FC Augsburg:Neue Mentalitäts-Achse

SC Freiburg - FC Schalke 04

„Es war immer sehr unangenehm, gegen den FCA zu spielen“: Deshalb wechselt Schalkes Daniel Caligiuri (re.) nun nach Augsburg.

(Foto: Uli Deck/dpa)

Drei Führungsspieler für mehr Ruhe: Der FCA verpflichtet Tobias Strobl, Daniel Caligiuiri und Rafael Gikiwiecz.

Von Felix Haselsteiner

"Es gilt", sagte Stefan Reuter, "sich Gedanken zu machen, was wir verbessern können, um im nächsten Jahr mehr gute Spiele abzuliefern." Nach dem letzten Spiel der Saison, dem 1:2 gegen RB Leipzig, sprach der Manager des FC Augsburg noch einmal grundsätzlich über die Leistung der Mannschaft, die er im vergangenen Sommer zusammengestellt hatte. Er sagte: "Wir hatten Phasen, die uns zu denken geben".

Reuter dürfte vor allem zwei Zeiträume meinen: Den Saisonstart, als der FCA nach zehn Spieltagen und nur einem Sieg auf Tabellenplatz 17 abgerutscht war. Und den Rückrundenstart mit sechs Niederlagen aus acht Spielen, der Martin Schmidt seinen Job als Trainer kostete. 13 Punkte holte Augsburg in der Rückrunde, so wenige wie noch nie zuvor in der Bundesliga.

Reuter also sah dringenden Handlungsbedarf - was den Kader angeht, nicht den Trainer: "Großes Kompliment an Heiko Herrlich, wie er die Mannschaft in einer extrem schwierigen Phase übernommen und für Stabilität gesorgt hat", sagte Reuter, der auf eine "beruhigtere Saison" hofft, mit weniger Leistungsschwankungen. Seit Dienstag stehen nun auch die ersten drei Namen fest, die dafür sorgen sollen.

Towart Rafal Gikiewicz, 32, von Union Berlin, Mittelfeldspieler Tobias Strobl, 30, von Borussia Mönchengladbach und Daniel Caligiuri, 32, von Schalke 04 werden jeweils ablösefrei nach Augsburg wechseln, das gab der Verein am Dienstag bekannt. Strobl und Caligiuri erhalten Verträge bis 2023, Gikiewicz bis 2022. Alle drei erfüllen die Kriterien, die es für ruhige Saisonverläufe braucht: Sie sind gestandene Bundesligaspieler und gelten als Anführertypen auf ihren Positionen. Dass genau diese Spielertypen dem FCA gefehlt hatten, merkten sogar diejenigen an, die selbst als Führungsspieler gelten: "Sie werden uns sicherlich noch ein paar Qualitätsspieler und Führungsspieler dazu holen", hatte Rani Khedira am Samstag gesagt. Er hat in dieser Saison 32 von 34 Spielen gemacht.

Wie geht es für Luthe, Koubek und Kapitän Baier weiter?

"Wir sind uns sicher, dass sie unserer Mannschaft durch ihre Mentalität auf und neben dem Platz sehr gut tun werden", sagte Reuter über seine Verpflichtungen. Die neue Mentalitäts-Achse Gikiewicz-Strobl-Caligiuri steht darüber hinaus auch für einen Kontrast zur vergangenen Transferphase, als der Mangel an gestandenen Spielern zwar schon bemerkbar war, mit der späten Verpflichtung von Stephan Lichtsteiner Ende August allerdings nur notdürftig kaschiert werden konnte. Der ehemalige Champions-League-Spieler und Schweizer Kapitän, 36, konnte die Erwartungen nur selten erfüllen und wird Augsburg wieder verlassen.

Diesmal sind Reuter und der FC Augsburg somit die ersten in der Bundesliga, die ihren Kader für die kommende Saison mit Weitsicht zu planen scheinen. Dazu zählt auch die feste Verpflichtung von Innenverteidiger Felix Uduokhai vom VfL Wolfsburg. Dazu gehören aber auch: Weggänge. Zum Beispiel zählen bald neben Gikiewicz zwei weitere Torhüter zum neuen Kader, die eher keine klassischen Ersatzkeeper sind. Der Tscheche Tomas Koubek, der im vergangenen Sommer für mehr als sieben Millionen Euro als neue Nummer eins kam, und Andreas Luthe, der mehr als verlässlich einsprang, weil Koubek dann doch keine verlässliche Nummer eins war. Dass sich beide auf die Bank setzen, wirkt eher wie ein unwahrscheinliches Szenario.

Die größte Frage allerdings betrifft den Augsburger Kapitän: Daniel Baier, 36, stand zuletzt dreimal im Kader, ohne eingewechselt zu werden. Nun wurde in Strobl ein Spieler verpflichtet, der ihm in vielerlei Hinsicht ähnelt. Im Januar hatte Baier, Rekordspieler der Augsburger, seinen Vertrag um ein Jahr verlängert, damals allerdings noch unter etwas anderen Voraussetzungen. "Man ist enttäuscht und verspürt auch eine gewisse Wut in sich", sagte Baier Anfang Juni gegenüber der Sport-Bild, als er unter Herrlich wiederholt seinen Bankplatz akzeptieren musste.

Strobl könnte sich als jener Baier-Nachfolger herausstellen, der in Augsburg seit Jahren gesucht wird. Beim SV Aubing im Münchner Westen aufgewachsen, vereint er Heimatbezug, Erfahrung und spielerische Fähigkeiten als defensiver Stratege. Und noch mehr Bundesliga-Erfahrung versprechen sich die Augsburger von Caligiuri, einem gefährlichen Standardschützen und zudem eine Option für die zuletzt nicht optimal besetzte Rechtsverteidigerposition. "Ob mit Freiburg, Wolfsburg oder Schalke, es war immer sehr unangenehm, gegen den FCA zu spielen", sagte Caligiuiri. Und nun will er dazu beitragen, dass es für die kommenden Gegner unangenehm wird.

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