FC Augsburg:Stille Komplimente

Iago / Einzelbild / Freisteller / Aktion / / Fußball Fussball / DFL erste 1.Bundesliga Herren / Saison 2020/2021 / 04.10
(Foto: O.Behrendt/imago)

Der Brasilianer Iago hat beim FC Augsburg bisher sehr solide jene Lücke geschlossen, die der langjährige Leistungsträger Philipp Max hinterlassen hat.

Von Maik Rosner

Der klangvolle Name Iago Amaral Borduchi fiel nach dem 1:1 gegen Freiburg nicht, und auch in der Kurzform Iago erwähnte ihn Heiko Herrlich nur in einem Nebensatz, als es um einen zu scharfen Pass von Ruben Vargas ging. Einmal durfte sich Iago, 23, aber indirekt angesprochen fühlen. "Vielleicht hätten wir in der ein oder anderen Situation einen Tick mutiger von hinten raus in die freien Räume reindribbeln müssen", sagte der Trainer. Es war eher ein Appell, der wohl auch dem Brasilianer Iago galt, und weniger eine Kritik.

Dass beim FC Augsburg insgesamt kaum vom Linksverteidiger Iago die Rede ist, darf dieser durchaus als unausgesprochenes Kompliment werten. Fünf Jahre lang hatte auf seiner Position ja Philipp Max gespielt - und sich in der Bundesliga einen Namen als einer der stärksten Vertreter seiner Zunft gemacht. Allein in der vergangenen Saison hatte er es auf acht Tore und sechs Vorlagen gebracht, 2017/18 waren es zwei Tore und gar 13 Vorlagen. Schon damals war eine Einladung zur deutschen Nationalmannschaft erwartet worden. Erreicht hatte diese Max aber erst vor wenigen Wochen, nachdem er zur PSV Eindhoven gewechselt war.

In der vergangenen Saison plagte er sich mit Verletzungen herum - er war ein "gefühlter Zugang"

Einen solchen langjährigen Leistungsträger zu beerben, kann eine undankbare Aufgabe sein. Iago aber hat diese bisher sehr solide gelöst. Dafür spricht auch, dass eben nicht über ihn gesprochen wird - und damit auch nicht über jene Lücke, die Max hinterlassen hat. Denn der U23-Auswahlspieler Brasiliens, der sich mit dem Nachwuchs der Seleção für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert hat, überzeugt, ohne groß aufzufallen. Insgesamt neun Spiele in Bundesliga und DFB-Pokal stehen in seiner Saisonbilanz, alle über 90 Minuten. Drei Torvorlagen sind ihm bisher gelungen. Nur das Heimspiel gegen Leipzig verpasste Iago kränkelnd. Mads Pedersen, 24, vertrat ihn. Zu mehr Einsätzen reichte es für den Dänen in dieser Saison bisher auch deshalb nicht, weil Iago mit seiner Verlässlichkeit überzeugt.

Bereits im Sommer 2019 hatten sich beide dem FCA bis 2024 angeschlossen, kamen an Max aber nicht vorbei. Pedersen war in der zweiten Saisonhälfte an den FC Zürich ausgeliehen. Iago plagte sich derweil mit Verletzungen herum, weshalb ihn Herrlich im Sommer 2020 als "gefühlten Zugang" begrüßte. Seither zeigt Iago, warum ihn Geschäftsführer Stefan Reuter 2019 von Internacional Porto Alegre für die überlieferte Ablöse in Höhe von 6,5 Millionen Euro verpflichtet hatte, die durch Nachzahlungen wohl noch auf acht Millionen Euro steigen kann. Ohnehin war Iago damals der zweitteuerste Zugang der Klubgeschichte nach Martin Hinteregger, der inzwischen für Eintracht Frankfurt kickt. "Enorme Qualitäten" attestierte Reuter Iago damals, dieser sei "eine große Bereicherung". Für ihn interessiert haben sollen sich zu jener Zeit auch Wolfsburg und Bremen sowie der FC Porto und Atlético Madrid. Vor wenigen Monaten gab es zudem Gerüchte um Avancen des AC Mailand.

Iago steht bisher mehr für die neue defensive Stabilität des FCA als für Offensivdrang wie Max

Nun sind es eher die stillen Komplimente, die Iago erhält. Im Fachblatt Kicker steht er in dieser Saison nach seinen acht Ligaeinsätzen bei der Durchschnittsnote 3,5. Auch wenn die Noten eher eine nette Spielerei für Fans und Profis sind, lohnt der Vergleich mit Max. Bei dem stand nach seiner wohl besten Saison für den FCA zuletzt eine 3,39 im Schnitt, allerdings mit weitaus größeren Ausschlägen nach oben und unten als bei Iago. Bisher zeigt dieser eine beachtliche Konstanz, die dazu führt, dass er fast übersehen wird, obwohl er sich als Stammkraft etabliert hat. Teamintern steht Iago mit 810 Einsatzminuten auf Platz fünf.

Die Lücke von Max hat er also geschlossen. Als gleichwertiger Ersatz geht er dennoch schon deshalb nicht durch, weil sie sich in ihrer Spielweise unterscheiden. Max fiel vor allem mit Offensivdrang und Torbeteiligungen auf. Iago steht bisher mehr für die neue defensive Stabilität mit erst zwölf Gegentoren, womit der FCA im Ligavergleich auf Platz sechs liegt, vor dem FC Bayern. Gegen Freiburg aber verhielt es sich eher umgekehrt. Vor dem 0:1 verhinderte auch Iago die Flanke nicht. Dafür bereitete er eine der wenigen Torchancen durch André Hahn mit einer Flanke vor. Diesen Mut wünschen sie sich in Augsburg noch häufiger von Iago. Und natürlich, dass er defensiv mit seiner Zuverlässigkeit weiterhin nicht auffällt.

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