FC Augsburg in der Europa League:Schmallippig durchs Stimmungstief

Pressekonferenz FC Augsburg

Bleibt er? Augsburgs Trainer Markus Weinzierl.

(Foto: dpa)
  • Der FC Augsburg gibt am Donnerstagabend um 19 Uhr gegen Partizan Belgrad sein Heimdebüt in der Europa League.
  • Die Stimmung könnte besser sein: In der Bundesliga läuft es nicht, und Mönchengladbach wirbt um Trainer Weinzierl.
  • Hier geht es zum Spielplan der Europa League.

Von Kathrin Steinbichler

Die Schilder in der Arena des FC Augsburg haben sie bereits geändert, sowohl im Kabinengang als auch im Medienbereich hängen jetzt die Farben der Europa League an den Wänden, auch das Stadion wird für das Heimdebüt des FC Augsburg an diesem Donnerstag (19 Uhr/Sky) gegen Partizan Belgrad in die goldgraue Optik des europäischen Wettbewerbs gehüllt. Doch hinter den Kulissen an der Bürgermeister-Ulrich-Straße in Augsburg zieht sich ein Thema durch die Gespräche, das nicht so schnell geändert werden kann wie ein Schild.

Der Auslöser waren nur zwei Sätze, aber beim FCA haben sie die nicht gerne gehört. "Im Fußball ist vieles möglich und wir müssen in alle Richtungen denken", hatte Max Eberl zu Wochenbeginn gesagt. Es war die Antwort des Managers von Borussia Mönchengladbach auf die Frage, ob sein Verein wie kolportiert Interesse habe an einer Verpflichtung von FCA-Trainer Markus Weinzierl.

Nur vier Punkte aus sieben Spielen

Später schob Eberl hinterher: "Auf uns hat auch keiner Rücksicht genommen." Er spielte damit auf Gladbachs Topspieler Reus, Dante und Ter Stegen an, die abgeworben wurden. Rücksicht ist im Profifußball nicht zu erwarten, das wissen sie beim FC Augsburg. Allerdings kommt die erneute Diskussion um einen möglichen Abschied von Trainer Weinzierl zur Unzeit.

Sportlich läuft es für die Schwaben in dieser Saison bislang nicht gut, in der Bundesliga stehen nur vier Punkte aus sieben Spielen zu Buche, "eindeutig zu wenig", sind Weinzierl und Kapitän Paul Verhaegh sich einig. Überraschend viele und einfache Fehler waren zuletzt im Spiel des FCA zu sehen, der in den beiden Jahren zuvor von seiner Kompaktheit und seinem klaren Spielstil gelebt hat.

Die internationale Zusatzbelastung und der ungewohnte Rhythmus zwischen Alltag und Europa League seien allerdings nicht der Grund dafür, meinte Verhaegh: "Wir sind fit und stecken die Belastungen auch weg, das ist es nicht." Wenn es nicht der Körper ist, der den Dienst verweigert, dann muss es beim FCA wohl der Kopf sein. Und der ist noch sensibler als ein Muskel und auch weitaus kniffliger in der Betreuung. Vor allem, wenn es nicht läuft.

Nach den schlechten Leistungen in Gladbach und gegen Hoffenheim nahm Weinzierl seine Mannschaft in Schutz. "Wir sind nicht komplett auf dem falschen Weg", sagte er, "wir müssen nur Kleinigkeiten besser machen." Doch um sich wieder auf das Wesentliche im Spiel zu konzentrieren, wäre es bestimmt gut, die Mannschaft wüsste, wie lange ihr Trainer noch mit ihr arbeiten will.

"Bodenlose Frechheit"

Zwar ist Weinzierls Vertrag bis 2019 datiert, doch es ist klar, dass der ambitionierte Fußballlehrer aus Straubing in absehbarer Zeit einmal die nächste Herausforderung sucht. Am Mittwoch sagte er: "Ich habe keinen Kontakt mit Max Eberl. Es steht außer Frage, dass ich hier weiter arbeite und in der aktuellen Situation meine Mannschaft nie im Stich lassen würde."

Geht es um einen Fußballer, stört es Vereine kaum, wenn plötzlich Begehrlichkeiten auftreten. Interesse steigert auch zugunsten des Vereins den Marktwert der Spieler, wie es beim FC Augsburg zuletzt bei Abdul Rahman Baba der Fall war. Rund 20 Millionen Euro hat der Außenverteidiger durch seinen Wechsel zum FC Chelsea eingebracht, und so schade Babas Abschied auch war: Spieler sind im Profifußball ersetzbar, sie müssen es sogar sein, schließlich muss ein Klub nicht nur auf Weggänge, sondern auch auf Verletzungen und Leistungstiefs reagieren können.

Kommt mit einem Erfolg die Ruhe zurück?

Das Umwerben von Weinzierl aber führt beim FCA inzwischen zu schmallippigen Reaktionen. Die Herausforderung, in der laufenden Saison einen neuen Trainer suchen zu müssen, können sie jetzt nicht auch noch gebrauchen. "Eigentlich ist es eine bodenlose Frechheit. Der Trainer hat bis 2019 Vertrag in Augsburg", sagte Reuter bei Sky.

Schon im Juni, zwei Monate nach Weinzierls Vertragsverlängerung, war publik geworden, dass Schalke 04 mit dem 40-Jährigen im Gespräch ist. "Markus Weinzierl hat sich mit seiner Familie beraten", teilte Weinzierls Berater Roman Grill unverhohlen mit, und der Trainer sei "zu der Entscheidung gekommen, dass ein solch kurzfristiger Wechsel zu Schalke nicht infrage käme."

Diesmal läuft die Saison bereits, und gefragt zu den Diskussionen um ihn, antwortete Weinzierl bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Belgrad: "Ich habe mich mit keinem Gedanken Borussia Mönchengladbach gewidmet." Es geht jetzt beim FCA, wie erwähnt, um die Konzentration auf das Wesentliche. Nach innen wie nach außen.

Schließlich kommt in Partizan Belgrad der serbische Meister nach Augsburg, der zwar ebenfalls in der Liga schwächelt, seinen Europa-Auftakt gegen Alkmaar aber 3:2 gewonnen hat. "Wir können uns ein Riesenerfolgserlebnis holen, wenn wir gegen Partizan gewinnen", meinte Offensivspieler Alexander Esswein. Vielleicht käme mit dem Erfolg auch wieder ein bisschen Ruhe.

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