FC Barcelona in der Einzelkritik:Messi stürmt in die Freiheit

Lionel Messi erschleicht sich spät den nötigen Raum. Sergio Busquets kämpft um die Herrschaft im Zentrum. Und Marc-André ter Stegen ist so cool wie bei einem Trainingskick. Der FC Barcelona beim 3:0 in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Barcelona

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Marc-André ter Stegen

FC Barcelona v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

23 Jahre alt, Torwart beim FC Barcelona, Champions-League-Halbfinalist. Und so cool. Machte den Eindruck, als würde er bei einem Trainingskick mit der B-Elf der Nationalmannschaft gegen die A-Elf kicken. Ist wohl auch das einzige Spiel, in dem er der Torwart ist, der schlechter mit dem Ball am Fuß ist. Würdiger Torwart für diesen Großklub. Sah aber auch: So lange auf der anderen Seite Manuel Neuer Torwart ist, führt kein Weg zur A-Elf des DFB.

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Dani Alves

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Quelle: AP

Bei der WM 2014 hieß die rechte Abwehrseite der Brasilianer nach einer Weile Avenida Alves, weil hier die Gegner ungestört und im Höchsttempo durchfuhren wie auf der Avenida Diagonal in Barcelona. Wurde von Bayern-Trainer Pep Guardiola offenbar als Schwachpunkt erkannt, bisweilen stürmten Thiago, Bernat, Lewandowski und Schweinsteiger über die Avenida Alves. Um allerdings festzustellen, dass der Brasilianer inzwischen eine Sackgasse draus gemacht hatte. Bot den Münchnern kein Loch zum Durchkommen. Demütigte einmal Thiago mit einem ganz bitteren Beinschuss an der Mittellinie. Holte sich den Ball vor dem wichtigen 1:0 - und passte auf Messi. Alles gut auf der Avenida Alves.

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Gerard Piqué

FC Barcelona vs Bayer Munich

Quelle: dpa

Eher der Feingeist unter den Weltklasse-Verteidigern. Ein Foul ist bei ihm so selten sein wie italienisches Olivenöl in Barcelona. Ließ sich bei Lewandowskis Großchance in der ersten Halbzeit aus dem Zentrum locken, sonst ein sehr beweglicher Auftritt. Mähte dann plötzlich Lewandowski und Müller gleichzeitig und sah Gelb. Auch der feinste Pinsler macht eben mal einen Klecks.

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Javier Mascherano

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Quelle: AFP

Eher der Rústico unter den Verteidigern. Diskutierte mit dem Schiedsrichter nach seinem ersten Foul, als würde er ihm gerade die Paragraph und Artikelnummer aus dem Fußballgesetzbuch zitieren, in dem steht: Ein Mascherano foult nie! Hatte noch die meisten Probleme im Aufbauspiel. Und foulte natürlich nie.

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Jordi Alba

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Quelle: AP

Bekam es oft mit Thomas Müller zu tun, was nicht sehr angenehm ist. Ließ sich aber kaum von dem rätselhaften Laufwegen des Münchners aus der Ruhe bringen, setzte stattdessen selbst zu seinen bekannten 80-Meter-Sprints an, die bisweilen für erhebliche Unruhe sorgten bei den Bayern.

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Ivan Rakitic

FC Barcelona v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Semi Final

Quelle: Getty Images

Spielte einst bei Schalke 04, wo er ganz gut war. Aber dass er einmal Stammspieler beim FC Barcelona werden würde - das konnte damals niemand ahnen. Begann das Spiel mit zwei Beinschüssen in den ersten fünf Minuten, den zweiten gegen Schweinsteiger, was Raktitic mit einem Schlag gegen das Schienbein büßte. Aufgeweckt, als hätte er ein paar Gläschen Tinto de verano vor dem Anpfiff geschluckt. Schlug schlaue Pässe, unterstützte die heiligen Drei im Sturm nach Kräften, auch im defensiven Zweikampf stark. Passte auf Messi zum 2:0.

