Gewinner der Europa League:Eigentlich heißt es FC-Sevilla-Cup

Der nächste Europa-League-Sieger kommt aus London: Arsenal und Chelsea spielen an diesem Abend um den Titel. Zuvor dominierten Spanier: ein Rückblick auf die Finals der vergangenen zehn Jahre.

Von Dariusch Rimkus

Schachtar Donezk - Werder Bremen 2:1 n.V.

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(Foto: imago/ABC Medya)

Das Finale 2009 war bislang Bremens letzter Auftritt auf großer europäischer Bühne. Es war auch das letzte Finale, in dem um den Uefa Cup gespielt wurde. Der Wettbewerb wurde in der folgenden Saison durch die Europa League abgelöst. Im Stadion von Fenerbahce Istanbul lief eine Werder-Mannschaft auf, die gespickt war mit klangvollen Namen wie Torsten Frings, Frank Baumann und nicht zuletzt Claudio Pizarro. Dazu gesellte sich ein 20 Jahre junger Mesut Özil, der grade dabei war, seinen Namen in Europa bekannt zu machen. Mit dem FC Arsenal spielt der Mittelfeldspieler zehn Jahre später sein zweites Finale auf europäischer Vereinsebene. Allerdings fehlten Bremen auch ebenso klangvolle Namen - Diego und Hugo Almeida waren gesperrt, Per Mertesacker fehlte verletzt. Der Weg der Bremer ins Endspiel führte über eine Papierkugel im Halbfinale gegen den Erzrivalen Hamburg. Gegen Donezk kam an diesem Abend aber nichts dergleichen zu Hilfe. Die brasilianisch-ukrainische Auswahl um Fernandinho, Willian und Luiz Adriano stellte sich als zu stark für Bremen heraus. Der glückliche Slapstick-Freistoßtreffer Naldos reichte nicht für den Titel.

Atlético Madrid - FC Fulham 2:1 n.V.

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(Foto: imago sportfotodienst)

Es gab wohl selten Fans, die sich mit der Auswärtstorregel so beschäftigten mussten wie die von Atlético Madrid in der Saison 2009/10. Ihrer Mannschaft genügten gerade einmal drei Siege aus neun K.-o.-Spielen, um sich den ersten Titel der neu eingeführten Europa League zu sichern. Nach dem Ausscheiden aus der Champions League schaltete Atlético auf dem Weg zum zweithöchsten Vereinspokal Europas unter anderem Valencia und Liverpool aus. Gegen Fulham gewannen das Team von Trainer Quique Sanchez Florez. im Endspiel mit 2:1 nach Verlängerung im Hamburger Volksparkstadion. Der Uruguayer Diego Forlan schoss beide Tore.

FC Porto - Sporting Braga 1:0

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(Foto: imago sportfotodienst)

Nicolás Otamendi, João Moutinho, Hulk, Falcao, James Rodríguez - in der Saison 2010/11 hatte der FC Porto eine aus heutiger Sicht erlesene Auswahl von Spielern. Trainiert wurden sie von dem zwischenzeitlich nicht weniger namhaften Andre Villas-Boas. Vor allem der Kolumbianer Falcao hatte mit 17 Toren im Wettbewerb - darunter das entscheidende 1:0 im Finale gegen Braga - großen Anteil daran, dass sich Porto den Titel sicherte. Es war insgesamt eine gute Saison für die Portugiesen: In der Liga holte die Mannschaft ungeschlagen mit 21 Punkten Vorsprung die Meisterschaft, machte mit dem Gewinn des Supercups sowie des Pokals das Quadruple perfekt. Kein Wunder bei solchen Spielern.

Atlético Madrid - Athletic Bilbao 3:0

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(Foto: Getty Images)

Dominanz strahlte eine Saison später auch Atlético Madrid aus. Bei der dritten Teilnahme an der Europa League spazierte die Mannschaft von Diego Simeone mit nur einem Unentschieden und einer Niederlage bis ins Finale. Ansonsten reisten die Madrilenen von Sieg zu Sieg und von Runde zu Runde bis nach Bukarest. Auch dort hatten sie kein Erbarmen, auch nicht mit ihren spanischen Nachbarn aus Bilbao. Atlético gewann 3:0, obwohl es nur rund 40 Prozent Ballbesitzt hatte und deutlich seltener aufs Tor schoss. Die hohe Effizienz hatten sie Stürmer Radamel Falcao zu verdanken, der vor der Saison vom FC Porto gekommen war und dort weitermachte, wo er vor einem Jahr aufgehört hatte - er schoss sein Team in einem Endspiel zum Titel. Später sollte dieses Simeone-Atlético beweisen, dass es auch in der Champions League weit kommen kann.

FC Chelsea - Benfica Lissabon 2:1

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(Foto: REUTERS)

Ein bekanntes Bild gab der FC Chelsea ab: 2012 war der englische Klub im "Finale dahoam" gegen den FC Bayern Champions-League-Sieger geworden - bei einem Torschussverhältnis von 27:7 für die Münchner. Chelsea verteidigte ausschließlich, machte das aber ziemlich erfolgreich. Ein Jahr später 2012/13 wiederholten sie die Taktik einfach: In der K.-o.-Phase der Europa League gab es unter anderem ein Unentschieden gegen Slavia Prag, gegen Steaua Bukarest und Rubin Kasan sogar Niederlagen. Auch im Finale gegen Benfica Lissabon waren die Engländer deutlich passiver. Entschieden wurde die Partie nach einer späten Ecke durch einen Kopfball des Londoner Verteidigers Branimir Ivanovic. Paradoxerweise war Chelsea für einige Tage gleichzeitig amtierender Sieger der Champions League und der Europa League.

