FC Augsburg:Der Systemverlierer

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"Das ist neu für mich": Alfred Finnbogason, bester FCA-Stürmer der vergangenen Jahre, ist gerade nur Einwechselspieler. Er will sich zurückkämpfen.

Von Sebastian Fischer

Alfred Finnbogason hat sich nicht großartig selbst gelobt für dieses Tor, das dem FC Augsburg nun mindestens für ein paar Tage gute Stimmung beschert und das 2:2 gegen den FC Bayern in der Nachspielzeit sicherte. Er hat sein Lob dem Vorbereiter geschenkt. "Überragend" habe Sergio Córdova Lucas Hernández ausgespielt und den Ball in der Nachspielzeit in die Mitte gelegt. "Dann muss der Ball nur mich treffen", sagte Finnbogason, als wäre das eine Selbstverständlichkeit: In der Mitte vorne beim FC Augsburg, da steht er. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit mehr.

Es ist viel über die Defensivschwäche der Augsburger gesprochen worden in den vergangenen Tagen, zaghafte Zweikampfführung, große Lücken zwischen den Mannschaftsteilen, das galt es zu beheben, und das gelang gegen den deutschen Meister in Teilen überraschend gut. Die Offensive ist etwas weniger umstritten, immerhin gelangen schon zehn Tore, alle von Stürmern. Doch für Finnbogason war der Treffer zum 2:2 das erste Saisontor. "Das ist neu für mich", sagt der beste Augsburger Stürmer der vergangnen Jahre. "Ich war immer Stammspieler."

In fünf von acht Spielen dieser Saison hat der FCA mit einer Spitze und zwei Flügelspielern angegriffen, meistens im 4-2-3-1, am Samstag eher im 4-3-2-1 ohne zentralen offensiven Mittelfeldspieler. Als Spitze scheint Florian Niederlechner gesetzt zu sein, der Zugang vom SC Freiburg gehört zu den wenigen Augsburgern, die nicht schlecht in die Saison gestartet sind, vier Tore hat er schon erzielt. Wenn Finnbogason von Beginn an spielte, dreimal, war er zwar Kapitän. Aber er spielte nur von Beginn an, wenn Augsburg im 4-4-2 auflief, mit Finnbogason und Niederlechner als Doppelspitze. So gelangen ein 2:1 gegen Frankfurt und ein 1:1 in Freiburg.

Finnbogason hat in diesem Sommer seinen Vertrag in Augsburg bis 2022 verlängert. Zum ersten Mal 30 Spiele in einer Bundesligasaison zu bestreiten, das ist sein Ziel. Bislang schaffte er das stets wegen Verletzungen nicht, umso erstaunlicher ist seine Bilanz von 33 Bundesligatoren in rund dreieinhalb Jahren. Im Sommer wurde er nach einem Sehnenriss an der Wade operiert. Die ersten Wochen der Vorbereitung verpasste er. Man könnte seine Situation auch mit Vorsicht erklären. Doch das will er nicht: "Wenn man zwei, drei Monate jedes Training mitmacht geht es nicht um Schonung, glaube ich.

Ich fühle mich richtig fit, ich bin gesund." Trainer Martin Schmidt betont stets, dass Niederlechner und Finnbogason auch zusammenspielen können. "Ich würde sagen, es geht", sagt auch Finnbogason. Der Vorteil bei einer Spitze sind größere Freiheiten für die Flügelspieler, in die Mitte zu ziehen. Marco Richter erzielte gegen die Bayern das 1:0, sein zweites Saisontor. Ruben Vargas hat schon dreimal getroffen. Ein Nachteil für Finnbogason könnte vielleicht auch das laufaufwendige, aggressive Spiel gegen den Ball sein, das Schmidt meist vorgibt. Finnbogason sagt über sich selbst, dass er nicht der Stürmertyp ist, der von Explosivität und Schnelligkeit lebt.

Finnbogason, 30, sagt allerdings auch: "Es ist nicht das erste Mal in meiner Karriere, dass ich mich zurückkämpfen muss und Leute an mir zweifeln. Das werde ich wieder machen." Und: "Irgendwann kommt der Punkt, wenn ich wieder auf dem alten Niveau spielen werde." So wie das ganze Team ein höheres Niveau erreichen, den schwachen Saisonstart mit vier Niederlagen und inzwischen 21 Gegentoren vergessen machen könne. "In der Mannschaft ist sehr viel Qualität", sagt Finnbogason. Man darf davon ausgehen, dass er von einer Mannschaft spricht, in der er spielt.

© SZ vom 22.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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