Europa League: 3. Spieltag:Maricas Tänzchen genügt

Dank seines kunstvoll jubelnden Stürmers bezwingt der VfB Stuttgart den FC Getafe 1:0 und kann fast schon für die Zwischenrunde planen, Borussia Dortmund droht hingegen das vorzeitige Aus. Bayer Leverkusen gähnt sich zu einem 0:0.

Der VfB Stuttgart ist in der Europa League einfach nicht wieder zu erkennen: Gegen den FC Getafe schafft der VfB den dritten Sieg im dritten Gruppenspiel und kann fast schon für die Zwischenrunde planen. Mit seinem Tor in der 29. Minute sorgte Ciprian Marica für den ersten Stuttgarter Sieg gegen eine spanische Mannschaft - der VfB hätte sogar noch höher gewinnen können.

VfB Stuttgart v Getafe - UEFA Europa League

Tor, Tänzchen, Heimsieg: Ciprian Marica ist gegen den FC Getafe der entscheidende Mann beim VfB Stuttgart.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor 17.400 Zuschauern in der Baustelle Mercedes Benz Arena zahlte sich Trainer Jens Kellers Festhalten an Marica aus, der bereits beim 2:2 gegen Schalke 04 den Vorzug vor Pawel Pogrebnjak erhalten hatte. "Das war ein wichtiger Sieg für uns. Das gibt Selbstvertrauen für das nächste Spiel", sagte der Torschütze und forderte mit Blick auf das Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen den FC St. Pauli "einen Sieg. Nichts anderes". Bei Kellers Heimpremiere bemühte sich der VfB um spielerische Akzente. Gegen defensiv orientierte Spanier gelang das erst nach der Führung besser. Getafe spielte erst nach dem Rückstand mit und hatte in der Schlussphase dank der fahrlässigen Chancenverwertung der Gastgeber die Chance zum Ausgleich.

Keller hatte bei seinen Personalentscheidungen ein glückliches Händchen. Im Sturm überzeugte Marica neben dem gesetzten Cacau. Für Serdar Tasci (muskuläre Probleme) spielte Khalid Boulahrouz. "Wir haben heute als Mannschaft sehr gut gespielt. Heute war das für mich ein sehr schönes Gefühl, auf meiner Position zu spielen. Da kann ich zeigen, was ich drauf hab. Wir brauchen noch einen Punkt, bis wir weiter sind", sagte der niederländische Vize-Weltmeister. Er hatte in der Innenverteidigung neben Georg Niedermeier bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung (75.) keine Probleme.

Von Beginn an waren die Gastgeber die agilere Mannschaft. Marica prüfte in der 23. Minute den Schlussmann der Spanier, durfte dann aber wenig später jubeln. Nach Zuspiel von Zdravko Kuzmanovic scheiterte der Rumäne noch im ersten Versuch am herausgeeilten Oscar Ustari, traf dann aber aus spitzem Winkel ins leere Tor. De Treffer folgte ein Tänzchen an der Seitenlinie - bei dem Marica durchaus Talent als Michael-Jackson-Imitator erkennen ließ.

Nach der Pause hatten Marica (46.) mit einem Kopfball und wenig später Cacau gute Möglichkeiten zur Vorentscheidung, doch Getafes Schlussmann Ustari hielt. Die fahrlässige Stuttgarter Chancenauswertung hätte sich beinahe gerächt, denn der eingewechselte Jaime Gavilan sorgte gleich zweimal für höchste Gefahr im VfB- Strafraum. Auf der Gegenseite ging der Distanzschuss von Kuzmanovic nur knapp am rechten Pfosten vorbei (62.), sowohl Camoranesi als auch das eingewechselte Stuttgarter Eigengewächs Patrick Funk (78.) hatten das 2:0 auf dem Fuß. Auch der eingewechselte Pogrebnjak (82./88.) verpasste die Entscheidung.

