Facholympisch (2):Der Smog

Die Luft in Peking stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Deshalb werden viele Athleten erst kurz vor Beginn der Olympischen Spiele anreisen.

Markus C. Schulte von Drach

Vor den Olympischen Spielen in China ist der Smog in Peking in aller Munde, weil er in der chinesischen Metropole gewissermaßen in aller Lungen ist. Gerade für Hochleistungssportler ist das ein besonders großes Problem. Die atmen während des Trainings und der Wettkämpfe bis zu zehn mal mehr Luft ein als sonst. Und damit natürlich auch eine größere Menge Schadstoffe.

Facholympisch (2): Eine Einwohnerin Pekings versucht, sich gegen die Luftverschmutzung zu schützen.

Eine Einwohnerin Pekings versucht, sich gegen die Luftverschmutzung zu schützen.

(Foto: Foto: dpa)

Die Mischung aus Rauch und Nebel, nach den englischen Begriffen Smoke und Fog als Smog bezeichnet, wird vor allem durch Abgase von Autos, Fabriken und Kraftwerken verursacht.

Können sich diese Emissionen nicht weiträumig verteilen, steigt die Konzentration von Schadstoffen in der Luft an. Ursache kann zum Beispiel eine sogenannte Inversionswetterlage sein, bei der kaum Ausstausch zwischen höheren und tieferen Luftschichten stattfindet. Auch in Talkesseln ist das Risiko relativ hoch.

Besonders stark betroffen sind Ballungsgebiete, in denen zum einen der Schadstoffausstoß durch Autoverkehr und Industrie groß ist und zum anderen der Wind die Emissionen weniger gut verteilen kann.

Herrscht Smog, so nehmen die betroffenen Menschen über die Lunge besonders viel Kohlenmonoxid auf, was zu Kopfschmerzen und Übelkeit, Bewusstlosigkeit und sogar zum Tode führen kann. Ozon und Stickoxide reizen die Schleimhäute und erhöhen das Risiko chronischer Atemwegserkrankungen. Ähnlich wirken schweflige Säure und Schwefelsäure, die sich aus Schwefeldioxid und Wasser bilden.

Auch die Belastung durch Feinstaub, also feine Partikel, die von den Schleimhäuten in Nase und Rachen nicht ausreichend zurückgehalten werden, stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Neben einem erhöhten Risiko für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen drohen Lungenkrebs, Asthma und andere Atemwegsbeschwerden sowie Allergien.

"Anlass zur Sorge"

Die Gefahr, die vom Smog ausgeht, ist nicht nur für Sportler, sondern besonders für Säuglinge und Kleinkinder, ältere Menschen und durch Krankheiten geschwächte Patienten erheblich. Die erste große Smog-Katastrophe erlebte London 1952. Damals starben mehrere tausend Menschen. Seit damals haben viele Großstädte Maßnahmen ergriffen, um die Schadstoffkonzentrationen der Luft zu verringern. Um die Bevölkerung zu schützen, kann bei Smogalarm zum Beispiel ein Fahrverbot erlassen werden. Auch Geschwindigkeitsbegrenzungen und Abgas-Grenzwerte sollen zu einer verbesserten Luftqualität führen.

Mit starken Einschränkungen im Autoverkehr und Fabrikschließungen hat auch die chinesische Regierung versucht, das Problem in Peking in den Griff zu bekommen. So dürfen seit dem 20. Juni an ungeraden Kalendertagen nur Autos mit ungerader Endziffer auf dem Nummernschild fahren, an geraden Tagen jene mit geraden Endziffern. Damit sind täglich nur noch etwa 1,7 Millionen Autos in Peking unterwegs.

Die Luft in der Metropole ist trotzdem noch immer so schlecht, dass etwa Greenpeace erklärte, die Verschmutzung sei "Anlass zur Sorge" für die Sportler, die an den Olympischen Spielen teilnehmen. So sei etwa der Feinstaubgehalt der Luft noch immer weit über den Konzentrationen, die international für unbedenklich gehalten werden. Und Werte zur Ozonbelastung werden gar nicht veröffentlicht.

Es ist deshalb keine schlechte Idee, dass viele Athleten lieber in Japan und anderen Nachbarländern Chinas trainieren und erst kurz vor dem Beginn der Spiele nach Peking reisen. Die japanischen Athleten wollen offenbar sogar Atemschutzmasken mitnehmen.

Die Regierung in Peking hat inzwischen angekündigt, man werde möglicherweise weitere Fabriken schließen und den Verkehr noch weiter einschränken. Bis zu 90 Prozent aller Privatautos könnten aus dem Verkehr gezogen werden, wenn sich die Verhältnisse während der Spiele nicht verbessern.

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