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Sergio Busquets

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Quelle: AFP

Widerpart der bayerischen Denkmal-Fußballer Schweinsteiger und Xabi Alonso um die Herrschaft über das Zentrum des Platzes. Ragte wie der Berg Tibidabo über das Spiel der eigenen Mannschaft, fehlte nur noch ein Fernglas samt Sextant. Wichtiger Wellenbrecher bei Münchner Kontern, wenngleich nicht immer im Bilde.

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Andrés Iniesta

FC Barcelona - FC Bayern München

Quelle: dpa

Wer ist Messi? Wer Neymar? Wer Suárez? Schaut auf diesen Andrés Iniesta! Der geschmeidigste Mittelfeldspieler der Welt, initiierte Angriffe des FC Barcelona mit Dribblings und Antritten, die staunen ließen. Chipte den Ball herrlich auf Alves, der wie so viele an Neuer scheiterte. Ist trotz des 100-Tore-Sturms ein Anführer in dieser Mannschaft. Ist auch schon 19 Jahre in dem Klub und hat sich die Anführer-Rolle reichlich verdient. Ließ wie ganz Barcelona in der zweiten Halbzeit zunächst nach. Wurde dennoch nach 86 Minuten mit großen Sprechchören verabschiedet - das stand es ja schon 2:0.

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Lionel Messi

FC Barcelona v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wie sagte Pep Guardiola vor dem Spiel? "Wenn er so spielt, wie ich ihn erwarte, ist er nicht zu stoppen. Unmöglich." Der Pep kennt eben seinen Lionel. Dabei machten es die Bayern 77 Minuten wunderbar. Sie hielten ihn vom Tor fern, sein einziger Torschuss in der ersten Halbzeit war ein Freistoß, den Neuer fing, als käme ein Luftballon geflogen. Die Münchner stoppten Messi, weil sie seine Laufwege von rechts in die Mitte zustellten. Doch dann kam Bernats Ballverlust, Messi stand einmal frei im Zentrum und wuchtete zum 1:0. Drei Minuten später sein 2:0 mit rechts. Wenn Messi so viel Freiheit erhält, ist er eben nicht zu stoppen. Die Katalanen werden ihm bald einen eigenen Turm in der Sagrada Familia bauen.

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Luis Suárez

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Quelle: AFP

Ackerte zu Beginn wie ein Gaul, der die Erde für die Olivenbäume umpflügen muss. Wäre er nicht bereits als Beißer bekannt, man müsste sagen: Er war giftig. Stiftete ständig Unruhe in der Münchner Abwehr mit seinem beherzten Nachsetzen, seinem Körpereinsatz und seinem Gefühl für die Abseitslinie. Hatte nach zwölf Minuten eine Chance, wie sie größer nicht sein kann, scheiterte aber am großartigen Neuer. Wirkte nach der Pause sehr müde. Kein Wunder.

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Neymar

FC Barcelona - FC Bayern München

Quelle: dpa

Konnte diesmal mitkicken in einem wichtigen Halbfinale gegen ein deutsches Team. Bei der WM war er ja vorher aus dem Feld geräumt worden und musste das 1:7 seiner Kameraden von außen betrachten. Hatte gegen die kantigen Rafinha und Benatia einen schweren Stand. Spielte ein bisschen so, als wäre er tagsüber noch am Strand von Barcelonetta zu lange in der Sonne gelegen. Verschlief fast seine Riesenchance in der ersten Halbzeit als er Rafinha anschoss. Nach der Halbzeit plötzlich der gefährlichste der heiligen Drei. Verpasste zunächst, seine Großchancen zu nutzen. Lief in der Nachspielzeit dann von der Mitellinie los, allen Bayern-Spielern davon und schoss den Ball zum 3:0 ins Tor. So verspielt wie die Kicker am Strand von Barcelonetta.

© Süddeutsche.de/fued
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