Süddeutsche Zeitung

FC Augsburg:Spiel mit Schlüssel

Trainer Schmidt wird in der Kabine laut, dann dreht der FC Augsburg die Partie gegen Werder Bremen in der zweiten Halbzeit.

Von Jakob Schätzle

Hinter Martin Schmidt brachen alle Dämme. Sein Trainerteam jubelte ausgelassen, schließlich hatten die Augsburger soeben das wichtige Spiel gegen Werder Bremen gewonnen. Schmidt selbst blieb aber nach dem Schlusspfiff erst einmal noch einen Moment unbewegt stehen, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Es schien, als ob er noch etwas Zeit brauchte, um dem großen Stein nachzuhorchen, der ihm vom Herzen gefallen war.

Der Trainer hatte vor dem Heimspiel gegen Bremen von einer Partie gesprochen, die seine Mannschaft gewinnen müsse. Nach zuletzt drei Niederlagen in Serie waren die Augsburger den unteren Rängen wieder näher gekommen, Bremen hätte den FCA mit einem Sieg wieder komplett in den Abstiegskampf gezogen. Augsburg fand zunächst besser in die Partie als die Bremer, nach 19 Minuten lag der Ball zum ersten Mal im Tor von Werder. Dem Tor von Felix Uduokhai war allerdings ein Foul von Florian Niederlechner vorausgegangen - und so waren es die Bremer, die vier Minuten später durch ein kurioses Eigentor (23.) 1:0 führten. Jeffrey Gouweleeuw schoss seinen Mitspieler Tin Jedvaj an, von dessen Bein der Ball ins Tor rollte. In der Folge zeigte sich Augsburg verunsichert.

Als das Team von Schmidt in diesem so bedeutenden Spiel zur Halbzeit also 0:1 hinten lag, musste sich aus Augsburger Sicht dringend etwas ändern. "Es wurde lauter", berichtete Schmidt von der Kabinenansprache. Sonst verstehe er sich eher als Mentor, aber an diesem Tag war scheinbar eine deutlichere Ansprache ebenso nötig wie ein Wechsel, der Schwung bringen sollte: André Hahn machte Platz für Geburtstagskind Alfred Finnbogason. Nun waren die Augsburger wieder spielbestimmend, kamen zu guten Chancen durch Marco Richter (56., 63.). Der vermeintliche Ausgleich durch Ruben Vargas (61.) wurde wegen Abseits zurückgepfiffen. Nach nunmehr zwei ungültigen Toren gelang Niederlechner dann in der 67. Minute tatsächlich ein regelkonformer Treffer, als er abgefälscht den Ball zum Ausgleich im Tor versenkte -Augsburg drückte nun. Acht Minuten nach dem Ausgleich verzog Finnbogason freistehend vor dem Bremer Tor, seine Vorarbeit zum 2:1-Siegtreffer war dafür technisch fein. Einen Pass von Gouweleeuw verlängerte er mit der Hacke und schickte so Vargas auf die Reise, der den Ball ins lange Eck schoss (82.).

Und so konnten alle, die es mit dem FCA halten, nach diesem Sieg tief durchatmen. Neun Punkte stehen die Augsburger nun vor Werder Bremen. Finnbogason sprach von einem "Schlüsselspiel" - und am Ende hatten sie den Schlüssel dann doch gefunden.

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Quelle:
SZ vom 03.02.2020
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