Süddeutsche Zeitung

FC Augsburg:Frohes Neues

Lesezeit: 3 min

Beim FCA soll durch Trainer Enrico Maaßen vieles anders und besser werden als in den vergangenen Jahren. Mit dessen Bundesliga-Debüt gegen Freiburg verbunden ist für Verteidiger Felix Uduokhai auch ein persönlicher Neubeginn.

Von Maik Rosner

Am Mittwoch haben sie beim FC Augsburg bereits gefeiert. Rund um die Helmut-Haller-Statue im Arena-Umlauf wurde in einem aufgebauten Biergarten mit rund 250 Vertretern von Fanclubs gegrillt, geredet, gelacht und angestoßen. "Ich war an vielen Tischen", berichtet Enrico Maaßen vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg an diesem Samstag. Vorfreude auf die erste Bundesligapartie und auf die Saison hat der neue Trainer des FCA beim Plaudern wahrgenommen, und auch er freut sich auf sein Debüt. "Ich habe ein sehr, sehr gutes Gefühl", sagt Maaßen.

Es wirkt ein bisschen, als hätten sie beim FC Augsburg am Abend des 3. August ihr ganz eigenes Silvester zelebriert, eine Art Jahreswechsel, der im hiesigen Fußball durch den Saisonrhythmus in den Sommer fällt. Wie im normalen Leben sind auch im Kickergewerbe mit jedem neuen Jahr Hoffnungen, Wünsche und gute Vorsätze verbunden. Auf den FC Augsburg trifft das nun besonders zu - nach zuletzt vier Trainerwechseln in drei Jahren, dem oft zähen Defensivfußball und äußerst viel Unruhe durch die Rücktritte von Präsident Klaus Hofmann und Trainer Markus Weinzierl im Mai.

Beim FCA wollen sie all das nun hinter sich lassen mit ihrem neuen Fußballlehrer Maaßen. Der 38-Jährige hat seit 2014 bisher zwar maximal in der dritten Liga gecoacht, das aber stets erfolgreich, wie zuletzt bei Borussia Dortmunds U23. Sein erstes Pflichtspiel mit Augsburg gewann er im DFB-Pokal am vergangenen Sonntag 4:0 beim Regionalligisten TuS Blau-Weiß Lohne. Vieles soll mit Maaßen im zwölften Bundesliga-Jahr des FCA anders und besser werden. Das gilt vor allem sportlich durch einen attraktiven Stil, es gilt aber aber auch für die Außendarstellung des Vereins. Dazu zählt das Bemühen, wieder nahbarer für die Fans zu wirken, und wenn man so will, haben sich die Augsburger auf ihrem Grillabend gegenseitig ein Frohes Neues gewünscht.

"In den vergangenen Jahren hat es uns ein bisschen gefehlt, dass jeder genau weiß, was zu tun ist", sagt Uduokhai

Spricht man mit einem Spieler wie Felix Uduokhai, der schon seit 2019 beim FC Augsburg ist und die komplizierten Jahre mit den Trainern Martin Schmidt, Heiko Herrlich und Weinzierl erlebt hat, dann klingt viel Wohlgefallen über Maaßens Impulse an. "Der Trainer fordert uns sehr, er hat klare Vorstellungen, wie wir spielen sollen. Das tut uns gut, diese Vorgaben zu bekommen. Auf dieser Basis können wir dann kreativ werden", sagt der Innenverteidiger, "in den vergangenen Jahren hat es uns ein bisschen gefehlt, dass jeder genau weiß, was zu tun ist." Mit einer Dreierkette wird Augsburg nun wohl meistens spielen. Uduokhai kommt das entgegen, weil in dieser Formation drei statt zwei Innenverteidiger in der Startelf stehen. Der 24-Jährige gilt wegen seines starken linken Fußes auf der halblinken Position der Dreierkette als zunächst gesetzt.

Bereits bei seiner Vorstellung hatte Maaßen davon gesprochen, eine Identität entwickeln zu wollen, also einen unverwechselbaren Spielstil. Er hoffe, dass man schon gegen Freiburg eine "Maaßen-DNA" erkennen könne, sagte er am Donnerstag auf der Pressekonferenz. Der Begriff war ihm zwar in der Fragestellung in den Mund gelegt worden, aber Maaßen hat ihn durchaus gern übernommen. Er kann ja etwas anfangen mit diesem Gedankenexperiment: dass man die Akteure auf dem Platz unkenntlich macht und allein durch den Spielstil einer Mannschaft weiß, wer ihr Trainer ist. Besonders gut funktioniere das mit Manchester City und Pep Guardiola. Künftig soll auch die FCA-Elf einen Wiedererkennungswert besitzen, wünscht sich Maaßen.

Im vergangenen Spieljahr warfen Uduokhai Verletzungen und eine Corona-Infektion mehrfach zurück

Zu den Neuerungen durch den Trainer kommt für Uduokhai das Gefühl eines persönlichen Neubeginns. Im November 2020 stand er bei drei Spielen der deutschen Nationalelf im Kader, wurde allerdings nicht eingewechselt. Im vergangenen Spieljahr warfen ihn Verletzungen und eine Corona-Infektion mehrfach zurück, er kam auf nur 13 Einsätze in der Bundesliga. Jetzt sei er endlich "komplett beschwerdefrei", sagt Uduokhai, "ich habe wieder Vertrauen in meinen Körper und fühle mich topfit. So macht es richtig Spaß."

Den wollen sie nun alle häufiger haben beim FCA als zuletzt. Schon jetzt sagt Kapitän Jeffrey Gouweleeuw: "Es macht mehr Spaß, dass wir den Ball mehr haben wollen und auch selber entscheiden können, was wir im Spiel machen, und nicht mehr nur gegnerabhängig sind." Er habe wie die Kollegen "ein gutes Gefühl", trotz der Ausfälle der Verletzten Niklas Dorsch, Reece Oxford und Ruben Vargas. Dafür stehen die Zugänge Elvis Rexhbecaj (Wolfsburg), Maximilian Bauer (Fürth) und Ermedin Demirovic zur Verfügung. Letzterer kam im Tausch für Michael Gregoritsch vom Sport-Club. "Wenn wir voll auf Sendung sind, dann wird's auch für Freiburg schwierig", sagt Maaßen.

Die Augsburger wissen aber auch, dass es um gute Vorsätze im Alltag schnell geschehen sein kann. Inwieweit sich ihre Hoffnungen erfüllen werden, davon könnte der Vergleich mit Freiburg zumindest eine erste Ahnung vermitteln. Christian Streich kommt mit seiner Mannschaft durchaus als Vorbild zum FCA. Für Augsburg und andere eher kleine bis mittlere Bundesliga-Standorte darf Freiburg als Tabellensechster der vergangenen Saison als Beispiel gelten, was mit Kompetenz, Kontinuität und Besonnenheit langfristig möglich sein kann. Vorerst ändert sich für die Augsburger aber nichts an ihrem Ziel Klassenverbleib. Kurzfristig hofft Maaßen, gleich mit einer Bundesliga-Tradition des FCA brechen zu können: Keines der bisher sechs Heimspiele zum Auftakt wurde gewonnen.

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