Süddeutsche Zeitung

Ex-Profis beim Trainerlehrgang:"Oliver, Uwe, kommt ihr mal?"

Die Sportschule Oberhaching erlebt den bestbesetzten Trainerlehrgang der DFB-Geschichte. Die Schüler heißen Kahn, Effenberg, Strunz oder Schneider. Während die Kinder tuscheln, bleibt der Lehrgangsleiter völlig gelassen.

In Bildern

Die Sportschule Oberhaching erlebt den bestbesetzten Trainerlehrgang der DFB-Geschichte. Die Schüler heißen Kahn, Effenberg, Strunz oder Schneider. Während die Kinder tuscheln, bleibt der Lehrgangsleiter völlig gelassen. In Bildern Text: Kathrin Steinbichler Am gläsernen Aufzug in der Sportschule Oberhaching hängt ein Hinweis zur Wassergymnastik, auf der Flipchart im Foyer ist der Tagesablauf eines BFV-Feriencamps aufgelistet. Ab und an schlurfen kleine Jungs und Mädchen mit großen Sporttaschen durch die Gänge des Leistungszentrums, in dem an diesem Tag wieder eifrig am Fußballnachwuchs von morgen gearbeitet wird. Als kurz vor elf Uhr am Vormittag plötzlich die großen Jungs um Oliver Kahn (in der Bildmitte links, gefolgt von Thomas Strunz) ums Eck kommen, geht das Getuschel los. "Hey, da ist der Kahn!" "Da, der Effenberg!" "Wo?" "Der mit den blonden Haaren!" "Geil!"

Bis diesen Mittwoch absolvieren die ehemaligen Fußballprofis Stefan Effenberg, Michael Tarnat, Thomas Strunz, Oliver Kahn, Uwe Gospodarek, Gerhard Poschner (von rechts), Bernd Schneider und Lars Ricken (nicht im Bild) das erste von insgesamt vier dreitägigen Kompaktseminaren in der Sportschule Oberhaching, nach deren Ende sie die A- und B-Trainerlizenz in der Tasche haben. Noch nie in der Geschichte des DFB hat es so einen illustren Kreis an Trainerkandidaten auf einem Fußballplatz gegeben. Ein Champions-League-Sieger als Schüler? Ein Europameister als gelehriger Geselle?

Bernd Stöber (vorne), der DFB-Lehrgangsleiter, bleibt völlig gelassen. "Kommt ihr bitte mal rüber?", ruft er seine exklusiven Schüler zusammen. Als zwei von ihnen weiter ins Gespräch vertieft sind, wiederholt er: "Oliver, Uwe, kommt ihr mal?"

Als ehemalige Torhüter haben Kahn und Gospodarek nun mal besonders viele Ansichten auszutauschen, während Bernd Schneider (2.v.r.), der als Spieler weißer Brasilianer genannt wurde, für das neue Leben als Fußballexperte im dunklen Trainingsanzug Hütchen verteilt. Auf dem Übungsplatz eins, neben dem gerade die Mädchen-Auswahl von Niedersachsen ein Trainingsspiel gegen Berlin abhält, soll Schneider an diesem Vormittag die erste Trainingsübung zum Defensivverhalten umsetzen, die C-Jugend des FC Bayern stellt sich ihm netterweise als Spielgefährte zur Verfügung.

"Stopp", ruft Schneider immer wieder, um die Übungen für kurze Anweisungen zu unterbrechen. Früher hat er es gehasst, beim Fußballspielen unterbrochen zu werden.

Nach einer halben Stunde löst ihn Tarnat (weißes Trikot) ab, ...

Effenberg übernimmt es jetzt, die Gruppe der Angreifer für die gemeinsame Übung anzuleiten.

Mit raumgreifenden Armbewegungen schickt er die Jungs über den Rasen, als Tarnat eine Anmerkung herüberwirft, antwortet Effenberg mit einem belustigten: "Ja, Trainer."

Als die Lehreinheit auf dem Rasen nach einer guten Stunde endet, bitten die Jugendspieler Kahn und Effenberg noch um Autogramme auf Trikots und Bällen, auch Fotos werden gemacht.

Die anderen Trainer-Lehrlinge dürfen derweil schon in die Kabine. An manchen Dingen ändert sich eben nie etwas.

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Quelle:
sueddeutsche.de/SZ vom 20. April 2011
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