Augsburg - Frankfurt (15.30 Uhr):Raus aus dem Keller

Warmlaufen vor der Baustelle im Hintergrund wird der dritte Trainingsplatz gebaut FC Augsburg Tra

Trainieren auf der Baustelle: Neben der Geschäftsstelle des FC Augsburg wird gerade ein neuer Trainingsplatz errichtet. Vielleicht hilft der ja dabei, manche Spieler zu halten.

(Foto: imago/Krieger)

Trotz ewiger Gerüchte um Weggänge der besten Spieler sieht Manager Stefan Reuter den FCA auf einer neuen Stufe angekommen.

Von Sebastian Fischer

Geschichten, die mit einem Bierfass-Anstich beginnen, enden nicht immer schön. Doch beim FC Augsburg sind sie davon überzeugt, dass es diesmal so ist. Am Sonntag um 11 Uhr, viereinhalb Stunden vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, weiht der Klub seine neue Fankneipe und seinen neuen Fanshop ein, im neuen Verwaltungsgebäude der Geschäftsstelle. Es gibt Getränke. Denn, wenn man es überspitzt formuliert, gibt es etwas zu feiern: Augsburg ist jetzt ein richtiges Profifußball-Unternehmen.

"Überfällig", hat Präsident Klaus Hofmann im Kicker den Umzug der Geschäftsstelle genannt. Teile der Belegschaft waren zuvor im Keller des Stadions untergebracht, an Spieltagen mussten die Arbeitsplätze abgebaut werden. Nun sind sie in einen Neubau neben dem Stadion gezogen. Es könnte also gerade eigentlich eine Zeit sein, die ausschließlich für den Aufbruch des Klubs steht, der ja unbestritten eine erfolgreiche Saison spielt. Wäre da nicht dieses Bild aus einem Restaurant in Düsseldorf, das an alte Geschichten erinnerte.

Daniel Opare trug ein Sakko, als er am Montag, fotografiert von der Bild-Zeitung, die Verantwortlichen des FC Schalke 04 traf, um über seine Zukunft zu sprechen. "So ganz unauffällig ist seine Frisur nicht. Domenico Tedesco und Christian Heidel kennt man auch. Da darf man sich nicht wundern, wenn so ein Treffen rauskommt", sagt Augsburgs Manager Stefan Reuter über Opare, der seine Haarspitzen blond gefärbt trägt. Zwar hat Schalke dem Augsburger wohl noch kein Angebot unterbreitet. Doch der Vertrag des Rechtsverteidigers beim FCA läuft aus.

"Ich habe eine ganz klare Meinung dazu", sagt Reuter, was bedeutet, dass er sich geärgert hat. Der Ghanaer Opare, den Reuter 2015 ablösefrei aus Porto holte, galt als Fehleinkauf, wurde dann für ein halbes Jahr in Frankreichs zweite Liga verliehen - und spielte, zurück beim FCA, plötzlich eine famose Hinrunde 2017. Er bekundete, in Augsburg glücklich zu sein. Er will Augsburg dann wohl doch verlassen.

Opares Weg wäre dann ein ähnlicher wie der vieler Augsburger zuvor, André Hahn zum Beispiel, Abdul Rahman Baba, auch Trainer Markus Weinzierl, die den FCA als Werbefläche für den Aufstieg in den höher bezahlten Fußball nutzten. Es ist auch der Weg, der dem Linksverteidiger Philipp Max prognostiziert wird oder dem Stürmer Alfred Finnbogason. Dass Augsburg auch ohne ihn auskommen kann, das kann die Mannschaft nun schon mal beweisen. Finnbogason, der elf von 29 Augsburger Toren erzielte, ist neben Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw der zweite Stammspieler, der verletzt ausfällt; der Isländer fehlt wegen einer Muskelverletzung in der Wade. Spieler zu verkaufen, sobald sich größere Klubs für sie interessieren, "das ist der Weg, den wir zwangsläufig einschlagen müssen", sagt Reuter, und es klingt inzwischen schon wie einer der ewigen Reuter-Sätze, wie vom Band.

Anstatt zu verzweifeln, denkt sich Reuter: Berater und Spieler haben halt eigenartige Ideen

In der abgelaufenen Winter-Transferphase hat der FCA seinen großen Kader verkleinert, acht Spieler abgegeben, sechs davon zur Leihe. Spieler, die in ihrer Entwicklung stagnieren, sollen sich andernorts weiterentwickeln. Der unbestritten talentierte, frühere U 21-Nationalspieler Moritz Leitner etwa, der in dieser Saison nicht ein einziges Mal im Bundesligakader stand, versucht sich nun bis zum Sommer beim englischen Zweitligisten Norwich. Am vergangenen Samstag hat er immerhin bereits zwölf Minuten gespielt. "Ein Stück weit wollen wir auf Abgänge im Sommer vorbereitet sein", sagt Reuter. Kostas Stafylidis, noch ein Beispiel, soll in Stoke in Form bleiben, anstatt als Ersatz für Philipp Max auf der Bank zu sitzen.

Es gab aber auch einen ungeplanten Transfer: Erik Thommy, 24, einst ausgebildet in der FCA-Jugend, der sich in der Hinrunde erstmals in seiner Karriere der Erstliga-Startelf annäherte, zweimal von Beginn an spielte, wechselte zum VfB Stuttgart. Er sei davon "extrem überrascht" und "enttäuscht" gewesen, sagt Reuter.

Doch anstatt daran zu verzweifeln, dass sogar ein langjähriger Augsburger den Abstiegskampf in Stuttgart einer Zukunft beim FCA vorzieht, hat sich Reuter gedacht, dass Berater und Spieler halt manchmal eigenartige Ideen haben. Ja, sagt er: "Wir müssen den Spielern immer mehr bieten können." Aber er findet, dass das eigentlich immer besser gelingt. "Wie Berater und Spieler den FC Augsburg sehen, das hat sich in den vergangenen Jahren sehr zum Positiven verändert."

Tatsächlich ist in Beraterkreisen zuhören, dass der Status des FC Augsburg längst nicht mehr der des kleinen Klubs ist, der in der Budget-Tabelle im hinteren Drittel der Liga unterwegs ist - vielmehr sei der FCA ein Verein, in dem sich junge Fußballer in ruhigem Umfeld so gut entwickeln wie kaum irgendwo anders. Vor ein paar Jahren, heißt es, sei Mainz 05 ein Vorbild für Augsburg gewesen. Die Stufe hat der FCA inzwischen genommen.

Neben der Geschäftsstelle wird gerade auf dem Klubgelände, das bislang eher den Charme eines Baumarkt-Parkplatzes hat, ein weiterer Trainingsplatz gebaut.

Daniel Opare, so gab der FCA am Samstag bekannt, steht nicht im Kader für das Spiel gegen Frankfurt. Der Klub habe ihm mitgeteilt, sich kurzfristig einen neuen Verein suchen zu können - und sein Angebot für eine Vertragsverlängerung zurückgezogen. Am Sonntag dürfte Raphael Framberger beginnen; ein Augsburger, der noch nie für einen anderen Profiklub gespielt hat. Framberger, 22, plant derzeit eher keinen Vereinswechsel.

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