Süddeutsche Zeitung

FC Augsburg - Arminia Biefefeld:Aufbruch verschoben

Der FC Augsburg vergibt beim 1:1 im Kellerspiel gegen Arminia Bielefeld seinen zweiten Saisonsieg und rutscht in der Tabelle auf Relegationsrang 16 ab.

Von Maik Rosner, Augsburg

Markus Weinzierl entglitten kurz die Gesichtszüge, Augsburgs Trainer raufte sich die Haare. Gerade hatte Arne Maier die Entscheidung gegen seine ehemaligen Kollegen aus Bielefeld vergeben. Und auch 20 Minuten später, beim Abpfiff, kehrte das Lächeln nicht in die Gesichter von Weinzierl und Maier zurück.

1:1 (1:0) trennte sich der FC Augsburg von der Arminia. Vor Maiers vergebener Großchance hatte Reece Oxford mit seinem ersten Pflichtspieltor überhaupt für den FCA zur Führung getroffen (19.). Danach aber glich Jacob Laursen aus (77.) und sorgte für Bielefelds glücklichen Punktgewinn. "Wir geben es in der zweiten Halbzeit aus der Hand", sagte Maier enttäuscht. In der Tabelle rutschten die Augsburger auf Relegationsplatz 16 ab und die Arminia auf Abstiegsrang 17.

Vom Vergleich der schwächsten Offensiven der Bundesliga in dieser Saison hatten sich beide Mannschaften einen Aufbruch versprochen. Mit nur je drei Toren nach sieben Spieltagen waren sie angetreten. Durch einen Sieg aber, so hatte Weinzierl hochgerechnet, wäre man mit acht Punkten nach acht Spielen im Soll. Anders als die Bielefelder fühlten sich die Gastgeber in der Pflicht, die Partie mit dem vollen Ertrag zu beschließen. "Gegen Bielefeld wollen wir immer gewinnen, egal wie viele Punkte wir haben", sagte Weinzierl kurz vor dem Anpfiff bei DAZN, man wolle "den Fans etwas bieten".

Das war eine durchaus forsche Ankündigung, zumal Weinzierl auf mehrere Schlüsselspieler verzichten musste. Darunter Florian Niederlechner, der vor seiner Leisten-Operation zwei der drei Saisontore erzielt hatte. Doch auch ohne ihre erfolgreichsten Stürmer versuchten die Augsburger, wie ein Favorit aufzutreten. Das gelang auch, zumal Tobias Strobl mit einem Kopfball an die Latte sowie Ruben Vargas und Daniel Caligiuri mit ihren Abschlüssen der Führung schnell nahe kamen. Jenen Eckball, der aus Caligiuris Versuch hervorgegangen war und den er danach auch trat, nutze Oxford zum 1:0, als er aus wenigen Metern wuchtig einköpfelte. "Es freut mich unheimlich für ihn", sagte Niederlechner in der Halbzeitpause und erinnerte an Oxfords schweren Stand zu Beginn seiner Zeit in Augsburg im Jahre 2019. Doch inzwischen, befand Niederlechner, habe sich der 22 Jahre alte Engländer "extrem entwickelt" und sei ein sehr wichtiger Spieler für den FCA.

In der zweiten Halbzeit wird Augsburg passiver - und die Arminia mutiger

Oxfords erstes Tor in seinem 61. Pflichtspieleinsatz für Augsburg ließ sich ebenfalls als sehr wichtig bezeichnen. Ein hochverdientes Tor war es zugleich und eines, das die gute Stimmung unter den FCA-Fans weiter hob. Erstmals seit Beginn der Pandemie durften sie auf ihrer Ulrich-Biesinger-Tribüne stehen, und die Mannschaft tat dem Anhang den Gefallen, bestimmend aufzutreten. Entschlossen und konzentriert agierte Weinzierls Elf, und auch wenn sich weitere Chancen zunächst nicht einstellten, blieben die Angriffsbemühungen des FCA zielstrebiger als die der Gäste. Deren Passivität und mangelnde Präzision im Passspiel trugen zu Augsburgs Überlegenheit bei, ebenso die größere Zahl an individuellen Fehlern. Doch die Gastgeber durften das 1:0 vor allem darauf zurückführen, dass sie planvoller und strukturierter spielten.

In der zweiten Halbzeit allerdings wurden die Augsburger passiver, was auch daran lag, dass die Arminia ihre Offensive für sich entdeckte. Die ganz zwingenden Szenen aber stellten sich nicht ein. Bis kurz nach Maiers vergebener Chance zum 2:0 Laursen unvermittelt ein Volleyschuss ins Bielefelder Glück gelang. Aus Augsburger Sicht noch so ein Moment zum Haare raufen.

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