Fabian Hambüchen im Porträt:Galionsfigur des Gerätturnens

Weltmeister, Europameister, Sportler des Jahres - der triumphale Dreiklang 2007 des Fabian Hambüchen soll nur die Ouvertüre für einen "langen Marsch" nach Peking zum Olympiasieg 2008 sein.

"Ich habe auch schon von der Goldmedaille geträumt, mehr als einmal", erzählte der Ausnahmeturner nach seiner Erfolgsserie bei den Welttitelkämpfen im September in Stuttgart.

Fabian Hambüchen im Porträt: Fabian Hambüchen in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart, kurz vor seiner Ehrung als Weltmeister am Reck.

Fabian Hambüchen in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart, kurz vor seiner Ehrung als Weltmeister am Reck.

(Foto: Foto: dpa)

Mit Gold am Reck, Silber im Mehrkampf und Bronze mit der Mannschaft hat der 20-Jährige den Deutschen Turner-Bund (DTB), immerhin zweitgrößter deutscher Sportfachverband, aus einer lang anhaltenden Lethargie gerissen und das Otto-Normalsportlern seit den eigenen Schulzeiten verhasste Gerätturnen entstaubt und zukunftskompatibel gemacht.

"Fabian ist die Galionsfigur, die uns immer ein bisschen gefehlt hat. Mit ihm als medienwirksamer Athlet geht vieles leichter", sagt DTB-Präsident Rainer Brechtken. Schon bei den Spielen 2004 in Athen hatte der damals erst 16 Jahre alte "Turn-Professor" mit seiner lockeren Art und seiner überraschenden Teilnahme am Reck-Finale vielen weit erfolgreicheren deutschen Athleten ein bisschen die Schau gestohlen.

Dabei ist der Hesse, der im Sommer sein Abitur bestand und sich zumindest bis Peking ausschließlich dem Kunstturnen widmet, alles andere als ein Produkt verbandsinterner Sichtungen und Förderungen. Hambüchen geht in Wetzlar mit Vater Wolfgang als Trainer, Onkel Bruno als Mentalcoach, Mutter Beate als Familienorganisatorin und Klaus Kärcher als Manager einen eigenen, extrem erfolgreichen Weg.

Und wenn sich der in der Nationalriege für die TSG Niedergirmes und in der Bundesliga für die KTV Straubenhardt turnende Ausnahmeathlet sportlich fortbilden will, geht er nicht in ein deutsches Turn-Leistungszentrum, sondern trainiert in Yokohama mit den Gerätartisten von Mannschafts-Olympiasieger Japan. Hambüchen: "Das bringt mich wirklich weiter, auch abseits des Trainings."

Dass er bei den vor-olympischen Testwettkämpfen in Peking ausgerechnet am "Königsgerät" beim Abgang stürzte, konnte den nervenstarken Athleten nicht aus der Ruhe bringen. "Ein Fehler bei der Generalprobe ist besser als ein Fehler bei der Premiere", meinte Hambüchen ungerührt.

Mit Druck kann er bestens umgehen, findet er ihn oft sogar "geil". Dass er schon jetzt hin und wieder an die Olympischen Spiele 2012 in London und sogar 2016 denkt, mag sich vermessen anhören, ist aber alles andere als realitätsfremd. Das Ausnahmetalent hat offenbar die Gabe, in dieser verletzungsintensiven Sportart ohne Blessuren aus den härtesten Wettkämpfen herauszukommen.

Was Hambüchen neben dem Olympiasieg eigentlich nur noch fehlt, ist ein Element, das nach ihm benannt wird. "Ideen dafür habe ich schon im Kopf", sagt der zweimalige Reck-Europameister.

Doch da er an seinem Lieblingsgerät ohnehin die derzeit schwerste Übung der Welt turnt, wird der Hip-Hop-Fan zusätzliche Risiken vor Peking kaum auf sich nehmen.

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