FC Augsburg:Fünf Neue gekauft, zwei Neue geliehen

FC Augsburg: Viele Zugänge für Augsburgs Trainer Enrico Maaßen (Mitte): Dion Drena Beljo, Arne Engels, David Collina, Irvin Cardona und Kelvin Yeboah (v. li.).

Viele Zugänge für Augsburgs Trainer Enrico Maaßen (Mitte): Dion Drena Beljo, Arne Engels, David Collina, Irvin Cardona und Kelvin Yeboah (v. li.).

(Foto: Klaus Rainer Krieger/Imago)

Der FC Augsburg überrascht mit einer Transferoffensive mitten im Abstiegskampf. Es geht dem Klub um Soforthilfe - und mögliche Weiterverkäufe in der Zukunft. Ein Minus in diesem Geschäftsjahr ist einkalkuliert.

Von Maik Rosner, Augsburg

Wenn Enrico Maaßen über den Winterzugang Arne Engels spricht, beginnt er zu schwärmen. "So einen musst du erstmal finden", sagt der Trainer des FC Augsburg über den 19-Jährigen. Fündig wurden die Augsburger beim Club NXT, dem Nachwuchsteam des Club Brügge in Belgiens zweiter Liga. Gerade einmal 100 000 Euro Ablöse sollen für Engels geflossen sein. Besonders ist dessen Geschichte vor allem, weil er für die rechte Außenbahn verpflichtet wurde, sich nun aber als Entdeckung im defensiven Mittelfeld entpuppt hat. In allen drei Bundesligapartien des Jahres spielte er überzeugend und mit so viel Ruhe und Übersicht, dass man ihn von der Tribüne für einen 29-Jährigen halten konnte. Auch im Heimspiel gegen Leverkusen an diesem Freitag dürfte Engels beginnen.

Engels ist aber nur einer von sieben Zugängen, mit denen der FC Augsburg in diesem Winter überrascht hat. Ebenfalls gekauft wurden Kroatiens umworbener U21-Nationalstürmer Dion Beljo, 20, von NK Osijek, dazu sein Landsmann, der Linksverteidiger David Colina, 22, von Hajduk Split und der französische Angreifer Irvin Cardona, 25, von Stade Brest. Hinzu kam der französische Flügelspieler Nathanael Mbuku, 20, für den trotz eines Vertrages bis zum Sommer beim Erstligisten Stade Reims keine Ablöse fällig wurde. Mbuku darf als Vorgriff auf die kommende Saison gelten. Er hatte hinterlegt, Reims ohnehin zu verlassen, weshalb der Verein ihn jetzt schon ziehen ließ. Alle fest verpflichteten Winterzugänge erhielten einen Vertrag bis 2027. Zunächst auf Leihbasis gewonnen wurde zudem Renato Veiga, 19, von Sporting Lissabon. Der Defensivspieler ist der Kapitän von Portugals U20-Nationalteam, er bleibt zunächst bis zum Jahresende beim FCA. Zuvor war bereits Angreifer Kelvin Yeboah, 22, von CFC Genua bis zum 30. Juni ausgeliehen worden. Für den Neffen des früheren Bundesliga-Stürmers Anthony Yeboah haben sich die Augsburger ebenfalls eine Kaufoption gesichert.

Das Publikum staunt über diese Transferoffensive mitten im Abstiegskampf auch deshalb, weil mit Ausnahme des Mittzwanzigers Cardona alle Zugänge zwischen 19 und 22 Jahre alt sind. Statt wie früher auf kantige Routiniers wie Florian Niederlechner, André Hahn oder Daniel Caligiuri zu setzen, versuchen die Augsburger auf ihrem neuen Weg nun, Gegenwart und Zukunft zu verbinden. Sie erhoffen sich von den vielversprechenden Talenten zum einen Soforthilfe und zum anderen einen deutlichen Mehrwert, mögliche Weiterverkäufe inklusive. "Nur so kann der FC Augsburg auch wirtschaftlich den nächsten Entwicklungsschritt gehen", sagt Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter. Bisher scheint dieser Ansatz aufzugehen. Abgesehen von Mbuku und Veiga kamen alle Zugänge bereits zum Einsatz und ließen dabei erkennen, dass sie den Kader schon jetzt verstärken.

Der Kroate Dion Beljo war mit drei Millionen Euro der Teuerste

Auf den ersten Blick stellt sich nun vor allem die Frage, wie sich der FCA diese Investitionen leisten kann. Tatsächlich halten sich die Ausgaben in diesem Fall aber in Grenzen. Mit einer Ablöse von rund drei Millionen Euro war Beljo mit Abstand am teuersten, für alle anderen wurden maximal mittlere sechsstellige Beträge fällig. Beträchtliche Einnahmen in Höhe von angeblich rund drei Millionen Euro wurden zudem mit dem Verkauf des Mittelfeldspielers Carlos Gruezo, 27, an San José (USA) erzielt. Auch der vorzeitige Abschied von Angreifer Florian Niederlechner zu Hertha BSC sorgte für Entlastung. Sollte der Stürmer Sergio Cordova noch verkauft werden - im Gespräch ist ein Wechsel in die USA - würde Augsburgs Transferbilanz des Winters sogar mehr Einnahmen als Ausgaben ausweisen.

Insgesamt stellen sie sich beim FCA aber auf ein Minus im laufenden Geschäftsjahr ein. Im Verein ist die Erkenntnis gereift, mehr in die Zukunft investieren zu müssen, um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. In dieser Saison geht es einzig um den Klassenverbleib, mittelfristig aber peilen sie die Top Ten an. Das hatte Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll zuletzt verkündet.

Augsburgs Aufbruch in der Nische passt zu den gewachsenen Strukturen und der mittlerweile beträchtlichen Substanz des Vereins. Seit 2011 spielt der FCA ununterbrochen in der Bundesliga, nur sieben Vereine können aktuell eine längere Verweildauer vorweisen. Auf der Jahreshauptversammlung im November verkündete Ströll stolz ein Eigenkapital von 53,6 Millionen Euro. Die Arena ist abbezahlt. Sehr hilfreich ist zudem der langjährige Vertrag bis 2030 mit dem Hauptsponsor und Namensgeber des Stadions. Zugleich betonen sie beim FCA, dass der 2021 eingestiegene US-Investor David Blitzer noch kein Kapital zugeschossen habe. "Alles, was wir gemacht haben, ist völlig unabhängig von unseren Gesellschaftern", sagt Reuter nach den sieben Winter-Zugängen. Aber beruhigen dürfte es sie trotzdem, dass sie auf ihrem neuen Weg einen Investor dabei haben, der ihnen notfalls helfen könnte.

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