European Championships:Einstimmiger Bann

European Championships: Hofft auf baldige Entspannung: Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark GmbH, hier bei einer Pressekonferenz zur Fußball-Europameisterschaft 2020, die letztlich um ein Jahr verschoben wurde.

Hofft auf baldige Entspannung: Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark GmbH, hier bei einer Pressekonferenz zur Fußball-Europameisterschaft 2020, die letztlich um ein Jahr verschoben wurde.

(Foto: Martin Hangen /Plusphoto/Imago)

Russland und Belarus sind von der Multi-Europameisterschaft im August in München ausgeschlossen, zudem unterstützt die Olympiapark GmbH ukrainische Sportler und Flüchtlinge. Zuversicht bringt die Aussicht auf einen weitgehenden Wegfall der Corona-Maßnahmen.

Von Ralf Tögel

Jammern ist nicht die Sache von Marion Schöne, lieber blickt sie nach vorne: "Wir sind guter Hoffnung, dass wir im zweiten Quartal des Jahres einen Neustart hinbekommen." Die Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH (OMG) spricht von den Auswirkungen der Pandemie, die nach Lage der Dinge "noch nicht vorbei ist". Die Hoffnung auf Entspannung ist aber groß, erklärt Schöne, denn die vergangenen beiden Jahre "haben uns schon gebeutelt". Und Corona ist nicht die einzige Krise, die das Land derzeit plagt, auch der Krieg in der Ukraine hat vielfach Auswirkungen - auch auf die OMG.

In einer Sitzung am vergangenen Dienstag beschlossen die zuständigen Gremien einstimmig, dass bei den European Championships russische und belarussische Delegationen ausgeschlossen werden. Somit fehlen bei der Multi-Europameisterschaft, die in den Sportarten Leichtathletik, Turnen, Radsport, Rudern, Kanu, Beachvolleyball, Tischtennis, Triathlon und Klettern vom 11. bis 21. August in München stattfinden wird, 400 bis 500 Aktive, Trainer, Betreuer und Funktionäre aus den gebannten Ländern. "Hotelbuchungen müssen storniert werden", erklärt Schöne, zudem würden nicht die besten Athletinnen und Athleten am Start sein. Gerade Leichtathletik, Kunstturnen oder Beachvolleyball dürften betroffen sein, dennoch fiel die Entscheidung einstimmig aus. In nahezu allen europäischen Sportverbänden hatte sich schon vorher der Entschluss manifestiert, die beiden kriegstreibenden Länder von allen Wettbewerben auszuschließen.

Neben den Verbänden sprachen sich auch das LOC (Local Organising Committee) des Veranstalters München, der Rechteinhaber ECM (European Championships Management) und die übertragende Europäische Rundfunkunion (EBU) für die Ächtung aus: "Es ist richtig, auch im Sport eine klare Haltung gegen die russische Invasion in der Ukraine zu zeigen", bekräftigte Schöne, betonte aber, dass die Entscheidung keinesfalls "gegen die Athleten ist", Viele von ihnen seien gegen den Krieg, könnten dies aber nicht so einfach kundtun: "Hut ab vor denen, die es getan haben." Dabei habe die OMG bewusst "gegen unseren Vertrag gehandelt", so Schöne, der dazu verpflichte, die besten Sportler in ihren Disziplinen an den Start zu bringen. Der moralische Aspekt habe aber vertragliche und rechtliche Bedenken überwogen. "Mir tun die Athleten leid, die auch in Folge von anderen Wettkämpfen ausgeschlossen werden", sagte Schöne, denn die EM in München hätte auch weiterführende Qualifikationsfunktionen - wie etwa für Weltmeisterschaften.

Die OMG unterstützt die ukrainischen Sportler nach Kräften, auch die Aufnahme von Flüchtlingen wird angeboten

Rückendeckung für die Entscheidung gab ECM-Vorstand Libor Varhanik: "Jede unserer Sportarten hat bereits bestätigt, dass sie russische und weißrussische Athleten und Funktionäre nicht zu ihren Veranstaltungen einlädt oder die Teilnahme erlaubt", die Ausgrenzung sei in Abstimmung mit den Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB ) und anderen internationalen Sportverbänden gefallen. Auch eventuelle Klagen von Verbänden, wie im Fußball bereits geschehen, werden in Kauf genommen.

Die ukrainischen Sportler, die ja ebenfalls betroffen sind, sei es durch fehlende Trainingsmöglichkeiten oder weil sie schlicht nicht teilnehmen können, würden jede erdenkliche Unterstützung erfahren, bekräftigt die OMG-Chefin.

Dabei wird bereits jetzt schon vieles getan im Olympiapark für die Opfer des Krieges, so sei die kleine Olympiahalle voll mit Sachspenden für die Ukraine, auch die Aufnahme von Flüchtlingen sei eine Option: "Die werden wie schon 2015 im VIP-Bereich des Olympiastadions untergebracht."

Es gibt aber auch hoffnungsvolle Aussichten, sagt Schöne, am 20. März fallen bekanntlich weitgehend die Corona-Beschränkungen. Das kann sich angesichts ständig steigender Zahlen im Freistaat zwar jederzeit ändern - so hat die bayerische Staatsregierung bereits eine Verlängerung der Hygienemaßnahmen bis Anfang April verfügt -, aber zumindest die Regelungen bei den Zuschauerkapazitäten in den Hallen und Stadien dürften nicht mehr kippen. Schon im März sind einige Veranstaltungen geplant, im April ist der Park bereits ausgebucht. Und am 5. Juni kommen die Stones zum Open-Air-Konzert in den Park, erzählt Schöne: "Dann geht es wieder richtig los." Verbunden mit der Hoffnung, dass bald danach auch der Sport mal wieder im Mittelpunkt steht.

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