Einer gegen 1,3 Milliarden, alternativ auch: drei gegen 1,3 Milliarden. In solche Schlagzeilen lässt sich das Tischtennis-Finale der olympischen Spiele pressen. Doch die Partie zwischen Deutschland und den favorisierten Chinesen (Montag, 13.30 Uhr) kann man auch noch auf eine andere Formel bringen, die sich auf die Grifftechniken der Spieler bezieht: europäische Shakehandspieler ("Handschüttler")gegen asiatische Penholder ("Stifthalter").

Zum ersten Mal seit vier Jahren kommt es in einem Finale auf globaler Ebene wieder zu einem Duell zwischen Europäern und Asiaten und damit auch zu einem Duell zweier Schlägerhaltungen. Dazwischen lautete die Finalpaarung stets China gegen Südkorea, blieben die Penholder-Nationen also unter sich.
Der Unterschied zwischen Shakehand- und Penholderhaltung liegt zunächst einmal in der Art und Weise, wie die Finger um den Tischtennisschläger gelegt werden. Bei der europäischen Grifftechnik umschließen nicht alle fünf Finger den Schlägergriff, sondern nur der Mittel- und Ringfinger sowie der kleine Finger. Der Daumen liegt auf der Vorhand-, der Zeigefinger auf der Rückhandseite des Schlägerblattes.
Beim chinesischen Penholder-Griff umgreift der Sportler den Schläger so, dass Daumen und Zeigefinger auf der Vorhandseite liegen - mit einem zirka zwei Finger breiten Abstand. Die übrigen ruhen gebeugt auf der Rückseite des Schlägerblattes. Die japanische Variation des Penholders unterscheidet sich von der chinesischen darin, dass sich Daumen und Zeigefinger auf der Vorhandseite berühren und dass Mittel-, Ring- und kleiner Finger auf der Rückhandseite nicht so gebeugt sind.
Mehr Druck mit der Vorhand
Diese unterschiedlichen Haltungen haben enorme Auswirkungen auf die Grundveranlagung des Spiels. Die asiatische Haltung führt zu einer besseren Beweglichkeit des Handgelenks beim Aufschlag und zu mehr Druck beim Angriffsball mit der Vorhand. Andererseits ist die Reichweite auf der Rückhandseite geringer und sind die Rückhandschläge generell schwieriger. Früher verzichteten viele Penholder-Spieler gänzlich auf die Rückhand beziehungsweise drehten die Spieler den Schläger um 180 Grad, mittlerweile beherrschen die besten Penholderspieler auch passive wie aktive Rückhandbälle.
Die Technik etablierte sich zu Beginn der fünfziger Jahre, als bei den Weltmeisterschaften 1952 die japanische Mannschaft um Hiroji Satoh mit dieser Spieltechnik den Titel gewann. In der Folgezeit entwickelte sich die Auseinandersetzung zwischen Shakehandern und Penholdern.
Dabei verlief die Grenze zwischen den Grifftechniken nicht streng zwischen Europäern und Asiaten: Der DDR-Sportler Lothar Rönsch wurde bekannt, weil er als Europäer die Penholder-Technik benutzte. Heute hält zum Beispiel der spanische Nationalspieler Jesus Cantero den Schläger auf die asiatische Art. Umgekehrt greifen auch mehr und mehr Chinesen um - unter anderem Weltmeister Wang Liqin, der im Finale gegen Deutschland mit von der Partie ist. Das ist auch deswegen nicht schlimm, weil selbst der wichtigste Chinese aller Zeiten die westliche Technik bevorzugte: Als in den siebziger Jahren zu Zeiten der Ping-Pong-Diplomatie Bilder des großen Vorsitzenden Mao Zedong mit Tischtennisschläger kursierten, da hielt er ihn mit der europäischen Shakehand-Technik.