Stuttgarts Trainer Keller sagte anschließend: "Wir haben unser erklärtes Ziel erreicht. Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden. Wir nehmen ein gewisses Selbstvertrauen für Sonntag mit. Geärgert hat mich nur, dass wir zum Schluss unsere Chancen leichtfertig vergeben haben"

VfB Stuttgart - FC Getafe 1:0 (1:0)

Stuttgart: Ulreich - Celozzi, Boulahrouz (75. Bah), Niedermeier, Boka - Träsch (65. Funk), Kuzmanovic - Camoranesi, Cacau, Gentner - Marica (66. Pogrebnyak)

Getafe: Ustari - Pintos, Diaz, Rafa, Marcano - Borja - Sanchez (46. Casquero), Albin (72. Colunga) - Arizmendi (46. Gavilan), Miku, Manu

Tor: 1:0 Marica (29.)

Schiedsrichter: Anastasios Kakos - Zuschauer: 17.400

Gelbe Karten: Gentner (2) - Marcano

Dortmund gewinnt wieder nicht

Ausgerechnet Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund droht von den drei deutschen Vertretern in der Europa League das frühe Aus schon nach der Gruppenphase. Nach dem 1:1 (0:0) gegen den französischen Pokalsieger Paris St. Germain hat die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp nach drei Spieltagen lediglich vier Punkte gesammelt. Die nächste Begegnung am 4. November in Paris hat für den BVB bereits den Charakter eines Endspiels.

Vor 50.200 Zuschauern rettete der eingewechselte Clement Chantome den Gästen in der 87. Minute mit dem 1:1 einen Punkt, nachdem der BVB in der 50. Minute durch Nuri Sahin in Führung gegangen war. Die Dortmunder knüpften zunächst an die zuletzt überzeugenden Leistungen in der Bundesliga an und dominierten den Tabellendritten der Ligue 1, der zuvor sieben Pflichtspiele ungeschlagen und ohne Gegentor geblieben war. Am Ende leistete sich die Borussiazu viele Konzentrationsschwächen, sodass Paris noch der Ausgleich glückte.

"Dass wir nur Unentschieden gespielt haben, ist nicht schlimm. Es ist nicht so, dass wir aus diesem Unentschieden nichts machen können, denn wir haben immerhin einen Punkt geholt und festgestellt, dass wir den Gegner auswärts schlagen können", sagte Klopp nach dem Abpfiff. Der Gegentreffer war für den BVB-Coach irregulär: "Der Gegner ist in einer unübersichtlichen Situation durch ein Abseitstor zum 1:1 gekommen."

Bis auf eine Position hatte Trainer Jürgen Klopp jene Formation aufs Feld geschickt, die am vergangenen Freitag mit dem 2:1 beim 1. FC Köln die Tabellenführung in der Bundesliga erobert hatte. Auf der linken Seite kam erstmals in dieser Saison der Brasilianer Dede nach seiner langen Verletzungspause für Marcel Schmelzer zum Einsatz. Der U21-Europameister fehlte wegen der Gelb-Roten Karte im vergangenen Europa-League-Gruppenspiel gegen den FC Sevilla (0:1). Die technisch starken Franzosen versteckten sich nicht, doch Dortmund präsentierte sich gut organisiert.

Die erste große Chance des Spiels ergab sich für den BVB, als Lucas Barrios nach einer Flanke von Shinji Kagawa in der 14. Minute nur den Pfosten traf. Der erste Torschuss der Gäste von Peguy Luyindula wurde erst in der 20. Minute registriert. Doch Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller, an dessen Verpflichtung die Franzosen am Tag vor dem Spiel öffentlich Interesse bekundet hatten, parierte ohne Mühe. Die einzige Chance für Paris bis zur Halbzeitpause vergab Mamadou Sakho, der das BVB-Tor mit seinem Kopfball (36.) nur knapp verfehlte.

Nach der Pause verstärkte Dortmund den Druck. Der eingewechselte Mario Götze verfehlte das Tor knapp, dann nutzte Sahin per Elfmeter die Chance zum Führungstreffer. Sakho hatte Jakub Blaszczykowski im Strafraum zu Fall gebracht.

Abwehrspieler Neven Subotic fasste den unglücklichen Abend zusammen: "Wir waren mutig und haben großen Aufwand betrieben. Die Chancen waren da, wir hätten sie nur nutzen müssen."

