und Collado setzt, die alle unter 22 Jahre alt sind, und weil sogar der frühere Dortmunder Ousmane Dembélé wieder funktioniert, riecht Barcelona plötzlich nach Zukunft.

Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Lage im Camp Nou beruhigt hätte. Im Gegenteil, es drohte eine Farce. Denn bis Dienstag war nicht abschließend geklärt, ob der am 7. März zum Präsidenten gewählte Joan Laporta das Amt antreten kann.

Girós Ausstieg löst Turbulenzen aus

Am Wochenende hatte überraschend der frühere Banker Jaume Giró erklärt, dass er doch nicht dem Präsidium von Laporta angehören wolle - und damit eine gravierende Krise ausgelöst. Eigentlich sollte Giró der starke Mann im Präsidium werden. Giró war unter anderem für das Konzept verantwortlich, mit dem Laporta den dramatisch hoch verschuldeten Verein (1,2 Milliarden Verbindlichkeiten) stabilisieren will. Giró ist ein bestens vernetzter, früherer Banker der "Caixa", dem führenden Geldinstitut Kataloniens - was Laportas Kandidatur und Plänen eine Aura der Seriosität verlieh.

Girós Ausstieg löste aber nicht nur deshalb Turbulenzen aus. Auch die Bürgschaft über rund 124 Millionen Euro, die Laportas Präsidium gemeinschaftlich beibringen muss, stand plötzlich infrage. Gemäß der spanischen Gesetze muss ein Präsidium für etwaige Verluste geradestehen - und deshalb zu Beginn der Amtszeit eine Bürgschaft über 15 Prozent der budgetierten Saisonausgaben beibringen. Für die laufende Spielzeit kalkuliert der FC Barcelona hier mit 815 Millionen Euro.

Am Dienstag befand sich Laporta mit seinem Team deshalb in einem Rennen gegen die Uhr. Denn: Ohne Bürgschaft gäbe es keine Übernahme der Vereinsführung - diese aber muss innerhalb zehn Tagen nach den Wahlen erfolgen, bis einschließlich Mittwoch. Am Abend war die Bürgschaft doch da - und die überaus reale Gefahr möglicher Neuwahlen in letzter Minute gebannt.

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