Schnell kam Noahkai Banks auf seine Heimat im Allgäu zu sprechen, als es um sein Startelfdebüt beim FC Augsburg in der Bundesliga ging. Erfahren davon hatte der im Dezember erst 18 Jahre alt gewordene Innenverteidiger am Freitag von Trainer Jess Thorup. Und nun, nach seinem ersten Einsatz von Beginn an, dachte Banks rasch an den TSV Dietmannsried. „Bei mir im Dorf haben sie eine Leinwand aufgebaut, haben es zusammen angeschaut“, erzählte er. Die Menschen aus den umliegenden Dörfern träfen sich dort immer, um die Spiele des FCA zu verfolgen. Und dann, sagte Banks, „trinken wir zusammen Bier“.
Das war Ausdruck eines Zugehörigkeitsgefühls, obwohl Banks kein Zuschauer mehr ist bei Augsburgs Profispielen, sondern fast schon deren fester Bestandteil. Bei seinem Debüt gegen Stuttgart am 12. Januar sowie danach bei Union Berlin und in Bremen war er eingewechselt worden. In seinem vierten Einsatz hintereinander am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim erlebte er den Anpfiff erstmals auf dem Platz. Es passt zu seinen beachtlichen Leistungen, dass sie mit Augsburgs aktueller Siegesserie zusammenfallen.
Durch das 2:1 (1:0) gegen Heidenheim hat Thorups Mannschaft nach den 2:0-Siegen in Berlin und Bremen dreimal hintereinander gewonnen und sich dank elf Punkten Vorsprung auf den FCH und auf den Relegationsplatz 16 wohl schon vorentscheidend aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Nach zuletzt neun Punkten und 6:1 Toren gibt es aus Sicht des FCA gleich mehrere schöne Erzählstränge. Ob zu Torwart Finn Dahmen, der 2025 zur Nummer eins befördert wurde und auch gegen Heidenheim mit Paraden zum Erfolg beitrug. Ob zu Innenverteidiger Chrislain Matsima, 22, der in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sein erstes Bundesligator erzielte, nachdem ihn die Augsburger im Sommer aus Monaco ausgeliehen hatten und ihn in Kürze fest verpflichten werden. Oder zu Innenverteidiger Keven Schlotterbeck, der nach seiner Verletzungspause Mitte der zweiten Halbzeit für Banks eingewechselt wurde und per Kopfball in der letzten Sekunde der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte – nach einem Eckball des weiteren Youngsters Mert Kömür, 19.
Doch auch wenn sich all diese kleinen Geschichten zur großen Erzählung zusammenfügten, wie sie beim FCA gerade einen Flow erleben, kam die Rede immer wieder auf ihren Jüngsten. Auch seine Konkurrenten in der Innenverteidigung sind sehr angetan von „Noki“, wie sie ihn nennen. Banks sei „so ein guter Junge“ und mache „sehr, sehr gute Spiele“, befand Schlotterbeck, „ohne ihn zu viel loben zu wollen, damit er bei seinen Sachen bleibt: Aber gegen Stuttgart war er für mich der beste Mann auf dem Platz, als er zum ersten Mal reingekommen ist.“ Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, als zentraler der drei Innenverteidiger der Abwehrchef, attestierte Banks „großes Potenzial“. Und Thorup befand voll des Lobes, Banks habe „überragend gespielt“, auch zuvor nach seinen drei Einwechselungen sei die Leistung jeweils „top“ gewesen. Der Einzige, der auf den nötigen Lernprozess hinwies, war Banks selbst, womit schon viel über ihn erzählt ist. Er sei „relativ zufrieden“, sagte er, „ich finde, ich hab’s ganz gut gemacht. Aber natürlich gibt es ein, zwei Sachen, die man verbessern kann.“
Banks kickt seit der U10 beim FCA und ist U20-Nationalspieler der USA
Banks wurde in Honolulu auf Hawaii geboren und wuchs im Allgäu auf. Er kickt seit der U10 beim FCA und ist U20-Nationalspieler der USA, in denen sein Vater lebt. Banks steht neben Kömür für Augsburgs Vorhaben, verstärkt den eigenen Nachwuchs an die Profis heranzuführen. Selten gelingt das so gut wie bei Banks, der im Juli einen Profivertrag bis 2027 erhielt, aber noch im FCA-Internat wohnt. Trotz seines stärkeren rechten Fußes spielt er als linker Innenverteidiger. Das klappt auch deshalb gut, weil der 1,92 Meter große Banks seine Nervosität im Griff hat, jedenfalls während der Spiele. „Ich hatte schon bessere Nächte“, erzählte der Schlaks. Doch spätestens beim Anpfiff gelingt es Banks, die Aufregung umzuwandeln in einen Fokus, der es ihm erlaubt, erstaunlich ruhig und souverän zu spielen.
Damit trägt er zum Konkurrenzkampf unter den sechs einsatzfähigen Innenverteidigern bei. Allein auf seiner Position konkurriert er mit Schlotterbeck und dem kürzlich aus Wolfsburg geliehenen Cédric Zesiger. Vorgenommen hat sich Banks, auch künftig „für den Trainer eine gute Option zu bieten“. Ob sein Flow und der des FCA am Samstag bei St. Pauli weitergehen, werden sie in Dietmannsried verfolgen – und vielleicht sogar in Honolulu.