Borussia Dortmund - Paris St. Germain 1:1 (0:0)

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Hummels, Subotic, Dede - Sven Bender (46. Götze), Sahin - Blaszczykowski (82. Feulner), Kagawa (66. Lewandowski), Großkreutz - Barrios.

Paris: Edel - Jallet, Camara, Sakho, Tiene - Makelele, Bodmer (68. Clement) - Sessegnon, Nene (82. Chantome) - Luyindula, Mevlüt Erdinc (72. Hoarau).

Tore: 1:0 Sahin (50.,Foulelfmeter), 1:1 Chantome (87.)

Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden) - Zuschauer: 50.200

Gelbe Karten: - Tiene (2)

Leverkusen Erster - trotz 0:0

Mit einem B-Team hat Bayer Leverkusen einen großen Schritt zur K.o.-Runde in der Europa League gemacht. Die von Trainer Jupp Heynckes völlig neu formierte Elf schaffte bei Aris Saloniki ein 0:0. Die Griechen sind damit seit über 40 Jahren und nunmehr 23 Heimpartien im Europacup ungeschlagen. "Man hat gesehen, dass das Stadion ein Hexenkessel ist. Ich denke, dass es hier nicht einfach ist, Fußball zu spielen", sagte Heynckes: "Wir haben nicht viel zugelassen, nur eine Chance. Mit dem Punkt können wir gut leben."

Sein Kapitän Simon Rolfes sah das ähnlich. "Das Spiel war von der Defensive geprägt. Wir wollten zu null spielen und das haben wir geschafft", sagte er, stellte aber auch kritisch fest. "So richtig zu großen Chancen sind wir auch nicht gekommen." Letztlich störte das die Leverkusener aber nur wenig. Zwar spielten sie nur mäßig, dennoch verteidigten sie ihre Führung in der Gruppe B auch nach dem dritten Spieltag. Mit fünf Punkten hat der Bundesliga-Dritte nun beste Aussichten, die Gruppenphase auf europäischer Bühne zu überstehen. Schließlich müssen Atletico Madrid (vier Punkte) und Saloniki (vier) noch in der BayArena antreten.

Heynckes hatte bei seiner Mannschafts-Aufstellung schon das Gipfeltreffen in der Bundesliga am Sonntag gegen den Tabellenzweiten Mainz 05 im Blick. Die Stammkräfte Daniel Schwaab, Tranquillo Barnetta, Sidney Sam, Eren Derdiyok und Arturo Vidal ließ er auf der Bank und schonte sie zunächst. Der finnische Abwehrspieler Sami Hyypiä fehlte ohnehin wegen einer Bänderverletzung, die er sich im Abschlusstraining zugezogen hatte. Dagegen durfte Kapitän Simon Rolfes erstmals seit einem Jahr wieder von Beginn an spielen, nachdem er nach drei Knieoperationen 241 Tage hatte pausieren müssen.

Nach vorne ging für Leverkusen kaum etwas, doch immerhin in der Deckung standen sie sicher. Immer wieder störten sie den Spielaufbau der über weite Strecken harmlosen Griechen. Sergio Koke (13.) gelang vor der Pause der einzige Schuss auf das Tor von Rene Adler - eine echte Prüfung war die Aktion aber nicht für den Bayer-Schlussmann. So hatten die Gäste aus Deutschland in der ersten Hälfte der erschreckend schwachen und bisweilen überharten Partie die einzige ernsthafte Möglichkeit. Mit einem 20-Meter-Freistoß zwang Michal Kadlec (40.) Griechenlands Nationaltorwart Michalis Sifakis zu einer Glanzparade.

Aris Saloniki - Bayer Leverkusen 0:0

Saloniki: Sifakis - Vangeli, Ronaldo Guiaro, Lazaridis, Michel - Javito, Faty, Juan Toja, Toni Calvo - Koke (70. Mendrinos), Carlos Ruiz

Leverkusen: Adler - Vida, Friedrich, Reinartz, Kadlec - Bender, Balitsch (61. Vidal) - Rolfes (76. Derdiyok) - Kaplan, Jørgensen (60. Barnetta) - Helmes

Schiedsrichter: Ingvarsson (Schweden) - Zuschauer: 22 000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Faty / Kadlec

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