Europa-League-Qualifikation:Schalke dankt seinem Super-Holländer

Furioser Fußballabend für die deutschen Klubs: Erst droht Schalke 04 gegen HJK Helsinki erneut unterzugehen, dann schießt Klaas-Jan Huntelaar vier Tore und Schalke zieht mit 6:1 in die Gruppenphase ein. Dort steht überraschend auch Hannover 96 - nach einer beeindruckenden Leistung beim FC Sevilla.

Die Chancen waren eher trübe, der Abend lief jedoch ziemlich überragend: Ein furioser Klaas-Jan Huntelaar hat Schalke 04 ein weiteres Fußball-Fest beschert und den DFB-Pokalsieger trotz defensiver Probleme in die Gruppenphase der Europa League geführt. Der niederländische Stürmer wurde am Donnerstagabend mit vier Toren beim 6:1 (2:1) gegen den finnischen Meister HJK Helsinki zum Alleinunterhalter (15. Minute, Foulelfmeter, 25., 49., Foulelfmeter, 62.) und machte das 0:2 im Hinspiel wett.

Europa-League-Qualifikation: Torschütze für Schalke 04: Klaas-Jan Huntelaar.

Torschütze für Schalke 04: Klaas-Jan Huntelaar.

(Foto: AP)

Kyriakos Papadopoulos (56.) und Julian Draxler (82.) durften sich noch in die Torschützenliste für Schalke eintragen, das bereits am vergangenen Sonntag beim 4:2 bei Mainz 05 einen 0:2-Rückstand aufgeholt hatte. Das Tor für die Finnen erzielte Teemu Pukki (20.), der im Hinspiel mit einem Doppelpack der Matchwinner war. Die Finnen ließen besonders in den ersten 20 Minuten eine Vielzahl von Großchancen aus.

"In den ersten 20 Minuten habe ich schon ein wenig gezweifelt, das war teilweise abenteuerlich", sagte Schalke-Trainer Ralf Rangnick nach dem Spiel: "Richtig gut waren wir erst in der zweiten Halbzeit. In der Bundesliga dürfen wir uns in der Defensive so nicht verhalten." Huntelaar hingegen jubilierte: "Wenn du vier Tore machst, bist du der Matchwinner, glaube ich."

Damit können Spieler und Verantwortliche der Schalker in Hochstimmung die Gruppenauslosung am Freitag in Monte Carlo verfolgen, denn der Einzug in die lukrative Gruppenphase hat enorme wirtschaftliche Bedeutung für die finanziell unter Druck stehenden Knappen aus Gelsenkirchen. Am Sonntag folgt dann als Krönung der Westschlager gegen Bundesliga-Tabellenführer Borussia Mönchengladbach.

Huntelaar, in der Bundesliga mit vier Toren nach drei Spieltagen der beste Torjäger, verwandelte den ersten Foulelfmeter sicher. Der für die Finnen spielende Verteidiger Rafinha - nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Schalker Rechtsverteidiger - hatte Raúl zu Fall gebracht, der zyprische Schiedsrichter Leontios Trattou deutete sofort auf den Punkt.

Der Wunsch von Trainer Ralf Rangnick nach einem frühen Tor war in der 15. Minute erfüllt. Doch der finnische Rekordmeister zeigte sich so unerschrocken wie im Hinspiel. Vor allem Teemu Pukki, der schon nach 40 Sekunden eine Großchance vergeben hatte, lehrte den Gelsenkirchenern wieder das Fürchten und erzielte auch das 1:1 (20.).

Dann ließ Huntelaar seine lange verborgene Weltklasse-Qualität aufblitzen, als er sich in einer herausragenden Aktion im Strafraum durchsetzte und mit einem tollen Linksschuss zum 2:1 ins obere lange Toreck traf (25.). Weitere Chancen durch Jefferson Farfan (34.) und Julian Draxler (41.) blieben allerdings ungenutzt. Der Start in die zweite Hälfte hätte dagegen besser nicht sein können. Farfan wurde im Strafraum vom bereits verwarnten Tuomas Kansikas zu Boden gedrückt. Huntelaar blieb auch diesmal eiskalt und verwandelte.

