Transfers des FC AugsburgAus dem Puzzle wird langsam ein Bild

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Augsburgs Zugang Yusuf Kabadayi (re.) freut sich über sein Tor zum 3:1-Endstand gegen St. Pauli, Elvis Rexhbecaj freut sich mit ihm.
Augsburgs Zugang Yusuf Kabadayi (re.) freut sich über sein Tor zum 3:1-Endstand gegen St. Pauli, Elvis Rexhbecaj freut sich mit ihm. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Für den FC Augsburg geht es nach dem Heimsieg gegen St. Pauli am Freitag gegen Mainz darum, dass das neue Mannschaftsgefüge weiter zusammenwächst. Angreifer Tietz wagt in diesem Prozess bereits eine mutige Prognose.

Von Maik Rosner

Das Zitat des Tages kam als Prognose daher, und diese enthielt so viel Zuversicht, dass sie an anderen Standorten womöglich das Privatfernsehen zu Breaking News veranlasst hätte oder zumindest ein paar Schreihälse im Netz zur nächsten Selbstinszenierung. Beim FC Augsburg aber ging der bemerkenswerte Optimismus fast unter. Dabei war die Vorhersage in einer der wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes ausgestrahlt worden. Im Bericht der Tagesthemen über Augsburgs 3:1-Heimsieg gegen den FC St. Pauli am Sonntag hatte Phillip Tietz jedenfalls den Ton gesetzt für die Hoffnungen beim FCA. „Das ist ein geiler Haufen, und wenn der zusammengewachsen ist, was vielleicht noch ein, zwei Wochen dauert, aber wenn der zusammengewachsen ist, dann wird’s schwer gegen uns“, sagte der Angreifer.

Offen bleibt vorerst, ob Tietz bei seiner Einschätzung noch zu sehr unter dem Eindruck des verdienten Erfolgs gegen den Aufsteiger und seines Tores stand – oder ob er eine fundierte Expertise zur neuen Augsburger Belegschaft lieferte. Schon am Freitag kann das Publikum weitere Eindrücke sammeln, wenn der FCA zum zweiten Heimspiel binnen fünf Tagen Mainz 05 in der Bundesliga empfängt. Das Ziel für diese und jede weitere Begegnung in naher Zukunft hat Trainer Jess Thorup bereits ähnlich wie Tietz formuliert, nur ohne Prognose. Die Mannschaft müsse „zusammenwachsen“, sagte der 54 Jahre alte Däne, „mit Siegen geht das ein bisschen leichter.“

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Bisher lässt sich zumindest feststellen, dass aus dem Puzzle mit den vielen neuen Teilen beim FCA langsam ein Bild entsteht. Von den zehn externen Zugängen fanden sich gegen St. Pauli gleich sechs in der Startelf wieder. Erfreulich aus Augsburger Sicht geriet, dass sich in Torwart Nediljko Labrovic, Torschütze Marius Wolf, Keven Schlotterbeck und Frank Onyeka diesmal gleich vier Neue als Verstärkungen einbrachten. Zudem begannen die Zugänge Dimitrios Giannoulis und Samuel Essende, später wurden die ebenfalls neuen Yusuf Kabadayi und Henri Koudossou eingewechselt. Kabadayi gelang sogar das Tor zum Endstand.

Drei der Zugänge wurden erst kurz vor Transferschluss Ende August verpflichtet

Beim FC Augsburg sprechen sie derzeit auch deshalb so viel darüber, sich neu finden zu müssen, weil sie gefühlt schon froh sind, alle Namen der hinzugewonnenen Kollegen zu kennen und unfallfrei aussprechen zu können. Drei der Zugänge wurden erst kurz vor Transferschluss Ende August verpflichtet. Dazu zählt der vom FC Brentford geliehene Onyeka, der umgehend zu Nigerias Nationalteam reiste. Nur zwei Trainings absolvierte der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler danach beim FCA, ehe er gegen St. Pauli ein beachtliches Debüt gab. Für seinen ersten Einsatz habe Onyeka „ein überragendes Spiel“ gemacht, lobte Thorup gar.

Onyeka hatte Tietz vor dem 2:0 mit einer präzisen Flanke bedient. Nicht gut ausgespielt hatte er aber einen Konter. Womöglich lag das daran, dass er die Laufwege der Kollegen noch nicht kannte. Es gehe beim FCA nun darum, das alte und neue Personal „möglichst schnell zu einer Einheit zusammenzuführen“, sagt Sportdirektor Marinko Jurendic. Für den Aufbau des neuen Gefüges brauche es „eine gute, starke Achse“ und „einen Stamm von Spielern, die hier verankert sind und die Bundesliga kennen“. Gegen St. Pauli führte die Achse von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw über Kristijan Jakic bis zu Elvis Rexhbecaj und Ruben Vargas. Jurendic findet, erstmals sichtbar geworden sei auch durch die Jokertore von Tietz und Kabadayi „das, was wir angestrebt haben: ein bisschen mehr Breite in der Spitze zu schaffen“. Also ohne Qualitätsverlust einwechseln zu können.

Insgesamt verhält es sich mit dem FC Augsburg gerade ein bisschen wie mit einem talentierten Teenager. Die Wachstumsfugen im Skelett müssen sich noch schließen, der Knorpel zum Knochen aushärten. „Wir wünschen uns alle 90 Minuten Stabilität und bestenfalls 95, dass wir in gar keine Löcher kommen. Das ist ein Prozess“, sagt Jurendic. Gegen St. Pauli hatte die Mannschaft zwischendurch gewackelt, gegen Mainz hoffen sie beim FCA auf mehr Konstanz.

Doch sie wissen, dass sich der Prozess des Zusammenwachsens ziehen und einige Schwankungen bereithalten dürfte, wie das 0:4 in Heidenheim bereits zeigte. Noch jedenfalls lassen sich in Augsburgs Puzzle mit den vielen neuen Teilen nach vier Punkten aus drei Spielen nur vielversprechende Umrisse erahnen. Tietz freut sich schon auf das ganze Bild.

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