Uwe Seeler kämpfte, Uwe Seeler rackerte und Uwe Seeler schoss Tore, Tore, Tore. Aber dass Uwe Seeler auch mal einen Fehlpass spielte - das kommt einem in der Erinnerung an "Uns Uwe" so unendlich unvorstellbar vor wie ein Eigentor von Franz Beckenbauer. Und doch: Es kam vor, und einer seiner folgenreichsten Fehlpässe unterlief Seeler in einem Europapokal-Spiel seines Hamburger SV gegen Barcelona.
Am 12. April 1961 spielen Seeler, Charly Dörfel & Co. im Halbfinal-Hinspiel des Europapokals der Landesmeister im Camp-Nou-Stadion - und schlagen sich gut. Den Katalanen gelingt ein einziger Treffer durch Evaristo (im Bild), das Spiel endet 1:0. Zwei Wochen später trumpfen die Hanseaten im heimischen Volksparkstadion auf, erst trifft Peter Wulf, dann erhöht Seeler, und nach 90 Minuten wären die Hamburger die Sieger. Doch dann kommt die Nachspielzeit, Seeler unterläuft ein Fehlpass, und Sandor Kocsis, Mitglied der ungarischen Final-Mannschaft von 1954, markiert aus Sicht von Barça das 1:2.
Damit ist der HSV wegen der weniger erzielten Auswärtstore ausgeschieden - mag der heutige Fußball-Fan denken. Doch 1961 gilt diese Regel noch nicht, und es kommt zu einem Entscheidungsspiel. Am 3. Mai treffen die beiden Mannschaften im Brüsseler Heysel-Stadion erneut aufeinander, und wieder ist es der Barça-Spieler Evaristo, der das Spiel entscheidet; sein Tor in der 44. Minuten bleibt der Treffer des Tages.
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