FC Augsburg:Und jetzt zurück zum Überfall

Markus WEINZIERL Trainer FC Augsburg lacht lachend gut gelaunt fröhlich FCA Logo altes FCA W

Zurück in Augsburg: Markus Weinzierl.

(Foto: Krieger/Imago)

Heiko Herrlich bleibt beim FC Augsburg mit einer Zahnpasta-Anekdote in Erinnerung, mit Nachfolger Markus Weinzierl ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte verbunden. Und eine Spielweise, die zuletzt immer heftiger vermisst wurde.

Von Maik Rosner

Als sich Markus Weinzierl zum bisher letzten Mal in der Bundesliga von seinem Trainerstuhl erhob, lag hinter ihm eine äußert unangenehme Begegnung mit dem FC Augsburg. Exakt zwei Jahre und eine Woche ist das nun her. Damals verließ Weinzierl die Augsburger Arena nach einer 0:6-Niederlage, die er mit Stuttgart erlitten hatte. Kurz darauf gab der VfB die Trennung von Weinzierl bekannt.

In zehn Tagen, am Freitag in einer Woche, ist der FCA erneut mit den Stuttgartern verabredet, diesmal im Stadion des VfB. Weinzierl wird dann wieder als Gästetrainer dabei sein, nun auf dem Trainerstuhl der Augsburger. Diese hatten am Montag die erwartete Trennung von ihrem bisherigen Fußballlehrer Heiko Herrlich und dessen Assistenten Iraklis Metaxas sowie Weinzierls Rückkehr verkündet. "Ich freue mich riesig, wieder mit Stefan Reuter und der Mannschaft zusammenzuarbeiten und an die erfolgreichen gemeinsamen Jahre anknüpfen zu können", wurde Weinzierl in der Vereinsmitteilung zitiert. Der 46-Jährige hatte den FCA bereits zwischen 2012 und 2016 gecoacht. Nun erhielt er einen Vertrag, dessen überschaubare Dauer bis zum 30. Juni 2022 von einer gewissen Vorsicht kündet. Assistieren wird Weinzierl der erfahrene Reiner Maurer, 61, zuletzt Trainer bei Türkgücü München sowie einst beim TSV 1860. An diesem Dienstag wird Weinzierl sein erstes Training leiten und sich mit Manager Reuter auf einer Videokonferenz äußern.

Es ist ein Trainerwechsel, über den schon länger geraunt wurde. Bereits im Februar hieß es, im Verein werde über Weinzierls Rückkehr nachgedacht. Reuter stellte sich damals noch schützend vor Herrlich. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht, dass sein ehemaliger Mitspieler aus Dortmunder Zeiten noch jenes Versprechen einlösen würde, das er bei seinem Antritt am 10. März 2020 gegeben hatte: eine spielerische Entwicklung zu einem attraktiven Offensivstil. Zuletzt war eher das Gegenteil der Fall. Der FCA holte gegen die Abstiegskandidaten Schalke (0:1), Bielefeld (0:0) und Köln (2:3) nur einen Punkt. Der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 beträgt vor den verbleibenden drei Spielen in Stuttgart, gegen Bremen und beim FC Bayern nur noch vier Zähler. Ihnen habe "der Glaube gefehlt, die restlichen Spiele in der bisherigen Konstellation erfolgreich zu gestalten", begründete Reuter die Trennung von Herrlich.

Es ist eine unglückliche Beziehung gewesen, die der frühere Stürmer und der FCA miteinander erlebten. Ein Beispiel dafür war seine Schwärmerei bei seiner Vorstellung über die Stimmung in der Augsburger Arena. "Man spricht ja hier auch von Klein-Anfield", schmeichelte Herrlich. Als gegnerischer Trainer habe er die Atmosphäre in Augsburg schon erlebt, und diese sei "wirklich unglaublich". Als ehemaliger FCA-Trainer blickt er nun auf dreizehneinhalb Pandemie-Monate zurück, in denen er exakt ein Heimspiel vor 6000 Zuschauern erlebt hat, immerhin ein stimmungsvolles 2:0 gegen Dortmund im September 2020. In Erinnerung von Herrlichs Zeit in Augsburg bleibt aber eher ein Missgeschick, sein Gang in einen Supermarkt, um Zahnpasta und Hautcreme zu kaufen. Davon hatte Herrlich freimütig berichtet, obwohl er und die Mannschaft zu einer Corona-Quarantäne verpflichtet waren. Dass er auch deshalb zum wiederholten Male sein Debüt auf der Trainerbank des FCA verpasste und rund zwei Monate darauf warten musste, fügte sich ins Bild.

Auch Weinzierls erstes Engagement in Augsburg begann holprig

Die Erinnerungen an Weinzierl sind in Augsburg deutlich besser. Auch besser als beim FC Schalke und in Stuttgart, wo er nach seiner ersten Zeit beim FCA zwei eher unglückliche Engagements erlebt hatte. In Augsburg begann es ebenfalls durchaus kompliziert, nachdem Weinzierl 2012 aus Regensburg gekommen war. Mit nur neun Punkten und auf dem vorletzten Tabellenplatz beendete er seine erste Hinrunde. In der Winterpause wurde Reuter als neuer Geschäftsführer Sport verpflichtet. Er stützte Weinzierl und erlebte danach mit ihm eine Erfolgsgeschichte, die den kleinen FCA über die Plätze 15 (2013), acht (2014) und fünf (2015) bis in die Zwischenrunde der Europa League zu Jürgen Klopps FC Liverpool an die echte Anfield-Road führte. Dort schieden die Augsburger im Februar 2016 nach einem 0:1 und einem 0:0 im Hinspiel knapp aus. Begleitet worden war der größte Vereinserfolg von dem selbstironischen Slogan "In Europa kennt uns keine Sau".

Diese Erinnerungen schwingen nun ebenso mit wie jene an den oft attraktiven und geradlinigen Überfallfußball, mit dem Weinzierl auch seine eigene Karriere befördert hatte. Einen solchen Stil hatten die Augsburger unter Herrlich sehr vermisst. Nun verbindet den seit zwei Jahren arbeitslosen Weinzierl und den FCA die Sehnsucht nach den alten Erfolgen. Dass sich Weinzierl 2016 aus Augsburg nach einem Clinch mit Reuter gen Schalke verabschiedet hatte, daran wollen sie lieber nicht mehr zurückdenken.

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