FC Arsenal gegen AC Mailand:Arsenal glaubt ans Wunder - und scheitert knapp

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Der FC Arsenal zeigt im Achtelfinal-Rückspiel gegen den AC Mailand eine herausragende Vorstellung und führt zur Pause mit 3:0. Doch dann vergibt Robin van Persie die große Chance - und Milan rettet den 4:0-Vorsprung aus dem Hinspiel über die Zeit.

Jürgen Schmieder

In der 60. Spielminute schien es, als hätte der Glaube geholfen: Milans Torwart Christian Abbiati konnte einen Schuss von Gervinho nicht festhalten, der Ball kullerte auf van Persie zu. Der Holländer prügelte den Ball nicht aufs Tor, er schob nicht einmal - er wollte lupfen, es wäre das 4:0 gewesen im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den AC Mailand. Doch Abbiati brachte rechtzeitig seine rechte Faust in die Höhe. Arsenal gewann am Ende mit 3:0 - und schied aus.

Die Chance zum 4:0: Robin van Persie scheitert an Christian Abbiati. (Foto: REUTERS)

Der Glaube, so heißt es in der Bibel, könne ganze Berge versetzen und wenn er auch nur so groß ist wie ein Senfkorn. Vielleicht hielten die Fans des FC Arsenal deshalb vor der Partie gegen den AC Mailand Schilder hoch, auf denen stand: "We believe!" In der Bibel steht zwar nichts davon, dass der Glaube auch Fußballspiele gewinnen kann - aber das liegt eher am frühen Erscheinungsdatum des Buches.

Der FC Arsenal musste keine Berge versetzen, sondern vier Tore erzielen. Das Hinspiel war für die Londoner traumatisch verlaufen, 0:4 hatte da am Ende auf der Anzeigetafel gestanden. Die Spieler und auch Trainer Arsène Wenger waren in der Heimat mit Hohn bedacht worden, das Erreichen des Viertelfinales schlossen selbst die stets optimistischen Boulevard-Journalisten aus. Nicht nur in England gab es Abgesänge auf den britischen Fußball, schließlich hatte auch der FC Chelsea verloren, mit 1:3 in Neapel.

Nur Wenger wollte sich nicht mit dem Scheitern abfinden, vor dem Spiel sagte er: "Wir wollen das Unmögliche möglich machen! Es sieht unmöglich aus, aber wir müssen einen richtigen Lauf haben und mit Glauben spielen. Dann können wir es schaffen!" Und seine Mannschaft spielte tatsächlich so, als würde sie die Worte des Trainers tatsächlich glauben.

In der siebten Minute lief Laurent Koscielny bei einem Eckball durch den Strafraum, Mark van Bommel verzichtete einfach darauf, ihm zu folgen - weil also im Umkreis von vier Metern kein Gegenspieler war, nickte der Franzose die Hereingabe ins Tor. Die Akteure des AC Mailand - übrigens ohne den verletzten Kevin-Prince Boateng - blickten sich ein wenig verdutzt an, nervös wirkten sie indes noch nicht. Ein Tor, was soll schon passieren?

Zlatan Ibrahimovic führte in der ersten Halbzeit seinen formschönen Pferdeschwanz vor, Kollege Robinho probierte ein paar Hackentricks auf Höhe der Mittellinie und Mark van Bommel leistete sich innerhalb von 45 Minuten mehr Stellungsfehler als während seiner kompletten Zeit beim FC Bayern - nur ist der Holländer mittlerweile nicht mehr schnell und rabiat genug, diese zu korrigieren.

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18 Minuten nach dem ersten Treffer legte Milans Thiago Silva aus dem eigenen Fünfmeterraum den Ball perfekt auf Tomas Rosicki, der allerdings das Trikot des FC Arsenal trug. Rosicki nahm den Ball an und schob ihn überlegt in die rechte untere Ecke. Wieder guckten die Mailänder verblüfft, sie schimpften nun auch ein wenig miteinander.

Einfach dran glauben: Tomas Rosicky nach seinem Treffer zum 2:0. (Foto: AP)

Kurz vor der Pause gab es dann einen berechtigten Elfmeter, gleich zwei Milan-Spieler hatten Alex Oxlade-Chamberlain umgerammt. Robin van Persie schoss den Ball ins Tor - und nun rief sogar der englische Fernsehkommentator: "And now we're gonna believe this!" Und nun werden wir daran glauben.

Plötzlich wurde der AC Mailand nervös und gereizt: Van Bommel schimpfte recht laut mit seinen Kollegen und prügelte Bälle ins Seitenaus, Torwart Christian Abbiati schimpfte noch lauter und prügelte Bälle auf die Tribüne. Ibrahimovic bewegte sich nun plötzlich und sorgte für einige gefährliche Szenen, denn sicher war auch: Sollte Mailand auch nur einen Treffer erzielen, dann würde nicht einmal mehr Glaube helfen, der so groß ist wie ein Berg.

In der 60. Minute dann vergab van Persie diese große Chance. Von diesem Moment an entwickelte sich ein temporeiches, interessantes und überaus spannendes Spiel: Der FC Arsenal rannte weiter mutig nach vorne und inszenierte einen Angriff nach dem anderen, der AC Mailand spielte nach dem Erobern des Balles schnell nach vorne, um eben diesen einen Treffer zu erzielen, der das Achtelfinal-Duell endgültig entscheiden würde. Antonio Nocerino hatte in der 76. Minute die Gelegenheit dazu, doch schob er den Ball aus drei Metern in die Arme des Torwarts.

Der FC Arsenal versuchte viel, die Elf passte, dribbelte, flankte. Am Ende reichte es nicht - auch deshalb, weil der AC Mailand in der zweiten Halbzeit konzentrierter und aggressiver agierte. Der zu bewegende Berg war dann doch ein wenig zu groß.

Das zweite Achtelfinal-Rückspiel:

Benfica Lissabon steht im Viertelfinale der Champions League. Am Dienstag gewannen die Portugiesen das Achtelfinal-Rückspiel gegen Zenit St. Petersburg zuhause 2:0 (1:0) und drehten damit die 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel. Die Treffer erzielten Maxi Pereira (45.+1) und Nelson Oliveira (90.+3).

Benfica machte in der ersten Halbzeit das Spiel, lief dem Eintore-Rückstand gegen die kompakt verteidigende Zenit-Defensive aber bis kurz vor der Pause hinterher. Dann drosch Pereira die Hackenvorlage des Belgiers Axel Witsel aus Nahdistanz ins Netz. Oliveira nutze in der Nachspielzeit ein Konter zur Entscheidung, als St. Petersburg auf den Ausgleich drängte.

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