FC Augsburg:Ji leuchtet

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Ein paar Schritte Anlauf, ein Übersteiger, dann ein kunstvoller und präziser Abschluss: Dong-Won Jis Treffer zum 2:0 gegen Dortmund. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Zwei erzielte Tore gegen seinen ehemaligen Verein Borussia Dortmund: Der Koreaner Dong-Won Ji belohnt den FC Augsburg für dessen Geduld mit ihm. Die Aufbauarbeit, die von manchen Rückschlägen geprägt war, dauerte viele Jahre.

Von Maik Rosner

Einige Sätze auf Deutsch hinterließ Dong-Won Ji auch noch, und diese gelangen ihm ähnlich gut wie seine beiden Tore gegen Borussia Dortmund. Als "ein sehr besonderes Tor" stufte er dabei seinen Lupfer in den Winkel über BVB-Torwart Roman Bürki hinweg zum zwischenzeitlichen 2:0 ein. Das war keinesfalls Ausdruck einer Unbescheidenheit, für die der Südkoreaner ohnehin unverdächtig ist. Vielmehr diente seine Beschreibung jener Eleganz, mit er den Fehlpass von Dortmunds Achraf Hakimi verwertet hatte: Ein paar Schritte Anlauf, ein Übersteiger, dann der kunstvolle wie präzise Abschluss.

"Das zweite Tor ist absolute Weltklasse", sagte FCA-Manager Stefan Reuter angemessen beeindruckt und sprach von einem "Geniestreich", zumal sich Ji in der Szene auch noch der herbeieilenden Dortmunder Defensive ausgesetzt sah (68.). Bereits zum 1:0 hatte der 27-Jährige getroffen (24.), und dass er dabei die ganze Wucht seines Körpers einsetzte und den Ball im zweiten Versuch sowie im Fallen ins Tor trat, ließ sich in der Gesamtschau auf den Freitagabend als Beleg seiner Vielseitigkeit werten. Von rustikal und durchsetzungsstark bis stilistisch hochwertig reichten die auffälligsten Nachweise seines Schaffens. Hinzu kam jener durchweg leidenschaftliche Einsatz, mit dem alle Augsburger für den 2:1 (1:0)-Sieg gegen den Tabellenführer gesorgt hatten.

Der Hauptanteil am Befreiungsschlag im Abstiegskampf nach der 1:5-Niederlage in Freiburg konnte neben dem starken Torwart Gregor Kobel dem Stürmer Ji zugeschrieben werden. Dass er einen solch großen Beitrag zum dritten Heimsieg der Saison und ersten überhaupt gegen den BVB leisten konnte, hatte sich zuletzt zumindest angedeutet. Seit Ji vor rund einem Monat vom Asien-Cup zurückgekehrt ist, zeigte er mehrfach einen beachtlichen Tatendrang. Schon vor zwei Wochen beim 2:3 gegen den FC Bayern hatte Ji getroffen und sich zunehmend als erster Vertreter des verletzten Angreifers Alfred Finnbogason etabliert. Beim FC Augsburg sind sie der Meinung, dass sich diese Entwicklung schon im Sommer abgezeichnet hatte, als Ji von seiner Leihe zum Zweitligisten Darmstadt zurückkehrte und auf Reuter und Trainer Manuel Baum "befreit" wirkte.

Doch erst seit einem Monat wird Jis markant aufsteigende Tendenz für das Publikum offensichtlich, weshalb sich nach seinen beiden Toren gegen Dortmund umgehend die Frage nach seiner Zukunft stellte. Wie bei seinem Landmann Ja-Cheol Koo, 30, läuft auch Jis Vertrag am Saisonende aus. "Wir werden alles daran setzen, sie zu halten", sagte Reuter, "aber das wird sicher nicht einfach." Doch zumindest bei Ji scheinen die Chancen ganz gut zu stehen. "Augsburg ist wie eine zweite Heimat für mich", sagte er, "es ist immer gut, lange Zeit in einer Mannschaft, in einem Verein zu spielen."

Dabei ist es eigentlich eine Liaison mit mehreren Unterbrechungen. Im Januar 2013 war er vom AFC Sunderland zum FCA für ein halbes Jahr leihweise übergelaufen, ging nach starken Leistungen wieder zurück und wurde erst ein halbes Jahr später fest von Augsburg verpflichtet. Es folgte die halbjährige Episode bei Dortmund, die Rückkehr zum FCA, dann die Leihe nach Darmstadt. Mehrere Jahre dauerte diese wechselvolle Aufbauarbeit, die sowohl für den Verein als auch den Spielern von Rückschlägen geprägt war.

Nun hoffen die Augsburger auf eine möglichst konstante Zusammenarbeit mit Ji. Seit Freitagabend darf er zumindest vorerst als leuchtendes Beispiel für die südkoreanische Transferstrategie gelten, die sie beim FCA schon lange verfolgen. Manchmal, wie bei Ji, auch mit viel Geduld.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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