Nur sieben Minuten später beförderte Papadopoulos eine genaue Flanke von Lewis Holtby per Kopf über die Linie. Und die 52.034 Zuschauer in der WM-Arena kamen aus dem Jubeln nicht mehr heraus. Denn Huntelaar schob eine Flanke von Farfan mit der Fußspitze über die Linie. Acht Minuten vor dem Ende machte Draxler das halbe Dutzend perfekt und sorgte für Feierlaune im Stadion.

Hannover ebenfalls weiter

Mit Glück und Kampfkraft hat es Hannover 96 erstmals in die Europa League geschafft. Durch ein 1:1 (1:1) im Playoff-Rückspiel beim FC Sevilla machte Hannover den größten internationalen Erfolg in der Klubgeschichte perfekt. Die Niedersachsen hatten den favorisierten zweimaligen Uefa-Cup-Sieger aus Spanien bereits im Hinspiel mit 2:1 bezwungen.

FC Sevilla - Hannover 96

Torschütze für Hannover 96: Mohammed Abdellaoue (links).

(Foto: dpa)

Der Norweger Mohammed Abdellaoue (23.) brachte den Bundesliga-Zweiten vor 40.000 Zuschauern zunächst in Führung. Sevilla freute sich in der 37. Minute dann über ein Eigentor des Österreichers Emanuel Pogatetz. Ein eigenen Treffer schafften die Spanier aber nicht. Bei Sevilla sah Gary Medel kurz vor Schluss noch Rot.

"Das war sehr schwierig, Sevilla war so etwas wie der Geheimfavorit", sagte Jan Schlaudraff: "Wir haben mit allem dagegengehalten, was wir hatten, und einen großen Fight hingelegt. Ich glaube, dass wir verdient weitergekommen sind. Das hier war ein absoluter Hexenkessel."

Die Spanier wirkten in der kampfbetonten Begegnung aggressiver, die 96er zogen sich zu oft zu weit zurück. Nach einer Viertelstunde traf Alvaro Negredo aus spitzem Winkel nur den Innenpfosten. Piotr Trochowski scheiterte mit seinem Nachschuss nur knapp. Hätte der ehemalige Hamburger getroffen, wäre wohl alles ganz anders gekommen. Doch so schafften die Gäste urplötzlich die Führung. Konstantin Rausch setzte sich auf der linken Außenbahn durch. Abdellaoue lauerte in der Mitte, nahm am Fünfmeterraum die Flanke volley und traf zur umjubelten Führung.

Sevilla steckte den Schock schnell weg. Doch die neue Nummer drei im Tor der deutschen Nationalmannschaft, Ron-Robert Zieler, zeigte, warum er von Bundestrainer Joachim Löw berufen worden ist. Einen gefährlichen Fernschuss von Alvaro Negredo macht der junge Keeper genauso unschädlich wie wenig später einen Volleyschuss von Frederic Kanouté.

Gegen den Ausgleichstreffer war er dann jedoch machtlos. Nach Trochowski-Vorarbeit flankte Diego Perotti in die Strafraummitte. Und vom Schienbein des Österreichers Emanuel Pogatetz prallte der Ball ins Tor.

Aus für den AS Rom

Hingegen hat der AS Rom überraschend die Gruppenphase verpasst. Der dreimalige Meister kam im Playoff-Rückspiel gegen Slovan Bratislava nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Damit konnte das Team von Trainer Luis Enrique die 0:1-Niederlage gegen den slowakischen Meister aus dem Hinspiel nicht mehr wettmachen. Nationalspieler und Ex-Weltmeister Simone Perrotta hatte die Römer vor heimischen Publikum in der 11. Minute in Führung geschossen. Doch in der 82. Minute traf Peter Stepanovsky zum Ausgleich.

Alle weiteren Rückspiel-Ergebnisse lesen Sie hier.

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