FC Augsburg:Auf dem Weg der Arbeit

l-r: im Zweikampf, Aktion, mit Amaral Borduchi Iago 22 (FC Augsburg), Janik Haberer 19 (SC Freiburg) und Philipp Max 31

„So langsam wird’s schwierig, irgendwas dagegen zu sagen“: Augsburgs gelernter Linksverteidiger Philipp Max (rechts) spielte diesmal weiter vorne – und traf erneut.

(Foto: Christian Kolbert/imago images)

Fernab der anhaltenden Torwartdebatte um Koubek blicken einige beim FCA nach dem 1:1 neidisch auf Freiburgs Spielkultur - Trainer Schmidt hält es aber für seine Pflicht, die Defensive zu betonen.

Von Maik Rosner

Wie alle beim FC Augsburg wurde auch Jeffrey Gouweleeuw auf Tomas Koubek angesprochen. Und der Innenverteidiger kam ebenfalls nicht umhin, den nächsten Fehler des Torwarts zu bilanzieren, wenngleich er sich alle Mühe gab, die anhaltende Debatte nicht mit Schuldzuweisungen anzureichern. "Ein bisschen unglücklich" habe das ausgesehen, sagte also Gouweleeuw vorsichtig über jene Szene, in der Koubek den Freistoß des ehemaligen Augsburgers Jonathan Schmid prallen gelassen hatte, woraus Janik Haberers Tor zum 1:1 (1:0)-Endstand gegen den SC Freiburg resultierte (51. Minute). "Schwierig", sagte Gouweleeuw, er stöhnte ein wenig, "ich glaube, der gibt alles, der wirft alles rein."

Wie schon mehrfach in dieser Saison war Koubek am Samstag dennoch ein Fauxpas unterlaufen, der dem FCA die Fortdauer der Torwartdebatte einbrachte. Dabei hatten sie in Augsburg gehofft, im August mit der für ihre Verhältnisse hohen Investition von 7,5 Millionen Euro Ablöse in den Tschechen von Stade Rennes jene Baustelle geschlossen zu haben, an der sie seit dem Abgang ihres langjährigen Stammkeepers Marwin Hitz zu Dortmund 2018 werkeln. Dass Trainer Martin Schmidt nun versuchte, das Thema Koubek einzufangen, änderte daran wenig. "Er hängt da mit drin", aber für ihn gebe es deshalb "keine Torhüterdiskussion", beschloss Schmidt, "wir machen vorne manchmal viel schlimmere Fehler, doofe Fouls oder Ballverluste. Das ist immer schnell vergessen, beim Torwart bleibt es hängen." Dieser Hinweis hatte seine Berechtigung, zumal nicht nur Koubek in der Ligastatistik der Torwartpatzer ganz oben steht, sondern auch die Augsburger insgesamt mit bereits 20 verspielten Punkten nach Führungen, was überwiegend nichts mit Koubek zu tun hatte.

Zwei waren nun gegen Freiburg hinzugekommen, nachdem Philipp Max mit seinem siebten Saisontor das 1:0 erzielt hatte (38.) - unter maßgeblicher Mithilfe der klar bestimmenden Gäste. Das wusste auch der hauptamtliche Linksverteidiger Max, der diesmal weiter vorne auflaufen durfte und - mit seinem fünften Tor - als Linksaußen für weitere Einsätze in dieser Rolle für sich warb. Ob Linksverteidiger also die falsche Position für ihn sei? "So langsam wird's schwierig, irgendwas dagegen zu sagen", scherzte Max, der diesmal von Iago in seinem angestammten Ressort vertreten wurde. Das Duo Iago und Max bezeichnete Schmidt als "gutes Paket", wobei das eine seiner wenigen positiven Erwähnungen blieb. Die andere entfiel auf "unsere Defensivstruktur", mit der man trotz fast drei Viertel Ballbesitz für Freiburg "wenig zugelassen" habe.

Fernab der anhaltenden Debatte um Koubek beschäftigten Gouweleeuw vor allem die anderen eher mäßigen Eindrücke, die der FCA hinterlassen hatte. Nicht allein der Belgier blickte dabei neidisch auf Freiburgs Spielkultur. "Wir müssen viel besser Fußball spielen", sagte Gouweleeuw, Freiburg sei dafür "ein gutes Vorbild". Der FCA dagegen agiere zu "statisch", befand er, "wir müssen selber die Voraussetzungen schaffen, um Fußball spielen zu können". Und zwar mit Mut und mehr Bewegung. Bei Gouweleeuw klang Bedauern an, dass dies "nicht unsere Spielphilosophie" sei, "wir wollen nicht von hinten rausspielen wie Freiburg".

Daran wird sich so schnell auch nichts ändern, zumal es Schmidt nachvollziehbar für seine Pflicht hält, weiter auf möglichst viel Stabilität in der Defensive und Konter zu setzen. Wie Freiburg stehen auch die kommenden fünf Gegner allesamt in der oberen Tabellenhälfte. In Leverkusen, gegen Mönchengladbach, beim FC Bayern, gegen Wolfsburg und beim FC Schalke wird es vor allem darum gehen, dass der einigermaßen beruhigende Vorsprung auf die Abstiegszone nicht deutlich zusammenschmilzt.

"Knüppeln, krampfen, arbeiten" - das sei der Trainingsansatz nach dem jüngsten 0:5 in Frankfurt gewesen, sagte Schmidt, und diesen "Weg der Arbeit und des Fleißigseins" müsse man weitergehen. Das klang für Ästheten nicht verheißungsvoll, wenngleich Schmidt versprach: "Besser Fußball spielen werden wir mit Sicherheit in den nächsten Wochen, müssen wir auch."

Womöglich tragen die nächsten Herausforderungen sogar dazu bei, dass es ansehnlicher wird, das hofft jedenfalls Gouweleeuw. "Vielleicht ist es auch positiv für uns, dass wir gegen diese Mannschaften keinen Fußball spielen müssen. Da können wir voll auf unser starkes Konterspiel setzen", sagte er. Bestenfalls gewinnt auch Koubek an Sicherheit bei den vielen Abschlüssen, die nun auf ihn zukommen dürften. In der Hinrunde hatte er mit einigen Paraden maßgeblich zum 2:2 gegen den FC Bayern beigetragen. Davor hatte es ein 0:3 gegen Leverkusen und vor allem ein 1:5 in Mönchengladbach gesetzt, bei dem Koubek nach einem Rückpass über den Ball trat und ein Gegentor verschuldete. Gesprochen wurde danach vor allem über seine Slapstick-Einlage.

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