Europapokalsperre für Manchester City:Ein Hauch von Gerechtigkeit

General view of the Etihad Stadium during the UEFA Champions League match between Manchester City and Atalanta at the Et; City

Bitte den Champions-League-Rasen nicht betreten! Die Uefa verbannt City aus der Königsklasse.

(Foto: imago images/PRiME Media Images)

Das harte Durchgreifen der Uefa lässt den Glauben zu, dass Regeln im Fußball tatsächlich für alle gelten. Doch warum trifft es nur Manchester City und nicht auch das ähnlich prassende Paris Saint-Germain?

Kommentar von Sebastian Fischer

Es gibt einen Satz von Simon Pearce, den Fußballfans bislang aus gutem Grund für das Motto gehalten haben könnten, nach dem Funktionäre im Fußball ihre Geschäfte organisieren. "Wir können machen, was wir wollen", schrieb Pearce, Vorstandsmitglied von Manchester City, im Frühjahr 2013 in einer E-Mail an einen Kollegen. So steht es in den "Football Leaks", den vom Spiegel und anderen europäischen Medien veröffentlichten Dokumenten, in denen unter anderem Dokumente auftauchten, die nahe legen, dass der aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Unsummen finanzierte Premier-League-Klub die Regeln des europäischen Fußballs jahrelang umging. Nun ist allerdings klar: Die Fußball-Geschäftemacher können doch nicht machen, was sie wollen. Jedenfalls nicht alles und immer.

Es ist sehr selten, dass im Sport Regelverstöße auf höchster Ebene konsequent geahndet werden, von verantwortungsbewusstem Handeln ganz zu schweigen. Financial Fairplay, die von Europas Fußball-Verband Uefa erfundene Regel für integren Wettbewerb, war da bislang keine Ausnahme. Sie besagt vereinfacht dargestellt, dass Klubs über einen Zeitraum von drei Jahren nicht signifikant mehr ausgeben dürfen als sie einnehmen. Zu den Bestraften zählten bislang aber eher Vereine wie CFR Cluj (Rumänien) oder Ekranas Panevezys (Litauen), zu den Verschonten viele große Namen der Branche. Dass Europas Fußball-Verband nun Manchester City für zwei Jahre aus der Champions League ausgeschlossen hat, also eine der spektakulärsten Mannschaften der Welt mit den vielleicht dreistesten und sicher ehrgeizigsten Eigentümern, ist eine erfrischende Abwechslung mit großer Wirkung.

Dass Manchester nicht nach den Regeln spielt, war angesichts von geschätzten Transferausgaben von weit mehr als einer Milliarde Euro in den vergangenen zehn Jahren bereits mit einer soliden Ausbildung in den Grundrechenarten zu erahnen. Erst die Veröffentlichung der "Football Leaks", die aufzeigten, wie die Millionen von Eigner Sheikh Mansour als Sponsorenzahlungen aus Abu Dhabi getarnt wurden, leitete die Ermittlungen ein. Die Strafe ist also auch das Verdienst des Football-Leaks-Gründers Rui Pinto, der für manche ein Whistleblower und andere ein Hacker ist, und der in Portugal in 147 Fällen angeklagt ist - Gesetzesverstöße, die er alle bestreitet. Die Strafe für City ist ein Gewinn für alle, die an etwas Gerechtigkeit im Fußball-Business glauben wollen. Sie ist auch ein Gewinn für die in Deutschland mitunter belächelten Streiter für die sogenannte 50+1-Regel, die sich gegen die Annahme wehren, nur mit einer Öffnung für Investoren sei Erfolg noch möglich. Die Strafe macht auch die viel kritisierte Financial-Fairplay-Regel glaubwürdiger. Und doch muss man die Uefa wohl mit einer Einschränkung loben.

Manchester City hat sich gegen die Veröffentlichungen der "Football Leaks" stets gewehrt, genauso gegen die Ermittlungen der Uefa. Und der Streit mit dem Verband ist nicht vorbei. City zieht nun vor den internationalen Sportgerichtshof Cas. Zum einen werfen die Engländer, ihrer belegten Verfehlungen zum Trotz, der Uefa Voreingenommenheit vor. Und darüber hinaus stellt sich die Frage, wieso eigentlich nun nicht auch von Paris Saint-Germain die Rede ist, dem ähnlich unverhältnismäßig prassenden Klub. PSG, alimentiert aus Katar, hält mit 222 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar immer noch den Rekord für die höchste Ablösesumme in der Fußballgeschichte. Gegen PSG stellte die Uefa die entsprechenden Ermittlungen allerdings ein. Der Vorsitzende exakt jener Finanzkontrollkammer, die nun Manchester verurteilte, beschrieb dies laut New York Times als "offenkundig falsche" Entscheidung seines Kollegen in der Untersuchungskammer der Kontrollkammer. Als die Uefa die Ermittlungen wiederaufnehmen wollte, war demnach angeblich eine albern anmutende Zehn-Tages-Frist für eine Nachprüfung verstrichen.

Falls dies nun sehr nach üblichem Fußballfunktionärswesen klingt, passt auch die nächste Information ins Bild: PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi sitzt im Uefa-Exekutivkomitee. Für wirklich mehr Glaubwürdigkeit im europäischen Fußball braucht es also noch mindestens eine weitere Mitteilung wie die vom Freitag.

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