FC Sevilla - Benfica Lissabon 0:0 n. V. / 4:2 i. E.

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(Foto: AP)

Benfica Lissabon spielte eine tragische Rolle in der Saison 2013/14. In der Gruppenphase der Champions League waren die Portugiesen als Dritter mit 10 Punkten ausgeschieden - eine solche Ausbeute reicht sonst fast immer für das Achtelfinale. Doch Benfica rappelte sich auf, schaltete auf dem Weg ins Europa-League-Endspiel Teams wie Tottenham und Juventus aus. Im Finale wartete Sevilla, es war die Chance, nach sieben vergeblichen Anläufen wieder ein europäisches Endspiel zu gewinnen. Vor dem Finale kursierte der Guttmann-Fluch. Der Ungar Béla Guttmann hatte 1962 nach seinem nicht-einvernehmlichen Abgang als Trainer gesagt, Benfica solle "in hundert Jahren keinen Titel in Europa gewinnen." Und so kam es. Nach der Niederlage gegen Chelsea 2013 verloren sie nun denkbar knapp im Elfmeterschießen. Sevilla wiederum startete mit dem Sieg eine außergewöhnliche Heldenreise in der Europa League.

FC Sevilla - Dnipro Dnipropetrowsk 3:2

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(Foto: dpa)

Dni... Wer? Dnipropetrowsk. Dnipro Dnipropetrowsk. Der Name des ukrainischen Klubs ist ein Albtraum für jeden Kommentator. Er hat sich mit seinem Finaleinzug 2015 seinen Platz in den Geschichtsbüchern der jungen Europa League verdient. Der von einem Oligarchen finanzierte Verein überraschte die europäische Konkurrenz mit einem starken Kollektiv und einer felsenfesten Defensive. Piräus, Amsterdam, Brügge und Neapel konnten Dnipro Dnipropetrowsk auf dem Weg ins Endspiel nicht aufhalten. Dort verloren die Ukrainer in einem wilden 2:3 gegen Sevilla, das damit zum ersten Titelverteidiger des Wettbewerbs wurde. Die Geschichte des spanischen Klubs in der Europa League endet damit nicht - die von Dnipro schon. Der Oligarch verlor sein Interesse am Verein, auf ausbleibende Gehälter folgten Klagen, Spielerflucht, Punktabzüge und der Absturz in die vierte Liga. Selbst die Stadt heißt nicht mehr Dnipropetrowsk, sondern nur noch Dnipro.

FC Sevilla - FC Liverpool 3:1

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(Foto: REUTERS)

Nach Benfica Lissabon und Dnip... ach, Sie wissen schon, versuchte sich der FC Liverpool daran, den FC Sevilla in einem Europa-League-Endspiel zu schlagen. Die von Jürgen Klopp trainierten Engländer gingen 2015/16 sogar in Führung, doch das Selbstvertrauen des zweimaligen Titelträgers ließ sich dadurch nur bedingt erschüttern. Mit 3:1 siegten die Andalusier am Ende, Kapitän Coke traf doppelt. Innerhalb von drei Jahren holten die Spanier drei Mal den Titel. Spätestens jetzt war klar: Eigentlich ist das der FC-Sevilla-Cup.

Manchester United - Ajax Amsterdam 2:0

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(Foto: Getty Images)

Alles andere als souverän schaffte es Manchester United in der Saison 2016/17, die Europa League zu gewinnen. In der Gruppenphase gab es Niederlagen gegen Feyenoord Rotterdam und Fenerbahce Istanbul, in der K.-o.-Phase wurschtelten sich die "Red Devils" bei drei 1:1 gegen Rostow, Anderlecht und Celta Vigo durch. Und auch im Finale blieb sich das Team von José Mourinho in seinen Leistungen treu. Lediglich sieben Schüsse und 30 Prozent Ballbesitz verbuchten sie gegen Ajax Amsterdam und Trainer Peter Bosz. Zyniker würden sagen: typischer Mourinho-Fußball. Ein abgefälschter Schuss von 105-Millionen-Mann Paul Pogba und ein artistischer Treffer von Hernikh Mkhitaryan aus zwei Metern nach einer Ecke entschieden die Partie. Allerdings war die Geschichte dieser Ajax-Mannschaft damals noch nicht zu Ende.

Atlético Madrid - Olympique Marseille 3:0

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(Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters)

Die Spielweise von Mourinhos Manchester United setzte sich glücklicherweise nicht als Trend durch. Mit Olympique Marseille und Atlético Madrid trafen sich zwei aufregendere Mannschaften im Endspiel. Die Franzosen hatten auf dem Weg nach Lyon die beiden Red-Bull-Filialen aus Leipzig und Salzburg geschlagen, Dimitri Payet brillierte mit zehn Scorerpunkten. Altético hielt mit Antoine Griezmann dagegen und nicht weniger beeindruckenden Leistungen gegen Sporting und Arsenal. Das Finale versprach einen Schlagabtausch, brach sein Versprechen aber recht zügig. Griezmann traf bereits nach 21 Minuten, zehn Minuten später musste Payet verletzt vom Platz. Marseilles Hoffnung war dahin. Erneut Griezmann und Kapitän Gabi erledigten den Rest. Nach 2010 und 2012 gewann Atlético den dritten Titel- ebenso erfolgreich ist nur: der FC Sevilla.

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