Süddeutsche Zeitung

Europa-League-Qualifikation:Schlaudraff narrt Sevilla, Schalke blamabel

Gewaltige Überraschungen in der Europa-League-Quali: Jan Schlaudraff trifft doppelt gegen den FC Sevilla und beschert Hannover 96 einen tollen Europapokal-Abend. Schalke 04 hingegen unterliegt dem krassen Außenseiter aus Helsinki 0:2 und steht vor dem Aus. Trainer Rangnick ist entsprechend wütend.

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Gewaltige Überraschungen in der Europa-League-Quali: Jan Schlaudraff trifft doppelt gegen den FC Sevilla und beschert Hannover 96 einen tollen Europapokal-Abend. Schalke 04 hingegen unterliegt dem krassen Außenseiter aus Helsinki 0:2 und steht vor dem Aus. Trainer Rangnick ist entsprechend wütend. In Bildern. Hannover 96 - FC Sevilla 2:1 (2:1) Was wurde Hannover 96 vor der Partie bemitleidet. Weil der Klub (im Bild Ron-Robert Zieler) mit dem FC Sevilla den schwersten aller möglichsten Gegner erwischt hatte. Weil Hannover den Kampf um die Gruppenphase der Europa League damit eigentlich bereits bei der Auslosung verloren hatte. Es sollte ganz anders kommen.

Denn bereits nach sechs Minuten war es Stürmer Jan Schlaudraff (im Bild), der Hannover mit einem Außenrist-Schuss überraschend in Führung brachte. Beeindruckend vor allem: Hannover stürmte auch anschließend weiter.

Die Führung hielt, bis Sevilla durch Fréderic Kanouté in der 37. Minute zum Ausgleich kam. Hannovers Steven Cherundolo hatte gepatzt - schon stand es 1:1.

Kurz vor der Pause waren es allerdings wieder die wuseligen Hannoveraner, die trafen. Und es war erneut Jan Schlaudraff, mit einem überlegten Schuss vorbei an Sevillas Keeper Andres Palop. Hannover führte gegen den großen Favoriten - ging da etwa noch mehr?

Tore fielen in der zweiten Halbzeit nicht mehr - Hannover rettete damit seinen überraschenden Sieg. "Es ist immer ärgerlich, wenn man zu Hause ein Gegentor kassiert", sagte Trainer Mirko Slomka nach dem Spiel: "Aber die Mannschaft hat alles sehr, sehr gut umgesetzt und wir sind extrem glücklich, dass wir unseren ersten Europapokalauftritt nach 20 Jahren gewinnen konnten." Schiedsrichter: Bas Nijhuis (Niederlande) Tore: 1:0 Schlaudraff (6.), 1:1 Kanoute (37.), 2:1 Schlaudraff (45.) Zuschauer: 43.500 (ausverkauft) Gelbe Karten: Christian Schulz, Stindl - Navarro, Fazio

HJK Helsinki - FC Schalke 04 2:0 (1:0) Anders hingegen die Gefühlslage bei Schalke 04. Dort ist der Weggang des Spaniers Raúl von Schalke 04 anscheinend beschlossene Sache - zu gut passen die Indizien zueinander. Zum wichtigen Europa-League-Qualifikationsspiel nach Helsinki flog Raúl gar nicht erst mit. Laut offizieller Version: Wegen des fiesen Kunstrasens in Helsinki, der Raúls zarten Knien nicht gut bekommt.

Es gibt jedoch auch eine andere Interpretation: Raúl will Schalke aus freien Stücken verlassen - nach den Regularien der Uefa dürfte er jedoch nicht mehr für einen anderen Verein im Europacup antreten, wenn er in Helsinki für Schalke mitgespielt hätte. Deshalb also die Rasen-Version. Demnach lägen die Gründe für Raúls Unzufriedenheit dann doch eher bei...

... Trainer Ralf Rangnick, der Raúl eindeutig weniger Freiheiten gewährt als zuvor Felix Magath.

Wie auch immer: Raúl spielte nicht, Schalke trat trotzdem in Helsinki an - und geriet schnell in Rückstand. Teemo Pukki (links im Bild) gelang in der 18. Minute nach einem Konter ein spektakulärer Distanzschuss, bei dem Schalkes Torwart Ralf Fährmann keine Abwehrchance hatte.

Fast wäre Helsinki schon vor der Pause höher in Führung gegangen, doch Dawda Bah (links im Bild) grätschte nach einem Konter frei vor Fährmann am Ball vorbei. Schalke agierte desolat - und es wurde noch schlimmer.

Denn kurz nach der Pause war es erneut Teemu Pukki, der der Schalker Defensive den Ball klaute, allein aufs Tor zulief und cool zum 2:0 verwertete. Das konnte der junge Pukki selbst kaum glauben.

Schalke gelang an diesem Abend nichts mehr. Trainer Rangnick brachte noch Alexander Baumjohann, Mario Gavranovic und Jose Manuel Jurado. Doch Holtby und Klaas-Jan Huntelaar vergaben passable Gelegenheiten. Helsinki hingegen...

... brachte tatsächlich Jari Litmanen, mittlerweile 40 Jahre alt, hier noch 1997 im Trikot von Ajax Amsterdam.

Schalke musste sich dem europäischen Leichtgewicht aus Helsinki am Ende 0:2 geschlagen geben. "Das ist natürlich ein bitteres Ergebnis. Wir haben gut angefangen, aber unsere Chancen nicht genutzt. Wir waren hinten zu offen und haben uns blöd angestellt", sagte Kapitän Benedikt Höwedes (im Bild).

Rangnick erklärte wütend: "Wir haben über weite Strecken die falschen Mittel gewählt und dem finnischen Bollwerk in die Karten gespielt. Mit diesen Mitteln wäre es auch mit Raul nicht einfacher gewesen." Damit steht seine Elf in der kommenden Woche vor einer höchst schwierigen Aufgabe: Im Rückspiel muss der Klub mindestens drei Tore schießen, um sich doch noch für die Gruppenphase zu qualifizieren. Schiedsrichter: Fernando Teixeira Vitienes (Spanien) Tore: 1:0 Pukki (18.), 2:0 Pukki (54.) Zuschauer: 10.766 (ausverkauft) Gelbe Karten: keine

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