FC Augsburg:Mangelware Stürmer

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Gegen Leipzig erst geschont, dann gut gespielt: Augsburgs Florian Niederlechner.

(Foto: ActionPictures/Iamgo)

Der erneute Ausfall von Alfred Finnbogason erfordert ein Umdenken von Trainer Heiko Herrlich: Ein schonender Umgang mit den Angreifern.

Von Felix Haselsteiner

Eigentlich war die Lage beim FC Augsburg auch am Samstag um kurz vor 18 Uhr noch überaus zufriedenstellend. Gut, nach der 0:2-Niederlage gegen RB Leipzig stand der FCA nicht mehr auf einem Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde - die Königsklasse jedoch war ohnehin keines der erklärten Saisonziele. In die Kategorie der Ziele fiel schon eher, in dieser Saison häufiger Sätze wie diesen von Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann zu hören, der den FC Augsburg im Oktober 2020 mit dem FC Augsburg aus dem Juli verglich: "Ich finde, dass sie sich verbessert haben, soweit ich das bewerten kann", sagte Nagelsmann. Der FCA sei aktuell vor allem in der eigenen Hälfte des Spielfelds "unglaublich fleißig unterwegs", selbst für eine kombinationsstarke Mannschaft wie Leipzig gäbe es dann "einfach wenig Raum".

Heiko Herrlich, neben Nagelsmann sitzend, dürfte das gerne gehört haben. Bis auf den Fakt, dass seine Mannschaft, anders etwa als noch beim Sieg gegen Dortmund Ende September, zu wenige Balleroberungen gehabt hatte und damit auch zu wenige Torchancen und Entlastungen, konnte Herrlich auch zufrieden sein. Erst in den letzten 20 Minuten des Spiels hatten die Augsburger ihre Qualitäten beim Kontern unter Beweis gestellt, was daran lag, dass Leipzig im Pressing nicht mehr ganz so präsent war - und beim FCA das Personal ausgetauscht worden war.

Herrlich nämlich hatte das Spiel etwas überraschend ohne Stürmer Florian Niederlechner begonnen, der "letzte Woche schon über Probleme geklagt hatte" und daher nicht über 90 Minuten spielen sollte, wie Herrlich später informierte. Für Niederlechner war Fredrik Jensen in die Startelf gerückt, der in der Länderspielpause mit der finnischen Nationalmannschaft unterwegs war. Bei Jensen habe man dementsprechend "gemerkt, dass ihm die Frische gefehlt hat", sagte der Trainer. Niederlechner jedenfalls machte in der Schlussphase gegen die Leipziger Defensive den besseren Eindruck, genauso wie Ruben Vargas, der für André Hahn ins Spiel gekommen war. Eine stabile Defensive und vorne Spieler wie Niederlechner, Vargas oder den Isländer Alfred Finnbogason, das war eine vielversprechende Konstellation in den ersten Partien der neuen Saison, die nun allerdings von der Länderspielpause unterbrochen wurde - und von Finnbogasons erneuter Verletzung.

Ursprünglich war man in Augsburg von einem kurzen Ausfall ausgegangen, um kurz vor 18 Uhr am Samstag jedoch erklärte Herrlich dann auch, warum der zufriedenstellenden Lage beim FCA vielleicht doch ein relativierendes "eigentlich" hinzuzufügen ist: Bei Finnbogason sei es eine Verletzung, "die nicht in einer Woche oder in zehn Tagen behandelbar ist", sagte Herrlich. Er sei zwar "medizinischer Laie", aber eine genauere Untersuchung habe ergeben, dass die Ausfallzeit mehrere Wochen dauern könnte. Manager Stefan Reuter konkretisierte das noch einmal, von vier bis sechs Wochen sprach er: "Man muss den Heilungsverlauf abwarten und schauen, wie er dann die Belastung toleriert."

Herrlich betonte daher, dass er mit seinen Stürmern in den kommenden Wochen schonend umgehen müsse. Niederlechner trotz seiner offensichtlichen Bedeutung nur 40 Minuten spielen zu lassen sei in solchen Situationen notwendig: "Alles so, dass wir in der nächsten Zeit immer noch über einen Stoßstürmer verfügen." Eine Rolle, die auch Jensen spielen kann, den Herrlich erst im Sommer richtig kennenlernen konnte: "Freddie (Jensen, d. Red.) war lange verletzt, als ich kam. Jetzt haben wir ihn stabil bekommen." Trotz der erneuten Verletzung von Finnbogason, der allein in der vergangenen Saison 13 Spiele wegen Verletzungen verpasst hatte, wirkte der Trainer nicht sorgenvoll, denn wie beschrieben, unnötig dramatisieren muss man die Lage beim FCA auch einer verdienten Niederlage gegen den Tabellenführer der Bundesliga und der Verletzung des besten Stürmers nicht.

Wesentliche Gründe dafür sind zum einen die gerade im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich sattelfestere Abwehr, aber auch das Konkurrenzverhältnis auf der Außenbahn: Daniel Caligiuri hat seinen Platz sicher und war auch gegen Leipzig einer der besten Augsburger. Daneben duellieren sich in Marco Richter, Ruben Vargas und André Hahn gleich drei Spieler um einen Platz. Hahn konnte gegen Leipzig zwar nicht durchgehend überzeugen, Vargas und Richter hingegen sorgten in der Schlussviertelstunde noch für wesentlich mehr Zugkraft. Und genau die wird es in Ermangelung von Stoßstürmern in den kommenden Wochen auch brauchen beim FC Augsburg.

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