FC Barcelona in der Einzelkritik:Ter Stegens unglaublicher Hecht

Der deutsche Torwart lässt die Münchner Stürmer verzweifeln. Lionel Messi grätscht sogar gegen Schweinsteiger. Und Ivan Rakitic genießt es, nicht mehr auf Schalke spielen zu müssen. Der FC Barcelona in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

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Marc-Andre ter Stegen

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Quelle: AFP

Ging aus "Flachsgate" mit Mario Götze nach dem Hinspiel unbeschadet hervor - hatte ja auch gewonnen, da ist Grinsen erlaubt. Das Lachen verging ihm diesmal schnell, als er vergeblich Benatias Kopfball zum 0:1 hinterher hechtete. Zeigte dann allerdings, was er drauf hat: Fischte einen fiesen Müller-Kopfball aus dem Winkel, boxte einen Schweinsteiger-Versuch über die Latte. Hielt zweimal gegen Lewandowski - einmal in unglaublicher Manier, als er dem trudelnden Ball hinterherhechtete und im allerletzten Moment von der Linie weghaute. Kassierte noch zwei Tore, bei denen er machtlos war. Wenn das Spiel noch länger gedauert hätte, wäre dieser ter Stegen wohl auch noch flachsend irgendwelchen Bällen hinterher gejagt. Und dafür hätte er sich nicht einmal entschuldigen müssen.

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Dani Alves

Bayern Munich v FC Barcelona - UEFA Champions League Semi Final Second Leg

Quelle: REUTERS

Flachst auch gerne herum, liegt zudem in der Kategorie "Bunte Vögel auf Europas Fußballplätzen" weit vorne. Trägt gerne futuristische Prêt-à-Porter-Mode und Glitzerkostüme, kleidete sich diesmal aber konservativ in Signalgelb. Genoss auf der rechten Seite den Münchner Frühsommer, denn die Bayern waren in seiner Gegend mit anderen Dingen (Messi!) beschäftigt, als mit eigenen Angriffen. Hielt sich in der Offensive zurück und tat auch nach vorne wenig - hinterließ damit einen unauffälligen Eindruck. Für einen bunten Vogel ganz schön bieder.

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Gerard Pique

FC Bayern München - FC Barcelona

Quelle: dpa

Trägt in Spanien den Spitznamen "Piquenbauer", weil er kaiserlich präzise Pässe schlagen kann. Ist im Gegensatz zu Alves kein Modefreak, erschien als einziger von allen Spielern in langen Ärmeln. Bei 30 Grad! Warf sich einmal Schweinsteiger mit einem Fußfeger in den Weg, bei dem Karate Kid wohl vor Neid erblasst wäre. Wenn es schnell ging, verließ er sich höhere Mächte oder ter Stegen - so wie der Kaiser früher auf den Maiersepp. Beim 2:3 ging das aber schief, denn Pique kam zu spät gegen den Müllerthomas.

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Javier Mascherano

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Quelle: AFP

Verkörpert als Abwehrchef solides Arbeitertum, was ihn unter den Barca-Künstlern zu einem Unikat macht. Und für Zahlenfüchse noch dies: Ist mit einer Passquote von 93% erfolgreichen Zuspielen Zweitbester der Champions League (hinter Toni Kroos). Bewies eben diese Qualität mit feinem Präzisionswerk auf Messis Kopf, der vor dem 1:2 auf Suarez verlängerte. Strahlte am Ball eine Ruhe aus, als würde er mit einer Mate-Kalebasse in der Hand spazieren gehen. Musste sich dann aber zweimal ärgern, als Lewandowski ihn beim 2:2 auswackelte und Müller an ihm vorbei zum 3:2 traf.

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Jordi Alba

FC Bayern Muenchen v FC Barcelona  - UEFA Champions League Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Verkörpert auf der linken Seite solides Flitzertum, weil er flink ist wie auf linken Seiten sonst nur David Alaba. Musste aber gar nicht viel nach vorne unternehmen, denn vor ihm zündete Neymar im Minutentakt seine Sprintrakaten. Dass sein Gegenspieler in der ersten Hälfte ein gewisser Philipp Lahm auf Rechtsaußen war, hätte ihm nicht egaler sein können. Widmete sich nach der Pause genüsslich dem neuen Rechtsaußen Thomas Müller und verbrachte mit dem Münchner einige kernige Zweikämpfe. Einmal zupften und zerrten beide so sehr, dass fast eine Hose gerissen wäre. Zum Glück gibt es Sportlerklamotten.

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Ivan Rakitic

FC Bayern München - FC Barcelona

Quelle: dpa

Spielte mal für Schalke, als dort noch nicht der halbe Kader suspendiert wurde. Traf nach fünf Minuten auf einen anderen Ex-Schalker, als er mit einem Schuss an Neuer scheiterte. Beteiligte sich lustvoll am Vertikal-Tiki-Taki der Katalanen und genoss die Tatsache, dass er nicht mehr auf Schalke spielen muss. Brauchte an diesem Abend gar nicht groß zu glänzen, dafür fehlten die Herausforderungen. War definitiv der blondeste Spieler auf dem Platz - nicht aber der O-beinigste. Das war Bernat. Ging schließlich für Mathieu vom Rasen und wird im Champions-League-Finale der einzige Ex-Schalker sein.

