FC Augsburg:Leises Lächeln

FC Augsburg v FC Schalke 04 - Bundesliga

Daniel Baier, 34, spielte in seinem 261. Bundesligaspiel nur eine Halbzeit lang – weil er schon nach 29 Minuten die gelbe Karte sah.

(Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Eine Stunde lang überlegen: Das 1:1 gegen Schalke bestätigt das Selbstvertrauen des FC Augsburg - trotz der Tabellensituation. Die Schwaben sind 14. und haben das sechste Spiel in Serie nicht gewonnen.

Von Sebastian Fischer

Daniel Baier spielt seit fast neun Jahren beim FC Augsburg, es ist schwer bis unmöglich, sich die Mannschaft des Bundesligisten ohne den Mittelfeldspieler vorzustellen, der seit eineinhalb Jahren zudem ihr Kapitän ist. Baier, 34, organisiert, gewinnt die wichtigen Zweikämpfe, leitet Angriffe ein - und foult, wenn es sein muss. Vor allem aus letzterem Grund ging es nach dem 1:1 gegen Schalke am Samstag auch um ihn, als sie beim FCA nach der Antwort auf die Frage suchten, warum es wieder nicht mit einem Sieg gekappt hatte. Baier hatte in der zweiten Halbzeit, als Augsburg die Führung verspielte, nicht mehr mitgemacht.

Er hatte in der ersten Hälfte den Schalker Amine Harit zweimal gefoult, einmal hatte er ihm im wahren Wortsinn den Schuh ausgezogen und deshalb die gelbe Karte gezeigt bekommen. Dann hatte er selbst eingesehen, dass er vom Platzverweis bedroht war - und sich zur Pause auswechseln lassen. "Wenn ich weitergespielt hätte, weiß man nicht, wie's ausgegangen wäre", sagte Baier, was man in beide Richtungen interpretieren konnte, also Richtung Sieg oder Richtung Niederlage zu zehnt. "Er fehlt natürlich extrem", sagte Rani Khedira über seinen Kollegen im defensiven Mittelfeld.

Es gab aber auch noch andere Erklärungsansätze, warum der FCA das sechste Ligaspiel in Serie nicht gewann. Die Mannschaft sei in der ersten Halbzeit sehr viel gelaufen, schlug Manager Stefan Reuter vor. "Wenn man sieht, dass wir nur einmal zu null gespielt haben: Da müssen wir anfangen", warf Khedira ein: "Das Tor muss nicht unbedingt fallen." Er hatte den Ausgleich, der durch einen Fernschuss von Daniel Caligiuri fiel, mit einem Fehlpass selbst eingeleitet. Baier sagte, seine Kollegen hätten in der Aktion "gefühlt schon sechsmal den Ball geklärt", beim siebten Schalker Versuch lag er im Netz. Andreas Luthe im Tor kam an den platzierten Schuss mit den Fingerspitzen nicht heran.

"Ich vermisse es schon, am Tag nach dem Spiel in die Gesichter meiner Jungs zu schauen und ein Lächeln zu sehen, weil sie drei Punkte geholt haben", sagte Trainer Manuel Baum. Doch wer genau hinsah, der erkannte in einigen Augsburger Gesichtern durchaus ein Lächeln. Denn der FCA hatte zuvor ja nicht nur fünf Spiele in Serie nicht gewonnen, sondern gar vier in Serie verloren und sich gefährlich dem Relegationsplatz angenähert. Der ist durch die Siege der Konkurrenz aus Düsseldorf und Stuttgart zwar nun nur noch zwei Punkte entfernt - doch die Leistung gegen Schalke hatte gar nicht ausgesehen wie die einer Mannschaft, die um die Berechtigung fürchten muss, erstklassig Fußball zu spielen.

Augsburg war Schalke eine Stunde lang überlegen gewesen, Stürmer Alfred Finnbogason näherte sich seiner Bestform an, eine Chance bereitete er mit der Hacke vor. Und Michael Gregoritsch erzielte nach mehr als zwei Monaten wieder ein Tor. "Man hat von außen das Gefühl gehabt, sie wollen den Gegner wirklich auffressen", sagte Baum über sein Team: "Man hat nicht gemerkt, dass sie kein Selbstbewusstsein gehabt hätten oder nervös waren." Am Dienstag gegen Berlin, "da geht mit Sicherheit was". Dann ist ja auch Daniel Baier wieder dabei.

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