FC Augsburg - VfB Stuttgart:Baum denkt von unten

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Bloß keinen Winterblues: Augsburgs Trainer Manuel Baum diskutiert mit Schiedsrichter Sven Jablonski. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Der FC Augsburg will diese Saison den Februar-Abschwung vermeiden. Vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart steht der Klub so gut da wie erst einmal zuvor in sieben Bundesligajahren.

Von Maik Rosner, Augsburg

Als Manuel Baum am Freitag über das anstehende Heimspiel sprach, klang es beinahe, als stehe der FC Augsburg bereits vor einer immensen Herausforderung in der Europa League. "Wenn man sich die Mannschaft von den Namen her anschaut, ist es schon so, dass sie unglaublich viel Erfahrung haben", sagte Baum und zählte die Nationalspieler des Gegners auf. "Die haben richtig viel Qualität", folgerte der Trainer, "deswegen sehe ich uns nicht zwingend in der Favoritenrolle."

Tatsächlich kommt an diesem Sonntag (15.30 Uhr) aber nicht Atlético Madrid nach Augsburg, sondern der Aufsteiger VfB Stuttgart zum bundesligainternen Kräftemessen unter Schwaben. Dennoch findet Baum keinesfalls, dass er Understatement betreibe. "Das ist die Faktenlage, und anhand der Fakten leitet man etwas ab", sagte er, "die einen leiten es aus dem Tabellenplatz ab, die anderen, so wie ich, aus der Statistik, wie viele Spiele die Spieler schon gemacht haben." In der Tat befinden sich in Christian Gentner, Mario Gomez und Andreas Beck drei Spieler des VfB in dieser Hinsicht in den Top 20 der aktiven Bundesligaakteure.

Zudem seien auch andere, wie Timo Baumgartl, 21, zwar noch jung, "aber an Erfahrung schon alt". Dass die Tabelle die Augsburger mit drei Punkten Rückstand auf Platz sechs als Anwärter auf die Europa League ausweist, während die Stuttgarter den Abstiegsrängen nahe sind, taugt für Baum dagegen nicht als Maßstab. Er denkt die Liga lieber von unten. Die Versetzung könne man "definitiv nicht" als sicher betrachten, "es gibt ja genügend Beispiele aus all den Vorjahren, dass immer mal was passieren kann".

Die Spieler üben sich auch ohne Anlass in Krisenrhetorik

Es fügt sich ins Bild, dass sich die Augsburger schon zu Beginn der Trainingswoche an ihre Kernkompetenzen erinnerten. Wie Innenverteidiger Martin Hinteregger, der forderte, gegen den VfB "wieder abzurufen, was alle von uns kennen: Einsatz, Zweikampfhärte, eklig sein". Derartige Aussagen klingen immer ein bisschen nach Krisenrhetorik, wofür beim FCA nach 31 Punkten aus 22 Spielen allerdings keinerlei Anlass besteht. Für die Augsburger geht es darum, erst gar nicht wieder in einen Abschwung zu geraten wie vor einem Jahr, als Baums bisher schwierigste Phase begann. Nur fünf Punkte wurden damals zwischen dem 20. und 28. Spieltag erwirtschaftet, die Augsburger schienen Mitte Februar in einen Sog Richtung zweite Liga zu geraten. Erst Mitte April gelang der Umschwung, gefolgt von der Rettung im Mai.

Zumindest ein paar Begleitumstände erinnern nun durchaus an die Situation vor einem Jahr. Wie damals im Februar beklagen die Augsburger auch jetzt einige Verletzungen in der Belegschaft, darunter die Stammkräfte Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw. Zudem sind die Alternativen rar, da nach acht Weggängen in der Winterpause Rechtsverteidiger Daniel Opare suspendiert wurde, der zuvor ebenfalls stets in der ersten Elf gestanden hatte. Vor einem Jahr begann Baums kniffligste Phase mit einer 0:2-Niederlage in Mainz, jetzt steht als letzter Eintrag ein 0:2 in Leipzig in der Bilanz. So weit die Parallelen.

Die gute Nachricht aus Sicht der Augsburger ist nun, dass sie durch ihre bisher starke Saisonbilanz so gut dastehen wie erst einmal zuvor in ihren sieben Bundesligajahren. 2014 gelang mit Trainer Markus Weinzierl der Einzug in die Europa League, in der es dann bis zum FC Liverpool ging. Baum will von Reisen über den Kontinent aber nach wie vor nichts wissen, vielleicht auch, weil die Erinnerung an den Abschwung vor einem Jahr mitspielt. Und weil sich durch die aktuellen Absenzen vor allem unerfahrene Kräfte bewähren müssen, wie Innenverteidiger Kevin Danso. Für Baum ist der 19-Jährige einer jener jungen Spieler, "die gerade am Wachsen sind und sich an solchen Spielern wie Gomez und Ginczek festbeißen sollen", wie er es formulierte. Danach blickte er nach links zu Danso und sagte: "Du spielst!"

© SZ vom 18.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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