FA-Cup:Der Ruhm des kugelrunden Torwarts

Sutton United's substitute Wayne Shaw eats a pie during the match

Ein Pie, gefüllt mit Fleisch und Kartoffeln: Suttons Ersatztorwart Wayne Shaw isst während des Pokalspiels gegen Arsenal.

(Foto: REUTERS)
  • Wayne Shaw, Ersatztorwart des Fünftligisten Sutton United, macht sich während des Pokalspiels gegen den FC Arsenal auf der Wechselbank über einen Pie her.
  • Die Aktion bringt ihm viel Aufmerksamkeit - womöglich hat er aber auch die Wettregeln des britischen Fußballverbands FA verletzt.
  • Suttons Manager ist wenig erfreut über Shaws Aktion, der Torwart selbst erklärt seinen Rücktritt.

Wayne Shaw hatte keine Minute gespielt am Montagabend, aber hinterher sprachen trotzdem alle über ihn. Das lag an der 82. Minute im FA-Cup-Spiel zwischen Shaws Klub, dem Fünftligisten Sutton United, und dem Erstligisten FC Arsenal. Das Team von Arsène Wenger führte 2:0, der Ball rollte gerade zu Suttons Torwart, da blendete die BBC eine Wiederholung ein. Man sah: Ersatztorwart Shaw. Er stand am Spielfeldrand, hielt einen Pie in den Händen, führte die Teigtasche zum Mund, biss hinein, kaute und ging ein Stück nach vorne, sodass ihn die Kameras besser sehen konnten. Noch ein Bissen, genüssliches Kauen, Schnitt. Dann zeigte die BBC wieder das Spiel.

Es war eine Szene, die sich einreihte in eine Art Hype, der sich zuletzt um Shaw entwickelt hatte. Tagelang hatte er die Nachrichtenlage bestimmt vor dem FA-Cup-Spiel, allein schon deshalb, weil er eher nicht wie ein Fußballer aussieht: Shaw ist 45 Jahre alt und wiegt, je nach Quelle, zwischen 130 und 150 Kilogramm. Gespielt hat er in dieser Saison nicht. Vor dem Duell mit Arsenal sah die Welt Bilder von ihm, wie er vor den Ersatzbänken staubsaugte; in der Halbzeit posierte er an der Klub-Bar mit Fans. Und kurz vor Schluss aß er also den Pie. "Ich hatte alles vorbereitet. Er war gefüllt mit Fleisch und Kartoffeln", sagte Shaw hinterher.

Allerdings hatte die Sache auch einen, nun ja, Nachgeschmack.

Die amtliche Wett-Kommission untersucht den Fall bereits, auch der britische Fußballverband FA hat sich eingeschaltet. "Es wird geprüft, ob es zu irgendwelchen Regelverstößen in Bezug auf Wetten kam", teilte ein Sprecher mit. Denn eine Firma hatte vorab Wetten angeboten, dass der Keeper während des Spiels etwas isst. Die Quote lag bei 8:1. Shaw wusste offenbar davon. Und aß. (Hier geht es zum Youtube-Video)

"Ich denke nicht, dass es uns im besten Licht dastehen lässt"

"Ein paar Kumpels hatten vorher zu mir gesagt: 'Was ist mit der 8:1-Wette, dass du einen Pie isst?' Ich sagte: 'Ich weiß es nicht, ich habe den ganzen Tag nichts gegessen, deshalb könnte ich es später versuchen'", sagte Shaw Medienberichten zufolge nach dem Spiel. "Ich dachte, ich gebe ihnen ein bisschen Geplänkel. Alle Einwechselspieler waren auf dem Feld, und wir lagen 0:2 hinten", sagte Shaw, stellte aber klar: "Ich selbst habe nicht darauf gesetzt."

Die Wettregeln der FA besagen, dass ein "Teilnehmer" nicht wetten darf, "weder direkt noch indirekt". Auch dürfe er nicht "anweisen, erlauben, verursachen oder ermöglichen", dass jemand aufs Ergebnis wettet, den Verlauf der Partie, das Verhalten währenddessen "oder auf einen anderen Aspekt oder ein Ereignis eines Fußballspiels oder -wettbewerbs." Brisant ist die Geschichte auch, weil die Firma, die die Wette anbot, auf Werbebannern im Stadion vertreten war.

Sutton United teilte derweil mit, man wolle Shaw nach seiner Aktion "back down to earth" bringen. Bei BBC 5 Live sagte Suttons Chairman Bruce Elliott: "Wer den Roly-Poly-Torwart (englisch für kugelrunder Torwart, Shaws Spitzname; Anm. d. Red.) kennt, den überrascht das vermutlich nicht. Aber Wayne ist ein Top-Typ." Elliott fügte an, vorher nichts von der Aktion gewusst zu haben: "Er war wieder in den Zeitungen, und der Ruhm ist ihm offensichtlich ein kleines bisschen zu Kopf gestiegen. Aber wir werden ihn wieder auf den Boden holen, machen Sie sich darüber keine Sorgen."

Manager Paul Doswell sagte derweil: "Ich denke nicht, dass es uns im besten Licht dastehen lässt." Die Zeitung Telegraph fand dagegen, dass sich der Klub selbst schon "im besten Licht" präsentiert habe, und zwar auf dem Feld und durch seine Verantwortlichen. Doch es sei inzwischen offenbar so, "dass kein Live-Event in diesen Tage ohne Sideshow auskommt, viele von ihnen gekünstelt". Es gebe keinen Grund, die Anstrengungen der Spieler gegen Arsenal herabzuwürdigen. "Doch Shaw kann man nicht so einfach vergeben, weil er sich selbst zur Geschichte gemacht hat - und zwar nicht aus Überschwang, sondern im Interesse eines clownesken Streichs."

Shaw indes reagierte am Dienstagabend - er trat von seinem Posten als Torhüter zurück. Manager Doswell berichtete, Shaw habe am Telefon geweint, als er seinen Entschluss mitteilte.

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