Fall Uli Hoeneß:Drama, Baby

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München wegen Verdacht der Steuerhinterziehung

Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Uli Hoeneß, 61, Metzgerssohn, Ex-Fußballer, Ex-Manager und amtierender Präsident des FC Bayern München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Uli Hoeneß ist einer, der weiß, wie man Geld verdient, der aber auch teilen kann. Dass er den deutschen Staat um etwa drei Millionen Euro an Steuern betrogen hat, bezeichnet der Bayern-Präsident als "Riesenfehler". Über einen moralischen Mann und seine Widersprüche.

Uli Hoeneß predigt die Lehre des Kapitalismus und ist gleichzeitig fürsorglicher als ein Herz-Jesu-Sozialist. Herz und Verstand, Bauch und Kopf befinden sich bei ihm nicht selten im Widerstreit, und die Sache mit der Steuerhinterziehung ist rational kaum zu erklären: Rund drei Millionen Euro hat der 61 Jahre alte Unternehmer und FC-Bayern-Präsident dem Fiskus vorenthalten.

Gleichzeitig, so schätzen Freunde, spendete er jedes Jahr zwei Millionen Euro an Einrichtungen wie die Arche Berlin oder an Kinderhilfswerke. Für einzelne Vorträge erhält er bis zu 30.000 Euro, und er macht den Veranstaltern vorher klar, dass er nur komme, wenn der Betrag in voller Höhe gespendet werde. Für Werbeauftritte erhält er Hunderttausende Euro, auch dieses Geld wird stets gespendet. Falls es in diesem Jahr noch, wie eigentlich geplant, ein "Uli-Hoeneß-Spiel" geben sollte, wird er auch diese Einnahmen, die auf zwei bis drei Millionen Euro geschätzt werden, natürlich spenden.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung stellte der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus seinem Freund Hoeneß eine Art Spielgeld in der Schweiz zur Verfügung, ein von Louis-Dreyfus eingerichtete Schweizer Vontobel-Konto steht im Zentrum der Selbstanzeige, die Hoeneß im Januar beim Finanzamt Miesbach abgegeben hatte. Dreyfus überwies fünf Millionen Mark zum Zocken an der Börse auf ein Konto bei der Vontobel Bank. Außerdem gab er Hoeneß eine Bürgschaft über 15 Millionen Mark - umgerechnet zehn Millionen Euro Startkapital.

Hoeneß, gegen den die Staatsanwaltschaft nach dieser Selbstanzeige wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt, könnte vielleicht einigermaßen nachvollziehbare oder nicht völlig unplausible Erklärungen zu seinem Fall abgeben. Der Süddeutschen Zeitung sagte er, am liebsten würde er jetzt sehr gerne alles erklären, seinen: "Riesenfehler". Aber er redet mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht über die Ermittlungen. Sonst würde er erzählen, wie ihn jetzt die mutmaßlichen Phantasiesummen zur Weißglut bringen, auf die einige Medien sein Konto taxiert haben. Mehrere hundert Millionen Euro in der Schweiz? Das könnte Uli Hoeneß angesichts der Bilanzsumme seiner Wurstfabrik - Umsatz rund 50 Millionen Euro - legal nicht verdient haben. Mauscheleien mit dem damaligen Adidas-Chef Louis-Dreyfus? Keine Belege.

Eines fasst Uli Hoeneß besonders an: Dass jetzt über geheime Gelder des FC Bayern geraunt wird, über Drogengeld und anderes.

Es wird in München auch spekuliert, ob Hoeneß nun verschwindet, untertaucht, womöglich in die USA. Aber Hoeneß bleibt. Er wird auf der Tribüne sitzen am Dienstagabend, wenn der FC Bayern den FC Barcelona empfängt. Klar kommt er, sagt Uli Hoeneß, was für eine Frage!

Er hat auch mitgeteilt, dass er als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern nicht abzutreten gedenke. Darüber zu reden, sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Er will da durch.

Lesen Sie den vollständigen Text von Andreas Burkert, Alexander Gorkow und Hans Leyendecker über Uli Hoeneß in der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung: Über einen moralischen Mann und seine Widersprüche, für den Geld an der Börse offenbar wie Spielgeld war.

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