Jess Thorup musste am Freitag ein paar knifflige Aufgaben lösen. Vor diese gestellt worden war der Trainer des FC Augsburg von einigen Vereinsmitgliedern, die ihre Fragen nach der offiziellen Presserunde in einer „Mitglieder-Pressekonferenz“ erfrischend offen vortrugen. „Warum kassieren wir so viele leichte, billige Tore?“, wollte ein Mitglied wissen, garniert von dem Zusatz, die jüngsten Gegentore dürfe man nicht mal „in der D-Jugend“ bekommen.
Das frage er sich ebenfalls, antwortete Thorup, und das habe er auch seine Mannschaft nach sechs Gegentoren in den beiden Bundesligaspielen dieser Saison gefragt: „Was ist jetzt hier los? Wenn wir in der Tabelle nach oben gehen wollen, dann müssen wir erstmal den Fokus auf die Basics legen.“
Darum wird es auch am Sonntag gehen, wenn der FC Augsburg den FC St. Pauli empfängt. Zwar hat der Aufsteiger in seinen zwei Ligaspielen noch kein Tor erwirtschaftet. Doch angesichts der Bilanz des FCA aus den vergangenen sieben Ligaspielen mit nur einem Remis und sechs Niederlagen sowie 5:20 Toren könnte sich das ändern. Zuletzt hatte es eine 0:4-Niederlage beim 1. FC Heidenheim gesetzt – und eine „Lehrstunde“ laut Sportdirektor Marinko Jurendic. „Jetzt müssen wir eine Reaktion von der Mannschaft sehen“, fordert Thorup.
Es war auch wegen der Negativserie als beabsichtigtes Signal des Vertrauens zu werten, dass der FCA den Vertrag mit Thorup am Donnerstag vorzeitig um ein Jahr bis zum 30. Juni 2026 verlängert hat. Geschäftsführer Michael Ströll und Jurendic sind von dem 54 Jahre alten Dänen überzeugt, umgekehrt gilt das ebenso. Für Thorup geht es nun darum, aus dem Kader mit den zehn externen Zugängen rasch eine Einheit zu formen.
Hilfreich wäre das auch für ein friedliches Weihnachtsfest, auf das eine weitere Mitgliederfrage zielte. Man feiere in Dänemark ähnlich wie in Deutschland, sagte Thorup, „wir tanzen um den Weihnachtsbaum“. Einen Unterschied aber gebe es. Gegessen werde als Dessert Milchreis, und in diesem sei exakt eine Mandel versteckt. Wer die Mandel findet, bekomme ein Geschenk, erzählte Thorup, „das ist der Höhepunkt des Abends“. Der Höhepunkt der Woche wären für ihn selbstredend drei Punkte nach der Vertragsverlängerung.
