Europapokal-Jubiläum des BVB:Libudas unerhörter Lupfer für die Ewigkeit

Vor 50 Jahren gewann Borussia Dortmund als erste deutsche Mannschaft den Europapokal. Im Finale von Glasgow passierten die erstaunlichsten Dinge.

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Europapokalfinale der Pokalsieger Borussia Dortmund FC Liverpool 2 1 n V am 5 5 1966 in Glasgo; Europapokal Finale 1966 Dortmund gegen Liverpool in Glasgow

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Am 5. Mai 1966 herrscht in Glasgow vor dem Stadion Hampden Park eine beißende Spannung. Es geht zu wie zwischen rivalisierenden Straßenbanden. Es ist der Tag des Finales des Europapokals der Pokalsieger. Borussia Dortmund trifft auf den FC Liverpool. Schon vor Spielbeginn belauern sich die Anhängergruppen der beiden Mannschaften. Dortmund tritt als Außenseiter an. Die "Reds" sind die Übermannschaft dieser Zeit, ihr Trainer Bill Shankly schon damals eine Legende. Und Shankly behauptet vor dem Spiel, seine Spieler seien die "Unbezwingbaren".

Die Kapitäne Wolfgang Paul li BVB und Ron Yeats Liverpool mit Schiedsrichter Schwinte Frankre; Europapokal Finale 1966 Dortmund gegen Liverpool in Glasgow

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Der Dortmunder Kapitän Wolfgang Paul (l.) gibt seinem Pendant Ron Yeats vor dem Finale die Hand. Der Abwehrmann aus Liverpool spielt im Endspiel eine entscheidende Rolle.

Denn von Beginn an hat die BVB-Offensive Probleme gegen die englischen Riegel. Ein Angriff nach dem anderen zerschellt an dem 1,90-Meter großen Abwehrbullen Yeats. Vor allem die Flanken von Flügelspieler Reinhard "Stan" Libuda köpfelt der Liverpooler mit aller Routine aus der Gefahrenzone.

Europacup der Pokalsieger 1966 Borussia Dortmund FC Liverpool 2 1 n V am 5 5 1966 in Glasgow Si; Europapokal Finale 1966 Dortmund gegen Liverpool in Glasgow

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Doch ewig hält der Widerstand von Yeats und seinen Defensiv-"Lads" nicht. Siegfried Held (r.) belohnt die Dortmunder Angriffsbemühungen in der 61. Minute und bringt den Außenseiter in Führung.

Nach einem Lupfer hinter die Abwehr umzingeln den Stürmer drei Liverpool-Verteidiger. Der Deutsche überlegt nicht lange und schickt den Ball per Volley Richtung Tor. Liverpools Schlussmann Tommy Lawrence reißt die Arme spät hoch, berührt den Ball leicht, doch den Einschlag ins Netz verhindert er nicht. 1:0 für Dortmund.

Die Führung hält nur kurz: Sieben Minuten später kassieren die BVB-Spieler den Ausgleich durch Torjäger Roger Hunt. Die Liverpool-Anhänger stürmen vor Freude den Platz. Nach Wiederanpfiff gelingt keiner Mannschaft ein weiterer Treffer. Verlängerung.

Europacup der Pokalsieger 1966 Borussia Dortmund FC Liverpool 2 1 n V am 5 5 1966 in Glasgow Li; Stan Libuda

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In der 106. Minute der Nachspielzeit legt dann Stan Libuda (Mitte) ein sehenswertes Kunststück hin, das ihn nach dem Spiel zum begehrtesten Feierpartner macht: Wieder taucht Torschütze Held vor Liverpools Torhüter auf. Doch diesmal hält der englische Schlussmann weit draußen an der Strafraumgrenze den Ball. Der abgewehrte Schuss landet im rechten Mittelfeld, 30 Meter vom Tor entfernt.

Dort erwarten ihn die feinfühligen Füße von Stan Libuda. Der Flügelspieler setzt zu einem unerhörten Lupfer an, der Ball segelt durch die Luft, senkt sich wenige Meter vor dem Tor und kracht an den Pfosten. Der Ball wäre wohl herausgesprungen, doch hinter ihm fliegt Yeats her und drückt das Spielgerät unabsichtlich zum entscheidenden 2:1 über die Linie. Die Borussia gewinnt das Spiel - und damit als erste deutsche Mannschaft überhaupt einen Europapokal.

Europapokalfinale der Pokalsieger Borussia Dortmund FC Liverpool 2 1 n V am 5 5 1966 in Glasgo; Europapokal Finale 1966 Dortmund gegen Liverpool in Glasgow

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Dirigent des sensationellen Erfolgs ist Trainer Willi Multhaup, genannt "Fischken" (2. v. l.). Der Dortmunder Trainer hält vor dem Finale eine Rede, die jedem ausschweifenden Film über Sportpathos entspringen könnte. "Zehnmal spielen wir gegen Liverpool, neunmal verlieren wir. Aber heute ist der Tag unseres Sieges", hatte er seiner Mannschaft vor dem Spiel gesagt. Er sollte recht behalten.

Dortmund gewinnt Europapokal der Pokalsieger

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Die Dortmunder feiern ihren Erfolg ungewöhnlich brav. "Es gab 'ne Flasche Bier im Hotel, vielleicht zwei. Mehr war nicht, denn nicht mal unser Vorstand hatte uns diesen Sieg zugetraut. So war dat eben", erzählt der damalige Torhüter Hans Tilkowski.

(Foto: Die Pokalsieger, hinten von links: Wilhelm Sturm, Siegfried Held, Wolfgang Paul, Trainer Willi Multhaup, Rudi Assauer, Lothar Emmerich; vorn: Reinhard Libuda, Dieter Kurrat, Theo Redder, Torwart Hans Tilkowski und Gerhard Cyliax)

Autokorso nach Dortmunds Sieg über Liverpool 1966

Quelle: dpa

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Einen Tag später bekommen die Pokalsieger dann doch noch eine gebührende Feier. Sie werden in Dortmund von Hunderttausenden empfangen. Tilkowski erinnert sich an die Ankunft: "Schon auffer B1 hat man die Fahnen gesehen." Später bahnt sich der Autokorso angeführt von Trainer Multhaup (im Auto links) und Kapitän Paul (mit Pokal) den Weg durch ein Spalier jubelnder Menschen. Sie haben es eilig, denn die Stadt Dortmund gratuliert mit einem Spargelessen.

© SZ.de/sid/dpa/tbr/jbe/rus
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