FC Augsburg:Zwei Rücktritte in 24 Stunden

FC Augsburg: "Und deswegen hat er es jetzt schriftlich", sagte Trainer Weinzierl (links) nach der Verkündung seines Abschieds zum neuen Kenntnisstand von Manager Stefan Reuter (rechts).

"Und deswegen hat er es jetzt schriftlich", sagte Trainer Weinzierl (links) nach der Verkündung seines Abschieds zum neuen Kenntnisstand von Manager Stefan Reuter (rechts).

(Foto: Action Pictures/Imago)

Personalbeben beim FC Augsburg: Nach dem Präsidenten kündigt auch Trainer Markus Weinzierl seinen Abschied an. Im Zentrum des Ärgers steht Manager Stefan Reuter - dahinter stecken tiefe interne Konflikte.

Von Maik Rosner, Augsburg

Ganz am Ende und in kleiner Runde kam noch die Frage nach einem dritten Abschied auf, was weniger der Sensationsgier geschuldet war, sondern den überraschenden Rücktritten von Präsident Klaus Hofmann und Trainer Markus Weinzierl. Die Frage richtete sich an Stefan Reuter, und sie lautete sinngemäß, wie sicher es sei, dass er nach der Sommerpause noch der Manager des FC Augsburg sein werde. "Davon können Sie ausgehen", antwortete Reuter knapp. Damit ließ er es bewenden. Einmal abgesehen davon, dass er ins Schweigen hinein selbstbewusst lächelte.

Kurz nach dem Abpfiff war das letzte Saisonspiel endgültig der Bedeutungslosigkeit zugeführt worden. Kaum jemand interessierte sich noch für das 2:1 der schon vorher geretteten Augsburger gegen die längst als Absteiger feststehende SpVgg Greuther Fürth. Stattdessen ging es fast nur noch um die nächste Eilmeldung, die vom FCA ausgegangen war. Oder besser: von seinem bisherigen Trainer. Denn Weinzierl eröffnete zunächst seinen Spielern und dann dem genauso verblüfften TV-Publikum, dass es sein letztes Spiel als Augsburgs Trainer gewesen sei.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Reuter dem Vorwurf mangelhafter Kommunikation ausgesetzt sieht

"Die Basis fehlt für eine Zukunft hier", sagte Weinzierl und überraschte damit auch seinen ahnungslosen Vorgesetzten Reuter. "Das wird er jetzt schon mitbekommen", ergänzte Weinzierl, was viel über sein Verhältnis zu Reuter erzählte. Weinzierl wertete es als "klares Zeichen" des fehlenden Vertrauens, dass mit ihm noch nicht über seinen auslaufenden Vertrag gesprochen worden sei, nachdem er im April 2021 zum FCA zurückgekehrt war. "Und deswegen hat er es jetzt schriftlich", ließ Weinzierl in Richtung Reuter wissen. Das klang etwas schnippisch, vor allem aber hätte seine Kritik an der seiner Meinung nach mangelnden Kommunikation kaum deutlicher ausfallen können.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Reuter, seit Ende 2012 beim FCA, derartigen Vorwürfen ausgesetzt sieht. Auch mit Weinzierl hatte es schon einmal schwer gekracht, am Ende von dessen erster Amtszeit zwischen 2012 und 2016. Damals allerdings, weil sich der Trainer dem FC Schalke versprochen hatte. Dass Weinzierl vor rund 13 Monaten erneut Trainer des FCA wurde, lag maßgeblich an Präsident Hofmann.

FC Augsburg: Vor Markus Weinzierl ist Klaus Hofmann als Präsident des FC Augsburg zurückgetreten. Seine Anteile in Höhe von 30,56 Prozent werde er nie verkaufen, hatte er kürzlich erklärt.

Vor Markus Weinzierl ist Klaus Hofmann als Präsident des FC Augsburg zurückgetreten. Seine Anteile in Höhe von 30,56 Prozent werde er nie verkaufen, hatte er kürzlich erklärt.

(Foto: Christian Kolbert/ikolbert-press/Imago)

Reuter berichtete nun, man habe ein Gespräch über Weinzierls Zukunft für die Zeit nach der Saison vereinbart, dieses habe er in dieser Woche führen wollen. Zugleich klang seine Skepsis dem Trainer gegenüber an. "Ich glaube, dass der Kader richtig gut ist und dass wir durchaus eine deutlich stärkere Saison hätten spielen können", sagte Reuter. Die Aufarbeitung wird für ihn nun Weinzierls plötzlichen Abschied beinhalten, zudem steht ab sofort eine Trainersuche an.

Im Verein wird es zudem um die Zusammenhänge der Kettenreaktion gehen. Rund 24 Stunden vor Weinzierls Abschied hatte der FC Augsburg ja Hofmanns Rücktritt von all seinen Ämtern bekannt gegeben. Nach allem, was zu hören ist, soll sich der seit 2014 amtierende Vereinspräsident und Geschäftsführer der Profiabteilung, also die zentrale Figur des FCA, nicht allein wegen "gesundheitlicher Probleme" zurückgezogen haben, wie es offiziell heißt. Auch hier ist von wiederkehrenden Differenzen mit Reuter die Rede. Mehrfach soll Hofmann Reuter in der Vergangenheit angezählt haben. Nun nahm sich der impulsive Hofmann offenbar lieber selbst zurück, aus Selbstschutz. Weinzierl fasste seinen Entschluss sofort nach Hofmanns Rücktritt. Für den Trainer war jene tragende "Säule weggebrochen", die ihn stets stützte.

Was in Augsburg passiert ist, ist in etwa so, als würden beim FC Bayern Hainer, Kahn und Nagelsmann gehen

Zum Verständnis der Personalien und der Wucht der Rücktritte hilft ein Vergleich mit Augsburgs Nachbarn FC Bayern. Was sich beim FCA gerade abgespielt hat, ist in etwa so, als würden beim Meister aus München zunächst der Präsident Herbert Hainer und der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn gleichzeitig hinschmeißen und tags darauf der Trainer Julian Nagelsmann. Zurück bliebe ein ziemlich alleingelassener Sportchef Hasan Salihamidzic (unterstützt werden würde er immerhin noch von seinem Vorstandskollegen, dem Finanzfachmann Jan-Christian Dreesen).

Im Fall des FC Augsburg laufen die Fäden nun bei den Geschäftsführern Reuter (Sport) und Michael Ströll (Finanzen) zusammen. Einen Mann namens Thomas Müller haben sie beim FCA ebenfalls, er firmiert hier als Aufsichtsratsvorsitzender. Das ist ein zentraler Unterschied im Organigramm der Augsburger im Vergleich zu dem der Münchner: Beim FC Bayern ist der Präsident gleichzeitig der Chef des Aufsichtsrats. Dieses Amt durfte Hofmann - als Präsident und Geschäftsführer - in Augsburg hingegen nicht auch noch bekleiden, zumal ihm ja Teile der Investoren GmbH gehören, die 99,4 Prozent der Anteile an der FC Augsburg GmbH und Co. KGaA hält, also an der Profiabteilung. Der größte Anteil an dieser Investoren GmbH liegt bei der Bolt Football Holdings des US-Milliardärs David Blitzer (45 Prozent).

Seine eigenen Anteile in Höhe von 30,56 Prozent werde er nie verkaufen, hatte Hofmann noch kürzlich erklärt. Bisher wurde nicht bekannt, dass sein Rücktritt daran etwas ändern könnte. Doch auch so müssen sie sich in Augsburg fast komplett neu aufstellen.

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