Als auch die vierte Nachfrage zu den dubiosen Umständen der Freistellung von Trainer Dirk Schuster beim FC Augsburg eher zurückhaltend beantwortet war und sich die fünfte Frage an dessen Nachfolger Manuel Baum richtete, entspannten sich die Gesichtszüge von Geschäftsführer Stefan Reuter. Ein bisschen erleichtert sah er nun aus, als er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.
Abschließend geklärt waren die möglicherweise auch außersportlichen Gründe für die am Mittwoch plötzlich vollzogene Trennung von Schuster allerdings nicht. Reuter wiederholte auf der Pressekonferenz am Donnerstag mehrmals, allein sportliche Gründe, "die Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist", hätten den Ausschlag gegeben. "Wie wir gespielt haben, davon waren wir nicht mehr überzeugt", sagte Reuter, auch bei der "Ausrichtung für die Zukunft hatten wir das Gefühl, dass wir keinen gemeinsamen Nenner mehr finden".
Am Dienstag kam Schuster mit lädiertem Auge zum Training
Die Begründung ist nicht nur deshalb erstaunlich, weil der FCA gewusst haben muss, dass der ehemalige Darmstädter Trainer einen eher defensiven und robusten Stil vermittelt. Sondern auch, weil die Augsburger selbst nach Schusters Ablösung das Ziel Klassenverbleib verfolgen und nach vielen Verletzungen mit vier Punkten vor Relegationsplatz 16 ordentlich dastehen. Dass es schwer fällt, den Zeitpunkt der Demission nur sportlich zu deuten, wissen die Augsburger. Zumal sich viele Gerüchte um die Nacht nach der 0:1-Niederlage beim Hamburger SV von Samstag auf Sonntag ranken, nach der sich Schuster offiziell wegen Magen-Darm-Beschwerden beim Training entschuldigen ließ.
Kein Zwischenfall bei der Polizei gemeldet
"Ich weiß nichts von einer Schlägerei. Dirk Schuster hat einen Cut, der am Sonntagmorgen genäht wurde, aber das hat nichts mit unserer Entscheidung zu tun", sagte Reuter dazu. Den Cut überm Auge habe Schuster sich nach eigenen Angaben bei einem Sturz zugezogen, "und ich habe keinen Grund anzuzweifeln, dass er mir da irgendeine Geschichte erzählt".
Am Dienstag kam Schuster mit dem lädierten Auge zum Training. Gesichert ist nach SZ-Informationen, dass bei der Augsburger Polizei kein Zwischenfall mit Schuster aktenkundig geworden ist. Was zum angeblichen Sturz und womöglich auch zur Trennung geführt hatte, bleibt offen. Wenn man so will, entsteht damit das Bild, dass neben Schuster auch der beschauliche Bundesligastandort Augsburg gerade mit einem blauen Auge versehen ist.
Baum soll einen offensiveren Stil pflegen
Der bisherige Nachwuchs-Cheftrainer Manuel Baum, 37, soll den Profis nun wieder jenen Stil vermitteln, den auch die Mannschaft zuletzt vermisst hatte. "Mir ist es wichtig, dass wir eine mutige Mannschaft auf dem Platz haben, die Bock hat, Bälle zu erobern, die nach Eroberungen schnell umschaltet und im Spielaufbau extrem zielstrebig ist", sagte der Fußballlehrer vor dem Heimspiel am Samstag gegen den Tabellennachbarn Borussia Mönchengladbach. Bei Schuster ging es nach einem gewonnenen Ball eher darum, diesen zu sichern. Baum soll und will nun wieder jenen offensiveren Umschaltstil über die Flügel schulen, den Schusters Vorgänger Markus Weinzierl bis zum Sommer etabliert hatte und den Baum seit zweieinhalb Jahren von der U10 bis zur U23 vorgibt.
Fußball-Bundesliga:FC Augsburg will mehr als Abstiegskampf
Überraschend plötzlich trennt sich der Bundesligist von Trainer Dirk Schuster. Dessen Fußball-Idee war den Verantwortlichen offenbar zu defensiv.
Baum versteht das Antizipieren als Basis fürs schnelle Umschalten. Vorausschauendes Handeln hat wohl auch bei seiner Beförderung eine Rolle gespielt. Baum war nach seiner Zeit als Trainer des damaligen Drittligisten SpVgg Unterhaching zum FCA gewechselt und galt dort zunehmend als Kandidat für die Profis. Für sein Engagement seit Sommer 2014 ließ er sich für drei Jahre vom Realschuldienst als Lehrer für Sport und Wirtschaft freistellen. Wenn es gut läuft für ihn, könnte er sich als Augsburger Dauerlösung etablieren. "Bis auf Weiteres macht's Manuel Baum. Wie es weitergeht nach der Winterpause, ist offen", sagte Reuter. Das gilt auch für Schuster. Für Darmstadt soll er kein Thema sein, sagte Präsident Rüdiger Fritsch.