Augsburg in der Krise:Lernen von Lehmann

FC Augsburg - Jens Lehmann und Manuel Baum beim Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen

Jens Lehmann (l.) soll Manuel Baum dabei helfen, den FC Augsburg vor dem Abstieg zu bewahren.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Sebastian Fischer

Gregor Kobel, dem Torhüter des FC Augsburg, wurde unter der Woche die Frage nach seinem Idol in der Jugend gestellt. Und weil der Schweizer verneinte, eines gehabt zu haben, fiel gleich eine Nachfrage: Ob er sich vielleicht mal ein paar Highlight-Videos seines neuen Co-Trainers angeschaut habe, des früheren Nationaltorwarts Jens Lehmann? "Nein, bisher nicht", sagte Kobel.

"Aber vom Cheftrainer!", sagte neben ihm der frühere Bayernligatorwart Manuel Baum. Als fürchte er um seinen Ruf.

Alle Beteiligten der Pressekonferenz am Mittwoch haben dann herzlich gelacht über diesen Scherz des Cheftrainers Baum. Videos von seinen besten Paraden für den FC Ismaning oder den FC Unterföhring sind natürlich auf Youtube nicht zu finden. Aber man sagt ja, dass in jedem Spaß ein wenig Wahrheit steckt.

"Jens Lehmann ist Teil der Lösung", sagte Manuel Baum, 39, nun im Interview mit dem kicker, "ich wollte ihn haben." Und womöglich versuchte er so vor dem Spiel gegen den FC Bayern an diesem Freitag die Deutungshoheit über die Geschehnisse beim Tabellenfünfzehnten zu behalten. Die Interpretation der Verpflichtung Lehmanns vor zwei Wochen war ja eine andere: Dass neben Baum auf der Bank nun jemand sitze, der die Schwächen des Cheftrainers kaschiere.

Zumal Manager Stefan Reuter Baums Position nicht uneingeschränkt gestärkt hatte, als er über Gespräche mit den Spielern sagte: "Jens hat in seiner Karriere alles selbst erlebt. Das erhöht noch mal die Glaubwürdigkeit, wenn der Jens hingeht."

Der FC Augsburg ist der einzige unter den vier abstiegsgefährdeten Bundesligisten, der seinen Trainer in der laufenden Saison noch nicht gewechselt hat. Doch es ist nicht so, dass die Meldungen rund um den Klub Anlass zu Lockerheit geben. Am Donnerstag zum Beispiel gab der Klub bekannt, den Angreifer Caiuby bis zum Saisonende an Grashoppers Zürich zu verleihen. Hatte der Brasilianer nicht erklärt, näher bei seiner Familie in São Paulo leben zu wollen? Meinte er damit, dass Zürich Direktflüge in die brasilianische Metropole verlassen? Oder wollte er hauptsächlich weg aus Augsburg? Ganz ähnlich, wie man es Abwehrspieler Martin Hinteregger nachsagen könnte, der mit seiner Kritik an Baum Disziplinarmaßnahmen provozierte und nun für Frankfurt verteidigt.

Die Taktik von Augsburg-Trainer Baum wird hinterfragt

Jedenfalls fehlt es dem FCA vor dem Spiel in München ganz offensichtlich an Personal. Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw, Stürmer Alfred Finnbogason und die Mittelfeldspieler Jan Moravek und Ja-Cheol Koo fallen verletzt aus, auch der Einsatz von André Hahn ist wegen Wadenproblemen fraglich, Kapitän Daniel Baier ist gesperrt. Immerhin ist Verteidiger Kevin Danso, der zuletzt angeschlagen fehlte, wieder dabei. Einen Grund für die vielen Verletzungen suchen sie in Augsburg noch, zu vielfältig seien die Krankenakten, sagt Baum. Er glaubt: "Wir werden trotz der Ausfälle elf hundertprozentig fitte und willige Spieler auf dem Platz haben."

Nun war allerdings der Wille zuletzt nicht mehr das große Thema in Augsburg; den "Schlendrian" der Hinrunde, den Defensivspieler Rani Khedira öffentlich als solchen benannt hatte, scheinen Gespräche und die zwei Suspendierungen vertrieben zu haben. Das Thema nach dem 0:4 in Bremen am vorigen Wochenende, das den kurzen Positivtrend nach Siegen gegen Mainz und im Pokal in Kiel gleich beendete, war mal wieder die Taktik, Baums Verantwortungsbereich. Zu einfach wirkten die Gegentore in ihrer Entstehung, Bremen konterte scheinbar mühelos, Augsburgs Sicherungssysteme versagten. "Wir waren zu naiv und bekommen zu einfache Tore. Das war ein schlechtes Verhalten gegen den Ball", sagte Manager Reuter.

Zumindest eine Sorge scheint der FC Augsburg los zu sein

Als die Augsburger im Hinspiel in München ein überraschendes 1:1 erreichten, wurden sie noch bundesweit für ihre Verteidigungsarbeit gelobt. Der FCA hatte die Bayern, damals in der Liga noch ohne Punktverlust, mit einer Art Manndeckung auf dem gesamten Feld entnervt. Die Augsburger Problemposition war im Herbst das Tor, Keeper Fabian Giefer hatte in zwei der ersten vier Spiele schwer gepatzt und damit zwei Niederlagen eingeleitet, der frühere Torwart Baum war im Fernseh-Interview den Tränen nahe und stellte in München den Ersatzmann Andreas Luthe auf.

Zumindest im Tor scheint Augsburg seine Sorgen los zu sein. Kobel, 21, im Winter aus Hoffenheim ausgeliehen und seit Rückrundenbeginn Stammspieler, hat seitdem noch kein Gegentor verschuldet. "Wir haben einen ganz jungen Torhüter im Tor, der die Sache gut macht", sagt Baum, "das Engagement kann gerne weiter gehen." Über den Sommer 2019 hinaus, meinte er.

Bis dahin wird jedoch der Mannschaftsteil vor Kobel unter Beobachtung stehen. Der junge Verteidiger Reece Oxford, der einzige auf dem Wintertransfermarkt erworbene Feldspieler, wird die Probleme allein nicht beheben können, so der Eindruck nach dem Spiel in Bremen. Immerhin hat er aber gerade über eines seiner Vorbilder gesprochen. Oxford ist Londoner, "als Kind war ich großer Fan des FC Arsenal", sagte er. Und vom alten Arsenal-Torwart Lehmann "kann ich einiges lernen".

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