FC Augsburg:Licht über dem Nebel

v.li:Stefan REUTER (Manager FC Augsburg) und Markus WEINZIERL (Trainer FC Augsburg),Wut,Aerger,Emotionen. Fussball 1. Bu

"Eine Personaldiskussion gibt es nicht": Vereinschef Hofmann hat Geschäftsführer Stefan Reuter (links) und Trainer Markus Weinzierl gerade erneut das Vertrauen ausgesprochen.

(Foto: Frank Hoermann/imago images/Sven Simon)

Bundesligaspiele zwischen Augsburg und Stuttgart haben oft einen besonderen Charakter, auch für Trainer Weinzierl. Diesmal soll der schwäbische Vergleich erneut ein Wendepunkt werden.

Von Maik Rosner

Wer regelmäßig zwischen Augsburg und Stuttgart unterwegs ist, kennt ein Phänomen, auf das sie beim FCA gerade gleichermaßen hoffen wie beim VfB. Zwischen den Städten liegen die Wetterscheiden Donau und Schwäbische Alb, und nicht selten erleben die Autofahrer auf der A8 gerade im Herbst an dem Fluss oder auf dem Berg einen markanten Wechsel von Nebel zu Sonnenschein oder umgekehrt, auch abhängig von der Fahrtrichtung.

Auf solch einen Wendepunkt hoffen im übertragenen Sinne nun auch alle Beteiligten vor dem schwäbischen Duell an diesem Sonntag in der Augsburger Arena. Noch begleitet beide Mannschaften in der Bundesliga eine herbstliche Tristesse, die am vergangenen Mittwoch angereichert wurde durch die Niederlagen im DFB-Pokal. Anders als die Stuttgarter nach dem 0:2 gegen Köln erkennen die Augsburger nach ihrer kämpferisch überzeugenden Leistung in Bochum aber das Licht über dem Nebel, um im Bild zu bleiben. Ein 0:2 hatten sie beim VfL ausgeglichen, ehe sie im Elfmeterschießen verloren. Dennoch war es eine Niederlage, die ihnen Mut gemacht hat.

Augsburgs Trainer Markus Weinzierl erhebt die "tolle Reaktion" in Bochum nun auch zum Maßstab für die erhoffte Wende in der bisher enttäuschenden Saison. "So wünsche ich mir die Mannschaft: dass wir um jeden Zentimeter kämpfen, als Einheit agieren", sagte er am Freitag. Seine Belegschaft habe "die Handbremse rausgenommen" und offenbar kapiert, was gefordert sei, befand er, also aktiv zu sein, in den Zweikämpfen und mit dem Ball. "So müssen wir weitermachen", gab Weinzierl in Auftrag. Dass ihm die zuletzt lange absenten Stammkräfte Florian Niederlechner und Niklas Dorsch wohl wieder zur Verfügung stehen, trägt zu seiner Zuversicht bei. Zudem hatte Präsident Klaus Hofmann Weinzierl und auch Manager Stefan Reuter gerade öffentlich gestärkt und den Spielern damit ein mögliches Alibi genommen.

Nach der Niederlage gegen Mainz habe es gekracht, berichtete Präsident Hofmann

Es habe nach der 1:4-Niederlage in der Liga in Mainz am Freitag vor einer Woche "richtig gekracht, in alle Richtungen", hatte Hofmann jüngst der Augsburger Allgemeinen gesagt. Er sei aber überzeugt, "dass wir in unserer Konstellation gemeinsam wieder erfolgreich sein werden". Und weiter: "Eine Personaldiskussion gibt es nicht, weder auf der Position des Geschäftsführers Sport noch der des Trainers." Die Augsburger wissen allerdings, dass sie alle Debatten am besten loswerden, wenn sie erfolgreich sind. Und das ist angesichts von Tabellenplatz 16 mit nur sechs Punkten aus neun Spielen auch dringend nötig.

Es passt zur aktuellen Gemengelage, dass die Spiele zwischen Augsburg und Stuttgart oft einen besonderen Charakter hatten, vor allem auch für Weinzierl. Wie für die ehemaligen Stuttgarter Fußballlehrer Bruno Labbadia, Armin Veh und Alexander Zorniger endete nach einer Niederlage gegen Augsburg auch Weinzierls Amtszeit beim VfB. Am 20. April 2019 war das, als der FCA im schwäbischen Vergleich 6:0 triumphierte. Weinzierl war seinen Job noch am selben Abend los. Er blieb arbeitslos, bis sich die Augsburger im vergangenen Frühjahr an ihn erinnerten und den Niederbayer als Nachfolger von Heiko Herrlich zurückholten.

Zwischen 2012 und 2016 hatte Weinzierl die Augsburger erstmals trainiert und dabei sieben Siege und nur eine Niederlage gegen Stuttgart erlebt. Seine zweite Amtszeit beim abstiegsgefährdeten FCA begann im Mai kurioserweise mit dem Spiel bei jenem VfB, bei dem sie ihm eine erfolgreiche Rettungsmission zwei Jahre zuvor nicht mehr zugetraut hatten. Die Augsburger verloren bei Weinzierls Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne zwar 1:2. Doch wie nun in Bochum stimmte die Leistung bereits, ehe im folgenden Spiel gegen Bremen jener 2:0-Heimsieg gelang, der ihnen den Klassenverbleib bescherte. Beim FCA hoffen sie nun auf eine Analogie, auf einen erneuten Wendepunkt als Signal zum Aufbruch. Sollten sie gegen Stuttgart gewinnen, wäre es auch für Weinzierl ein besonderer Erfolg. Es wäre sein 50. Bundesligasieg mit dem FCA.

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