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Sergio Busquets

FC Bayern Muenchen v FC Barcelona  - UEFA Champions League Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist eher kein Flitzer, dafür aber ein Naturphänomen mit Gespür für Raum und Zeit. Für das Barca-Spiel als Aufpasser, Leuchtturm und Balancegeber unersetzlich, dabei fällt er eigentlich kaum auf. Übertrieb es zu Beginn aber mit dem Schleichertum und duckte sich vor Benatias Kopfball fahrlässig weg. Beließ es aber bei diesem einen Schlummermoment und organisierte in der Folge das Barca-Zentrum, als befände er sich in einem Proseminar in "Bierruhe-Kunde". Einen wie ihn könnten sie gut gebrauchen bei der Münchner Verjüngungskur in der kommenden Saison.

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Andres Iniesta

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Quelle: AFP

Die grauen Schläfen und das lichte Haar täuschen: Es gibt weltweit immer noch keinen anderen Fußballer, der seine Kollegen so geräuschlos besser macht. Ließ es diesmal eher ruhig angehen, das Spiel nach vorne regelten Messi, Suarez und Neymar ohnehin alleine. Überlebte einen Giftzwerg-Moment von Rafinha (gelbe Karte) unbeschadet und kombinierte munter mit. Führte ein paar seiner gewohnten Kreisel auf, spielte ein bisschen Billardbande und ließ das alles aussehen, als sitze er mit der Zeitung am Frühstückstisch - Weltklasse halt.

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Lionel Messi

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Quelle: AFP

Stattete der Stadt München vor zwei Jahren eine verletzungsbedingte Visite als Stehfußballer ab - erschien diesmal jedoch in Gala-Verfassung. War gekommen, um zu lauern. Auf diesen einen Moment. Und der trug sich in der 15. Minute zu: Pinselte Suarez einen Steilpass in den Fuß und schwupps stand es 1:1. Stellte fest, dass es noch weitere solche Momente geben sollte. Zum Beispiel beim 2:1, als er per Kopf (!) zu Suarez weiterleitete. Seine pure Anwesenheit bescherte den Münchnern eine Beschäftigungstherapie. Grätschte diesmal sogar gegen Schweinsteiger. Kilometerweit von alten Stehfußballertagen entfernt.

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Luis Suarez

Bayern Munich v FC Barcelona - UEFA Champions League Semi Final Second Leg

Quelle: REUTERS

Seine Welt ist vorne im Infight. Wo wenig Platz ist, kämpft er sich mit der Machete oder notfalls mit Zahneinsatz durchs Dickicht. Schlich sich vor dem 1:1 so tückisch davon, dass ihm Benatia nicht folgen konnte. Schlich sich beim 2:1 so tückisch davon, dass ihm Bernat nicht folgen konnte. Schlich in seinen 45 Minuten Einsatzzeit überhaupt viel umher, immer auf der Suche nach Schneisen für seine geheimen Wege. Wäre mit seinem Riecher ein Gewinn für jede Expedition ins Herz der Finsternis. Drückt im Halbfinale zwischen Real und Juventus am Mittwoch den Italienern die Daumen - damit er endlich seinem Bisskumpel Giorgio Chiellini wieder begegnen kann.

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Neymar

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Quelle: AFP

Ein wandelndes jogo bonito auf zwei Beinen. Hat eigentlich nur eine Schwäche: seine Frisur. Trägt das Modell "feuchter Dachs" aber aus Überzeugung. Aber Haare sind bekanntlich wurscht, wenn man gut Fußball spielt. Leitete das 1:1 mit einem Dribbling ein und vollendete schließlich selbst. Den hätte aber auch ein feuchter Dachs reingemacht. Schwieriger war da schon sein zweiter Treffer, den er technisch wertvoll ins Tor knallte. Hatte sein Tagwerk mit einer überragenden ersten Hälfte verrichtet und spielte nach der Pause noch ein bisschen Strand -und Standfußball.

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Pedro

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Quelle: AFP

Kam für Suarez und stellte gleich seine Wuseligkeit unter Beweis. Ist einer dieser Spieler, der woanders sicher eine große Nummer wäre. Bei Barca ist er halt Einwechselspieler. Vielleicht auch, weil er neben der Wuselei kaum Waffen hat.

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Xavi und Mathieu

FC Barcelona - Training & Press Conference

Quelle: Bongarts/Getty Images,

Xavi: Der alte Mann mit dem schlausten Fußballerhirn dieser Tage durfte auch noch mitspielen, natürlich. Leider etwas spät, um noch etwas zeigen zu können.

Mathieu: Kam für Rakitic, um die Barca-Defensive zu stärken - und prompt fiel das 2:3. War zu diesem Zeitpunkt immerhin der blondeste Spieler auf dem Feld.

© Süddeutsche.de/jbe/ebc
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