Exekutivsitzung in Zürich:FC Büsingen erheitert die Fifa

FC Büsingen

Seit zwei Jahren Präsident vom FC Büsingen: Elias Meier

(Foto: oh)

Der Fußball-Weltverband berät über Bestechungsvorwürfe und Schmiergelder - aber auch über Büsingen. Wie der kleine Verein aus der deutschen Exklave auf der Tagesordnung gelandet ist.

Interview: Lisa Sonnabend

Wenn sich die Fifa am Dienstag zur Exekutivsitzung trifft, geht es nicht nur um Bestechungsvorwürfe, Schmiergelder und die Präsidentenwahl, sondern auch um den FC Büsingen. Denn der Klub aus der einzigen deutschen Exklave in der Schweiz will zukünftig auch dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) angehören. Elias Meier, 27, spielt in der ersten Mannschaft und ist seit zwei Jahren Präsident des Klubs.

Bei der Fifa-Sitzung wird es bei Tagesordnungspunkt 13.3 um den FC Büsingen gehen, einen Schweizer Achtligisten. Wie kam es denn dazu?

Elias Meier: Das ist wirklich eine amüsante Geschichte. Denn nicht einmal wir vom FC wussten, dass wir auf der offiziellen Tagesordnung gelandet sind - bis ich vor einer Woche plötzlich einen Anruf von Journalisten nach dem anderen erhielt. Nun entscheidet tatsächlich die Fifa über uns.

Worum geht es genau?

Es geht darum, dass wir unsere Infrastruktur sanieren müssen. Im Moment müssen die Spieler durch das halbe Dorf fahren, damit sie sich umziehen können. Wir wollen deshalb ein Klubheim neben dem Trainingsgelände bauen, zusätzlich brauchen wir einen Kunstrasenplatz. Der jetzige Naturrasen ist in einem sehr schlechten Zustand. Für solche Projekte bekommen Fußballvereine normalerweise Zuschüsse - und die benötigt der FC Büsingen ebenfalls.

Doch das klappt nicht?

Die Situation für uns als Enklave ist ziemlich kompliziert. Aus Deutschland heißt es immer: Ihr seid in keinem deutschen Verband, deswegen gibt es keine Zuschüsse. In der Schweiz erhalten wir jetzt zwar vermutlich ein wenig Geld für eines der beiden Projekte, aber das ist nur sehr wenig. Der Badische Sportbund legte uns deswegen vor einem halben Jahr nahe: Wir sollten uns doch beim Südbadischen Fußball-Verband anmelden oder es zumindest versuchen. Es kann schließlich nicht sein, dass wir, nur weil wir eine Enklave sind, durch alle Raster fallen.

Dann geht es Ihnen bei dem Antrag also vor allem um Finanzielles?

Der Hauptgrund waren die Zuschüsse, aber es gibt auch andere Gründe. Wir sind ein deutscher Verein, wir spielen in einem deutschen Dorf, wir haben eine deutsche Satzung und bezahlen in Deutschland Steuern. Unsere Mannschaften pflegen Freundschaften zu Vereinen aus Baden-Württemberg. Allerdings wollen wir auch weiterhin im Schweizer Verband bleiben und am Schweizer Spielbetrieb teilnehmen, weil die Distanzen viel kürzer sind und weil wir natürlich auch viele Schweizer im Verein haben.

"Die deutsche Telefonkabine steht gleich neben der für die Schweiz"

FC Büsingen

Wollen weiterhin in der Schweizer Liga spielen: Die Fußballer vom FC Büsingen

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Es ist also unwahrscheinlich, dass der FC Büsingen schon bald im DFB-Pokal den FC Bayern zugelost bekommt ...

Ja, das ist leider unrealistisch. Wir haben zwar auch einmal darüber gesprochen, eine Mannschaft in Deutschland zu melden, eine in der Schweiz, aber das wird wohl nichts. Ich verfolge den deutschen Fußball, schaue viel Bundesliga. Die ist vom Niveau her natürlich interessanter als die Schweizer Super League. Das machen nicht nur wir Menschen in Büsingen so, sondern in der ganzen Schweiz.

Wie lebt es sich in einer Enklave?

Wenn man nach Büsingen kommt, merkt man kaum, dass man ein anderes Land betritt. Nur die Markierungen der Fahrradwege ändern sich plötzlich von Gelb auf Weiß. Doch das Dorf ist wie zweigeteilt. Es hat eine deutsche und eine Schweizer Postleitzahl. Die deutsche Telefonkabine steht gleich neben der für die Schweiz. Wir zahlen zwar meist mit Franken, allerdings müssen die Restaurants auch Euro entgegennehmen. Im Alltag ist es wie bei uns im Fußballverein: Büsingen ist beides, aber oft eben auch: weder noch. Da sagen die einen: Ihr seid Schweizer. Und die anderen: Ihr seid Deutsche.

Glauben Sie, dass der Antrag bei der Fifa Erfolg haben wird?

Als ich vom DFB einen Brief erhielt, dass sie unser Anliegen gutheißen und an die Fifa weiterleiten, hatte ich schon ein positives Gefühl. Ich blicke dem Tag in Zürich einfach gespannt entgegen.

Die Causa Büsingen wird ja zwischen Themen wie Schmiergeldskandalen und Sperren von Funktionären behandelt werden.

Deswegen berichten ja auch so viele Medien über uns. Aber der Fall Büsingen tut dem Fußball vielleicht ein klein wenig gut: Endlich kann man wieder über etwas schmunzeln.

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